Eine beachtliche wirtschaftliche Leistung, denn die GWR musste nicht unerhebliche Investitionen am Umbau und der Adaptierung von Räumlichkeiten am Bahnhof Spondinig aus eigener Kraft und ohne öffentliche Förderungen stemmen. Neben den guten Zahlen können sich aber auch der Umfang und die Entwicklung der Tätigkeiten sehen lassen. Diese erstrecken sich über Angebote für die allgemeine Aus- und Weiterbildung, über die Vorbereitung und Durchführung regional bedeutsamer Projekte und den Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in den Bezirken Vinschgau, Unterengadin und Landeck. Die wirkliche Stärke der Genossenschaft ist neben dem schlanken Verwaltungsapparat und flexibler Personalpolitik vor allem die Verbundenheit mit den Menschen und Einrichtungen vor Ort, die kurze Wege und eine effiziente Kalkulation für den Endverbraucher ermöglichen. „Wir denken und handeln zwar im Sinne eines Unternehmens, verfolgen dabei jedoch ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke ohne jegliche Gewinnabsicht. Wir sind bestrebt, auf die Bedürfnisse unserer Kunden und Interessenspartner einzugehen und verschaffen uns regelmäßig ein Bild über ihre Zufriedenheit“ kann im Bildungskonzept der GWR nachgelesen werden. Eine weitere Maxime der GWR sind Offenheit, Vernetzung und Innovation. Diese Ansätze spiegeln sich in den durchgeführten Projekten und Maßnahmen der GWR wider, von denen einige kurz angerissen
werden.
Lokal verankerte und vernetzte Weiterbildungsangebote
Den Ansatz der Vernetzung mit den Menschen und Einrichtungen vor Ort symbolisiert schon der Sitz der Genossenschaft am Bahnhof in Spondinig. Verkehrsmäßig günstig an Hauptstraße, Bahn- und Radstrecke gelegen, kann das Knüpfen von Netzen für eine bedarfsorientierte Weiterbildung vor Ort erleichtert werden. Wo es geht, werden bestehende Strukturen als Seminarräume genützt (z.B. in Schulen), öffentliche Verkehrsmittel bei den Kurszeiten berücksichtigt und flexibel auf Wünsche der Kursbesucher eingegangen. Eine strategische politische Vernetzung und Zusammenarbeit besteht mit der Bezirksgemeinschaft und den Gemeinden des Vinschgaus, dessen Präsident im Vorstand der GWR vertreten ist. In den einzelnen Dörfern ist die GWR dank einer engen Zusammenarbeit mit den vierzehn Bildungsausschüssen des Tales präsent. Als Dienstleiter wickelt die GWR die steuerrechtlichen Formalitäten für die Bildungsausschüsse und den Verein der Vinschger Bibliotheken ab. Ein weiteres, sehr umfangreiches Netzwerk hat sich durch die Trägerschaft und die Koordinierung der Sommerangebote/Sommerschule für Kinder und Jugendliche gebildet. Dabei arbeiten Sozialdienste, Schulsprengel, Berufsschule, Gemeinden und Jugenddienste mit der GWR zusammen. Mit sozialen Einrichtungen wie Caritas, Lebenshilfe, Arbeitskreis Eltern Behinderter und Arbeitsgemeinschaft Behinderter besteht im Rahmen der integrierten Volkshochschule Vinschgau, deren Träger die GWR ist, Kontakt. Kursangebote im sozialen Bereich werden mit den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaft und den Alten- und Pflegeheimen von Laas und Schluderns abgestimmt.
Internationale Sprachenzertifikate vor Ort ermöglicht
Im Bereich der Angebote zur Steigerung von Sprachkenntnissen hat sich die GWR im Vinschgau und sogar landesweit einen Namen gemacht, indem sie es ermöglicht hat, einen Prüfungsteil und zwar den italienischen, zur Erlangung der Zweisprachigkeit im Vinschgau abzulegen. Mit Unterstützung des Oberschulzentrums Claudia von Medici in Mals und des Dante-Alighieri-Institutes/Außenstelle Bozen kann eine Prüfung zum Erhalt das europäischen Sprachenzertifikates in italienischer Sprache „PLIDA“ in Mals zweimal jährlich abgelegt werden. Die GWR bietet entsprechende Vorbereitungskurse dafür an.
Ein weiteres zukunftsweisendes Projekt ist der Aufbau und die Führung der integrierten Volkshochschule Vinschgau. Diese richtet sich nun schon seit fünf Jahren mit einem vielfältigen Bildungsangebot an Menschen mit und ohne Behinderung. In den Bereichen Kultur, Kunst, Kreativität Gesundheit, EDV, politische Bildung Musik, Tanz und Freizeitgestaltung wird dabei ein halbjährliches Bildungsprogramm erstellt und Projekte nach dem Konzept der Inklusion durchgeführt.
Gemeinsame Wurzeln, gemeinsame Zukunft - Die „Terra Raetica“ rückt weiter zusammen
An der Gründung der grenzüberschreitenden Plattform INTERREG-Rat „Terra Raetica“ war die GWR im Jahr 2007 maßgeblich beteiligt. Mit der Corp. Regiunala Val Müstair (CH), der Pro Engiadina Bassa (CH), der Bezirksgemeinschaft Vinschgau (I), dem RegioL Landeck und der Bezirkshauptmannschaft Landeck wurden dabei die politischen und organisatorischen Weichen für die INTERREG-Programme im Grenzraum Schweiz-Österreich-Italien gestellt. Eine Vielzahl an Projekten konnten dadurch in den Bereichen Kultur, Natur/Umwelt, Mobilität/Wirtschaft, Tourismus und Humanressourcen durchgeführt werden. Aus Fördermitteln des INTERREG-Kleinprojekte-Fonds wurden zudem vierzig Kleinprojekte begleitet, welche oft als Vorbereitungsmaßnahmen zur Umsetzung größerer Projektvorhaben dienen. Arbeitsgruppen, Regionalforen und Regionaltische sind die Werkzeuge dieses INTERREG-Rates, der bereits für die Programmperiode 2014-2020 plant.
Die Projekte gehören der Region
Vinschgerwind: Was macht für Sie eine gute Regionalentwicklung aus?
Eine wesentliche Voraussetzung ist eine positive Einstellung der Bevölkerung und der Organisationen zur Region. Erst dann können umsetzungs- und lösungsorientierte Ansätze den nötigen langen Atem bekommen, der in der Regionalentwicklung notwendig ist. Dem derzeit leider oft grassierenden „Schlagzeilen-Aktivismus“ kann ich nichts abgewinnen. Wir als GWR sehen uns als Dienstleister für Regionalentwicklung, die sich der Netzwerkbetreuung, (Sektoren übergreifend) der Umsetzungsbegleitung und Prozessmoderation widmet. Zum Teil sind wir auch Ideengeber.
Unsere Region gilt als Abwanderungsgebiet. Was kann man dagegen tun?
Hier gilt es die regionsspezifischen Möglichkeiten und die vorhandenen und bekannten Stärken und Fähigkeiten weiter auszubauen. Der Schulstandort Vinschgau (Marmor, Sport, Land- und Forstwirtschaft) sollte zusätzlich internationalisiert, die öffentlichen Dienste (Landesverwaltung/Landesbetriebe usw.) dezentralisiert und eine Diversifizierung der Berufswelt (Technische Berufe) angestrebt werden. Eine vorurteilfreiere Haltung gegenüber Zuwanderungen wäre angebracht.
Welche Entwicklung beobachten Sie in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit?
Durch unsere gemeinsamen Wurzeln gibt es ähnliche Problemstellungen im Grenzgebiet ITA-CH-AUT. Die Gemeinsamkeiten müssen aber noch gestärkt und ausgebaut werden. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit darf nie als Förderungsinstrument, sondern muss als eine Geisteshaltung gesehen und gelebt werden. Dadurch wird Erfahrungsaustausch ermöglicht und Wissen gesteigert. Durch die vielen INTERREG-Programme konnte in den letzten Jahrzehnten viel erreicht werden und grenzüberschreitende Kooperation im Alltagsgeschäft ist eine Selbstverständlichkeit geworden.