Kulturhaus Schlanders/Kulturinstitut - Franz Kafka (1883 – 1924) beschreibt in seinen Romanen und in seinen zahlreichen Erzählungen die Abgründe der menschlichen Existenz. Der orientierungslose, einsame, verletzte und gequälte Mensch steht im Mittelpunkt. Die Vernichtung, Verwandlung, der Tod sind seine Begleiter. Seine Sprache wird als „kafkaesk“ bezeichnet und meint damit: unheimlich, finster, geheimnisvoll oder bedrohlich. Eine Kafka Lesung ist deshalb keine Unterhaltung, sondern eine intellektuelle Herausforderung und anspruchsvolle Abendveranstaltung. Bilder mit hoher Symbolkraft, verdichtete Parabeln und unerwartete Schlussfolgerungen kennzeichnen seine Texte. Das Kafka-Projekt, eine Lesung mit dem Schauspieler Dominique Horwitz, begleitet vom Signum Quartett, war eine gelungene Komposition aus Worten und Klängen. Dominique Horwitz las mit großer Leidenschaft. Er erzählte, gestikulierte, flüsterte und rezitierte elf kurze Parabeln, Traumgeschichten und parabelartige Erzählungen von Kafka. Seine Worte wurden vom Klang der Violinen, vom Violoncello und Viola der vier Musiker:in begleitet bzw. verstärkt, einige Male als musikalisches Intermezzo, aber auch als angenehme Hintergrundmusik und als stechende Begleitmusik. Gespielt wurden Werke von Erwin Schulhoff, Alfred Schnittke, Carl Orff, Claude Debussy, Dimitri Schostakowitsch, Thomas Adès und Charles Ives. Vorgetragen wurden meist kurze Texte: Gib‘s auf!, Der Geier, Der Kreisel, Nachts, Der Aufbruch, Poseidon, Die Wahrheit über Sancho Pansa, Das Stadtwappen, Heimkehr, Kleine Fabel, sowie Der Jäger Grachhus. Es sind absurde, aber leider sehr aktuelle Geschichten. Der Reiter, in der Erzählung „Der Aufbruch“ sattelt sein Pferd, reitet weg, weiß aber nicht wohin. Er will „nur weg von hier“. Die Erzählung „Poseidon“ handelt von jemand, der an seinem Arbeitstisch sitzt und rechnet, die Meere aber kaum sieht. Beeindruckend auch die Geschichte „Das Stadtwappen“. Es geht darum, einen bis in den Himmel reichenden Turm zu bauen. Doch jede Generation findet mit ihrem Wissen die Arbeit der vorigen Generation schlecht, reißt das Gebaute nieder, um von neuem anzufangen. (hzg)