Viel erlebte Geschichte und Liebe zum Detail steckt im Buch „Oma Marie kocht“,
welches Franziska Heiß im vergangen Herbst in der „Edition Raetia“ herausbrachte.
von Christine Weithaler
Franziska Heiß wohnt in Glurns und ist Co-Gründerin, Leiterin und Chef-Designerin der Südtiroler Agentur „i-kiu design“, dem Tochterunternehmen der Wiener Webagentur „i-kiu“. Sie ist 1995 geboren und als älteste von drei Schwestern im Sarntal aufgewachsen. Gemeinsam mit ihren Eltern hat sie schon im „Poppawogen“ viele Kindheitstage in der Gaststube „Hudritt“ in Weißenbach verbracht. Die Großeltern führten das Gasthaus, in dem ihre Oma auf einem kleinen Holzherd für jeden kochte. Sie bereitete aus wenigen Zutaten traditionelle Gerichte schnell und einfach zu. Das hat die Enkelin schon als Kind zum Nachkochen inspiriert.
Nach der Matura an der LEWIT Meran Richtung Werbegrafik, bewarb sich Franziska an der Privatuniversität New Design in St. Pölten und studierte dort Grafik- & Informationsdesign. Schon als kleines Mädchen wollte sie Designerin werden. Ihre Idee, Oma Maries Rezepte in Bild und Schrift festzuhalten, setze Franziska in ihrer Bachelorarbeit um. Gemeinsam mit ihrer Oma erfasste sie die alltäglichen Gerichte. Sie sollten einfach, mit wenig Zutaten, ohne Großeinkäufe zu machen, für jedermann:frau nachzukochen sein. Das Schwierige daran war, die Zutaten der geübten Köchin für die Ungeübten, wie Franziska es eine war, in genaue Mengenangaben umzuwandeln und schriftlich festzuhalten. Wobei Gewürze immer nach Geschmack zu verwenden sind. Es war eine schöne Zusammenarbeit zwischen Alt und Jung, Oma Marie hatte viel Geduld für die Wünsche und Vorstellungen ihrer Enkelin. Die Seniorin verstand nicht, warum Franziska das alte Geschirr herausholte, um die Gerichte darin zu fotografieren. Bei den Mengenangaben sagte die Seniorin immer:“jo nor nimmsche holt, nor siechsche schu“. Die Herausforderung für die Studentin war es, diese Worte für Kochanfänger:innen umzuschreiben. Sie testete ihre Notizen selbst aus, indem sie jedes Rezept nachkochte. Die Rezepte im Buch sind immer für zwei Personen gedacht. Bei einigen gekennzeichneten Rezepten ist Franziska jedoch überzeugt es reiche für drei und vier Personen – auch wenn da Oma Marie nicht immer ihrer Meinung ist.
Nach Abschluss ihres Studiums arbeitete Franziska drei Jahre bei der Wiener Webagentur „i-kiu“. Gegen Ende dieser Zeit lernte sie in Wien einen gebürtigen Matscher kennen. Dieser schloss dort auch gerade sein Studium ab und gemeinsam beschlossen sie nach Glurns zu ziehen. Franziska arbeitet weiterhin als Freelancerin und selbständige Designerin für die Wiener Werbeagentur. Seit ihrem Weggang fehlte der Muttergesellschaft jemand für den Bereich Design. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit der Südtirolerin gründeten sie im Herbst 2021 eine Tochtergesellschaft, der Franziska als Geschäftsführerin und Chefdesignerin vorsteht. Die Aufträge werden über Zoom und soziale Netzwerke abgewickelt. Das Design ist ihre Leidenschaft. Zu der Tätigkeit als Geschäftsführerin kommen die Finanzplanung und die Buchhaltung dazu. Die etwas trockene Materie steht ihrer Kreativität gegenüber. Sie lernt beide Seiten lieben.
Vor ca. drei Jahren stellte sie ihr Bachelorprojekt der Edition Raetia vor. Das Interesse war groß. Das Kochbuch sollte jedoch mit doppelt so vielen Rezepten erweitert werden. So begann die ganze Arbeit von neuem. Da merkte Franziska, was hinter einer Veröffentlichung steckt. Rezepte mussten wiederum verschriftlicht, nachgekocht, fotografiert werden. Jede einzelne Seite gestaltete Franziska selbst. Die Typografie der Rezeptnamen ist eigen, stößt bei manchen auf Unverständnis, auch bei den Verleger:innen. Aber sie setzte ihre Idee durch. Darüber ist sie heute stolz. Viel Liebe zum Detail steckt in den Bildern der Gerichte, wie auch in den Bildern der Menschen in Sarner Tracht und Landschaft. Die Fotografien mitten in der Natur erforderten viel Organisation. Kurze Lebensgeschichten von Oma Marie runden das ganze Buch ab und machen es zu etwas Besonderem, für sie und die Familie.
Franziska arbeitet gern an mehreren Projekten, auch in ihrer Freizeit. So gründete sie Anfang dieses Jahres mit weiteren Frauen den Verein „Plattform für feministischen Austausch“. Dabei werden sich die Frauen in unterschiedlichen Formaten, neutral mit dem Thema Feminismus auseinander setzen. Ein Format ist schon am Start: Ein Podcast namens „ätsch bätsch – der feministische Podcast aus den Alpen“. Ziel des Projektes ist es, auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft aufmerksam zu machen und deren Gleichstellung objektiv zu diskutieren. Sie planen Vortage und wünschen sich einen konstruktiven Austausch. Der Verein und Franziska möchte mit diesem Podcast Menschen zusammenführen und damit ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten.