Paul Flora gilt als einer der bekanntesten und eigenwilligsten Tiroler Künstler des 20. Jahrhunderts. Er sagte von sich selbst: „Ich habe mich als Karikaturist betätigt, da ich die Fähigkeit dazu hatte, aber ich habe mich immer als Zeichner verstanden“. Flora veröffentlichte über 30 Bücher und Mappen und seine Zeichnungen wurden tausendfach in Zeitungen und Magazinen abgedruckt.
Kindheit im Obervinschgau:
Paul Flora wurde am 29. Juni 1922 in Glurns im Obervinschgau geboren. Sein Vater arbeitete als Gemeindearzt in Glurns. In dem alten Familienhaus lebten Onkel und Tanten, Großonkel und Großtanten zusammen. Floras Eindrücke aus seiner Kindheit waren die einer altmodischen und lange vergangenen Zeit. Als Paul Flora 5 Jahre alt war siedelte die Familie nach Matrei am Brenner, wo sein Großvater eine Pension gebaut hatte. Von Matrei am Brenner kam Paul Flora schlussendlich nach Innsbruck.
Künstlerische Entwicklung:
In Innsbruck entdeckte Paul Flora das erste Mal Zeichnungen von Alfred Kubin, seinem „künstlerischen Vater“ und bald darauf begann er selbst zu zeichnen. An der Universität Innsbruck hatte er die Möglichkeit ein Semester lang an Aktzeichenkursen teilzunehmen. „Das war meine einzige Ausbildung“, sagte er später.
Nach der Matura ging Paul Flora nach München. Um dem Kriegsdienst zu entgehen schrieb er sich 1942 an der Akademie der Bildenden Künste ein, 1944 wurde er dennoch zum Kriegsdienst nach Ungarn eingezogen. 1945 kehrte er nach kurzer US-amerikanischer Gefangenschaft wieder nach Tirol zurück. Sein Geld verdiente er zunächst als Beamter in einem Kulturnachrichtenbüro, bald aber zog er sich ins Privatleben zurück und fing an zu zeichnen. Seitdem lebte er als freischaffender Künstler in Innsbruck. Seine erste Einzelausstellung machte Paul Flora in Wien. Die Ausstellung war so erfolgreich, dass er 1948 in den Art-Club (Wien) aufgenommen wurde. In den darauffolgenden Jahren nahm er an mehreren Ausstellungen des Art-Clubs teil. Außerdem wurde er gebeten wöchentlich für die deutsche Wochenzeitschrift „Die Zeit“ zu zeichnen. Flora arbeitete dort von 1957 bis 1971 und wurde so international berühmt.
Im Laufe der Jahre wurde Flora immer häufiger als politischer Karikaturist abgestempelt, was ihm persönlich mißfiel. Flora selbst sah sich lediglich „als einen politischen Laien mit Hausverstand“. Paul Flora ging zunehmends seinen eigenen Weg und wurde so zu einer Größe in der bildenden Kunst, die heute aus der Kunstgeschichte nicht mehr wegzudenken ist. Er betrachtete die Menschen und das Geschehen um sich herum und brachte seine Beobachtungen mit Witz und Ironie auf Papier. Wiederkehrende Themen sind die Tiroler, die Stadt Venedig mit seinem Karneval sowie Raben, die ihn bis ins Grab begleiteten.
Flora und die Tiroler:
In seinem Buch „Die verwurzelten Tiroler und ihre bösen Feinde“ übt Paul Flora deutlich Kritik an seinen Tiroler Landsleuten. Seiner Meinung nach sind all die Tugenden die den Tirolern nachgesagt werden, wie zum Beispiel Tapferkeit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Frömmigkeit, nur irgendwann erfunden worden und haben den Tiroler idealisiert. Die Tiroler haben dieses Klischee jedoch gerne angenommen, es ist ja gut für den Fremdenverkehr und für das Image!
Paul Flora hat es verstanden auf humorvolle Art und Weise die Tiroler zu verarschen. Die Engstirnigkeit der Tiroler, die Vertrottelung und Verdeppung waren beliebte Themen.
Für Flora selber hatten seine Zeichnungen keine tiefere Bedeutung. Er sagte einmal, dass er oft ungeheuer überschätzt wurde. Manche Leute interpretieren oft etwas in seine Arbeiten hinein, was aber vollkommen absurd ist. Ihm kam es hauptsächlich darauf an, möglichts gute Zeichnungen zu machen und sich bei der Arbeit zu amüsieren.
Unter den zahlreichen Orden, die Paul Flora in seinem Leben erhalten hatte, findet sich auch ein kleiner, selbstgebastelter Orden mit der Aufschrift: „Für nix und wieder nix“.
Paul Flora und Glurns:
Paul Flora hatte zum Vinschgau, vor allem zu seinem Geburtsort Glurns zeitlebens eine gute Beziehung. Bei Interviews hat er immer wieder betont, dass er ein Glurnser sei. Er hatte die Sanierung der Stadt Glurns mit seinem Rat unterstützt und gefördert. Mit seinem „Standl“ beim traditionellen Glurnser Laubenfest ist er heute noch vielen in Erinnerung. 1992 wurde Paul Flora zum Ehrenbürger der Stadtgemeinde Glurns ernannt. Er starb am 15. Mai 2009 in Innsbruck und wurde nach seinem Wunsch in Glurns begraben. 2011 widmete ihm die Stadt posthum das Paul-Flora-Museum im Tauferer Turm.
Neben der Dauerausstellung im Tauferer Turm, welche von Ostern bis Oktober zugänglich ist, plant der Bildungsausschuss der Stadt Glurns zum 100. Jubiläum im Juni die Buchvorlesung „Paul Flora – Memoiren eines Mittelschülers“ (Folio Verlag) im Geburtshaus des Künstlers.
Peter Tscholl
Die Bilder wurden freundlicherweise von der Galerie Maier im Palais Trapp in Innsbruck, Maria-Theresien Str. zur Verfügung gestellt