Gastartikel von Claudia Leoni, Modefachfrau bei Mode Leo - Latsch
Wir starten mit einer nüchternen, aber klaren Statistik: In täglichem Gebrauch sind ca. 30 – 40 % der Ware, die in den meisten Schränken hängt. Im Umkehrschluss dümpeln rund 60 % davon ungetragen vor sich hin. Beanspruchen wertvollen Schrankplatz und verderben uns beim morgendlichen Anblick schon mal die Laune. Ein wenig zumindest.
Beim Entrümpeln unseres Kleiderschranks sollten wir ausreichend Zeit, Muße und die innere Bereitschaft zum Loslassen mitbringen. Am besten holen wir die gesamte Garderobe aus dem Schrank und legen sie erstmal wertfrei ab.
Nachdem wir den Schrank mit Essigwasser gereinigt haben, und Lavendel auch in die hintersten Ecken angebracht haben (Motten lieben den Geruch von beidem nicht) geht es ans fröhliche (Aus)Sortieren:
Dazu bilden wir spontan und vom Bauch heraus erstmal drei Stapel:
Den ersten Stapel räumen wir zurück in den Schrank - nach dem die Ware auf eventuelle Unzulänglichkeiten kontrolliert wurde.
Der zweite Stapel wird in Kartone abgelegt (würdevoll, die Empfänger freuen sich darüber) und baldmöglichst in eine Kleiderkammer oder andere gemeinnützige Organisation gebracht.
Bevor Sie nun Stapel drei in Angriff nehmen, dürfte eine kl. Pause kein Fehler sein, in der Sie sich loben, dass Sie nun endlich durchgreifen in einer lange überfälligen Geschichte.
Sie stellen sich vor, wie Sie künftig morgens vor Ihrem übersichtlich aufgeräumten Schrank stehen, um sich in zwei-drei Handgriffen die Wohlfühlgarderobe heraus zu holen, die Sie gut durch den Tag bringt.
Es hängen nämlich quasi nur noch Lieblingsteile dort, denn alle anderen haben Sie in einer beispiellosen Aktion endgültig ins Aus befördert.
Ein großer Vorteil einer „Grund-Entrümpelung“ ist auch jener, dass künftig der zweimal jährliche Saisonswechsel im Kleiderschrank keine große Sache mehr sein wird. Allerdings nur, wenn Sie hier und heute gut arbeiten.
Also eine Tafel Schokolade als Mutmacher, das Gläschen Prosecco sparen wir uns auf den Schluss auf, denn:
Bei Stapel drei wird es nun spannend, zeitintensiv – gelegentlich auch nervtötend. Das Loslassen fällt leichter, wenn wir ein paar grundlegende Tatsachen berücksichtigen:
▸ Jeder Joghurt hat ein Verfallsdatum. Bei Kleidern meinen manche Menschen, sie müssten ewig bleiben, wenn sie auch jahrelang ungetragen hin- und her geschoben werden. Zudem verbrauchen diese Teile unsere positive Energie.
▸ Das Stück hängt nutzlos seit langem hier, da es sehr teuer bzw. ein tolles Schnäppchen war. Der Preis ist relativ (und meist bald vergessen) Es geht einzig darum, wie ich mich in dem Kleidungsstück fühle. Ob es mir steht, mir ein gutes Körpergefühl gibt – anprobieren. Jetzt!
▸ Falls am Kleidungsstück nichts auszusetzen ist, Sie es aber trotzdem kaum tragen. Vielleicht fehlt ihm der entsprechende „Partner“. Z. B. der Rock hat kein passendes Oberteil. Setzen Sie dieses auf Ihre Shoppingliste. Gehen Sie strukturiert vor. Eine, mit der Zeit gut situierte Garderobe wird Ihnen gute Dienste leisten.
▸ Bei ein paar (wenigen) Teilen, wo Sie sich partout nicht entscheiden können, kleben Sie ein Etikett mit dem Datum an den Bügel, wann Sie es das letzte mal getragen haben. Bei nächsten Kleiderschrank-Check stellen Sie fest, dass es wieder nicht an die frische Luft durfte. Dann ab damit. Jetzt geht es leichter, Sie werden sehen.
Nun haben Sie gut gearbeitet, sich eine Belohnung und das gute Gefühl erkämpft, in einer der vielen „Baustellen“ unseres Daseins, den Durchblick zu haben.