Glurns - Erich Wallnöfer ist zum 4. Mal zum BM der Stadtgemeinde Glurns gewählt. Der Kommissar Anton Patscheider hat aufgrund der 7:5 Konstellation im Gemeinderat seine Schuldigkeit getan.
von Erwin Bernhart
Glurns ist nicht nur die kleinste Stadt in Südtirol, Glurns hat auch noch andere Besonderheiten. Von den 905 Einwohnern (2019) sind 902 wahlberechtigt. Wie das? Das hat damit zu tun, dass viele Glurnser im benachbarten Ausland verstreut sind, aber immer noch in der Stadt wahlberechtigt sind. Bei Gemeinderatswahlen in Glurns zählt wegen der Überschaubarkeit jede Stimme. Am 10. Oktober 2021 haben 548 (60,8 %) Wähler:innen von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Auguren in Glurns haben im Vorfeld der Wahlen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen gesprochen, mit gewissem Vorteil für Wallnöfer, weil er selbst und seine 11-köpfige Gruppe „Für Glurns“ über eine größere Clanverbindung in der Stadt verfüge. Die SVP ist mit „nur“ 7 Kandidaten von vornherein geschwächt ins Rennen gegangen.
Dessen ungeachtet ist für die SVP und für den SVP-BM-Kandidaten Armin Windegger so etwas wie ein Merkel-Effekt eingetreten. Angela Merkel, die deutsche Bundeskanzlerin, hatte sich für ihren armen Armin Laschet eingesetzt. Ihr Einsatz war nicht von Erfolg gekrönt. In Glurns hat sich LH Arno Kompatscher für Armin Windegger und für die SVP-Kandidaten vor den Wahlen als Wahlhelfer ins Zeug geworfen. Der Erfolg blieb aus. Im Gegenteil. Von den 548 abgegebenen Stimmen entfielen 253 auf Erich Wallnöfer und 175 auf Armin Windegger. Auch die Patt-Situation vom Herbst 2020 haben die Glurnser Wähler:innen aufgelöst. Neben Wallnöfer besetzt die Liste „Für Glurns“ mit Hans Bayer, Valentin Eberhöfer, Rosa Prieth Pichler, Heinz Riedl, Beat Wunderer und Kurt Warger 7 Ratssitze. Der SVP bleiben mit Armin Windegger, Sara Fleischmann, Naz Niederholzer, Armon Bertagnolli und Stefan Winkler 5 Sitze.
Noch eine Besonderheit ist auffallend: Mit 120 ungültigen Stimmen (davon 76 weiße) war ein auffallend großer Protest bei der BM-Wahl zu verzeichnen. Bei der Wahl des Gemeinderates waren es lediglich 42 ungültige Stimmzettel (davon 23 weiße). Viele Glurnser:innen wollten damit offensichtlich zum Ausdruck bringen „Tut’s euch vertragen“.
Wie die Machtverteilung in Glurns aussehen wird, wird sich bei der konstituierenden Sitzung zeigen. Beide BM-Kandidaten und auch die Kandidaten für den Gemeinderat haben im Vorfeld der Wahlen jedenfalls im Vergleich zu 2020 versöhnlichere Töne angeschlagen.