Die Vinschger Top-Verdiener:innen

geschrieben von

Vinschgau - Inspiriert vom Artikel in der „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ am 22. April 2022 „Südtirols Topverdiener:innen“ hat sich der Vinschgerwind durch die Daten vom Wirtschafts- und Finanzministerium gewühlt und so weit destilliert, dass die Topverdiener:innen in den einzelnen Gemeinden des Vinschgaus herausgekommen sind.

von Erwin Bernhart

Wenn der Vinschgerwind vom Vinschgau spricht, ist immer der geografische Vinschgau gemeint. Also vom Reschen bis zur Töll. Der geografische Vinschgau umfasst also 16 Gemeinden - von Partschins bis Graun.

Datenwust
Allgemeine Daten (natürlich nicht personenbezogene Daten) zu Steuerklärungen sind öffentlich. Die Daten des Wirtschafts- und Finanzministeriums (MEF) im Hinblick auf die Steuerklärungen für das Einkommen 2020 umfassen alle Gemeinden Italiens. Aus diesem riesigen Datenwust hat der Vinschgerwind die Daten für die 16 Vinschger Gemeinden herausgefischt und diese Daten nach s6 tabTopverdiener:innen in den 16 Gemeinden untersucht.
Mag sein, dass das Einkommen 2020 das erste Corona-Jahr betroffen hat. Trotzdem sind die veröffentlichten Daten der Transparenz geschuldet und damit - vor allem politisch - zumindest diskussionswürdig. Auch um politische Entscheidungen, etwa in der Frage der derzeit heiß diskutierten Tourismusobergrenze, etwa in der Frage der Infrastrukturen im Tal, etwa in der Frage der strategischen Förderungen und Ähnlichem mehr, fällen und damit wirtschaftspolitisch steuern zu können.

Immer noch Armenhaus
Vergleicht man die Daten des Vinschgau, von denen der Vinschgerwind ausschließlich jene der „Topverdiener:innen“ verwendet, also jene, die ein versteuerbares Einkommen von mehr als 75.000 Euro erklärt haben, mit den Daten landesweit, so bleibt der Vinschgau das Armenhaus des Landes. Vor allem an der Anzahl der Topverdiener:innen aber vor allem auch, was das versteuerbare Einkommen insgesamt betrifft. Ob auch die bäuerlichen Strukturen in den Steuerdaten aufscheinen, ist allerdings fraglich.

Von den rund 428.000 steuerpflichtigen physischen Personen in Südtirol sind mit 42.691 rund 10 % im Vinschgau anzutreffen. Mit einem versteuerbaren Einkommen von insgesamt knapp 740 Millionen Euro hat der Vinschgau einen Anteil von etwas mehr als 7 % am versteuerbaren Einkommen Südtirols. Zum Vergleich: Allein in der Stadtgemeinde Meran werden 750 Millionen versteuerbares Einkommen angegeben (bei 31.547 Steuerpflichtigen). Der Vinschgau ist, im Vergleich, also immer noch unterentwickelt. Allerdings kommt die hohe Anzahl der Steuerpflichtigen auch dadurch zustande, dass Rentner und Studenten mit zeitlich befristeter Arbeitstätigkeit dazuzählen - und im Vinschgau Zupfer und Klauber. Auf diese Erklärung hat ein vom Vinschgerwind konsultierter Wirtschaftsberater aus Schlanders hingewiesen, der auch bei sonstigen Fragen beratend zur Seite gestanden hat. Die miteingerechneten Zupfer und Klauber würden auch das realtiv niedrige Niveau beim versteuerbaren Einkommen im Vinschgau insgesamt erklären.

Topverdiener:innen
Als Top-Verdiener:innen bezeichnet die „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ jene, die in ihrer Steuererklärung ein Einkommen von 75.000 bis 120.000 Euro und ein Einkommen von mehr als 120.000 Euro angegeben haben. Es sind dies die beiden höchsten Einkommenskategorien, die das MEF ausgewiesen hat.
Der Vinschgerwind fasst, wie es die „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ getan hat, beide Kategorien als Topverdiener:innen zusammen.
Im Vinschgau sind das insgesamt 731 Personen. Verglichen mit den Topverdiener:innen in Südtirol (13.812 Personen) ist das ein Anteil von 5,3 %. Die Anzahl ist wahrscheinlich etwas höher, aber das MEF hat aus Gründen des Datenschutzes die Einkommen von mehr als 75.000 Euro in einigen Gemeinden nicht veröffentlicht, so etwa für Martell. Und in den Gemeinden Taufers im Münstertal, Schluderns und Plaus scheinen keine versteuerbaren Einkommen von mehr als 120.000 Euro auf.

Schnals ist top of top
Die Topverdiener-innen der Topverdiener:innen im Vinschgau sind in Schnals beheimatet. Der Durchschnitt des versteuerbaren Einkommens in der Kategorie ab 75.000 Euro, von denen es in Schnals 13 gibt, beträgt rund 175.000 Euro. Davon sind 6 Steuerpflichtige in der Kategorie von einem Einkommen von mehr als 120.000 Euro. Auch dort ist Schnals im Durchschnitt vinschgauweit führend. Denn diese 6 Topverdiener:innen haben 2020 ein Durchschnittseinkommen von knapp 270.000 Euro.
Am anderen Ende befindet sich Taufers im Münstertal. Dort sind keine Steuerpflichtigen angeführt, die mehr als 120.000 Euro steuerpflichtiges Einkommen haben. Entweder hat sie das MEF aus Privacygründen nicht angeführt oder es gibt tatsächlich keine. Dafür haben vier Leute ein Einkommen von 75.000 bis 120.000 Euro angeführt und im Schnitt haben diese Tauferer ein Einkommen von 88.000 Euro.

Viel in Schlanders
Der anzahlmäßig größte Teil der Topverdiener:innen findet sich in Schlanders. Dort gibt es insgesamt 142 Steuerzahler, die mehr als 75.000 Euro an steuerpflichtigem Einkommen im Jahr 2020 erzielt und angegeben haben, gefolgt von Naturns mit 109, dann Latsch mit 88, gefolgt von Partschins mit 67, Mals mit 65, Prad mit 63 und Laas mit 61 (sh. Tabelle).

Der prozentuelle Anteil der Topverdiener:innen an der Anzahl der Steuerpflichtigen in den Gemeinden ist im Vinschgau überschaubar und er ist mit 2,3 % in Schlanders am höchsten, erreicht in den Gemeinden Stilfs, Prad, Naturns und Partschins die 2 %. In allen anderen Gemeinden in der Anteil weniger als 2 % (sh. Tabelle). Zum Vergleich mit einigen Südtiroler Gemeinden, in denen der Prozentanteil am höchsten ist: Mehr als 5 % sind es in Bruneck und in Eppan (Südtiroler Spitzenwert mit 5,2 %).
Wie ist aber der Anteil des versteuerbaren Einkommens der Topverdiener:innen am Einkommen in den Gemeinden? Beispiel Schlanders: Die 2,3 Prozent (gemessen an der Anzahl der Steuerpflichtigen) Topverdiener:innen geben ein versteuerbares Einkommen von 18 Prozent, gemessen am Einkommen insgesamt, in Schlanders, an. Oder am Beispiel Mals: Die Topverdiener:innen dort haben einen Anteil von 1,6 % an der Anzahl der Steuerpflichtigen und haben ein versteuerbares Einkommen von 11 % am versteuerten Einkommen insgesamt in der Gemeinde Mals.

Gelesen 1588 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 19 24

titel Vinschgerwind 18-24

titel vinschgerwind 17-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.