Als Apotheker in Prad hat sich Hartmann Köfler über drei Jahrzehnte in den Dienst der Menschen gestellt. Er sah es als eine wichtige Aufgabe an, den Kundinnen und Kunden zu helfen wann immer er konnte. Im vergangenen Juli hat er die Apotheke an seine Nachfolgerin übergeben.
von Magdalena Dietl Sapelza
Der Geruch aus der Apotheke faszinierte ihn jedes Mal wenn er einst auf seinem Schulweg in Mals daran vorbeiging. Interessiert beobachtete er das Hantieren des Apothekers mit Dosen und Fläschchen. Das Ganze barg etwas Geheimnisvolles. Dass er selbst einmal als Apotheker von diesem Geruch umgeben sein würde, konnte er sich damals nicht vorstellen. Hartmann wuchs mit vier Geschwistern im „Gasthof Sonne“ in Mals auf. Seine halbseitige spastische Lähmung beeinträchtigte ihn von klein auf. Sein Vater betrieb einen Weinhandel und nahm ihn oft ins Oberland mit, wo er Fässer auslieferte. „I bin togweis afn Traktor ghuckt“, meint er. „Selm bin i an beschtn aufghebt gwesn“. In der Volksschule förderte ihn sein Lehrer Robert Winkler und bereitete ihn auf die Latein-Mittelschule vor. „Viele hobm selm norr fa miar ogschriebm“, schmunzelt er. Als pubertierender Jugendlicher litt er ganz besonders unter seiner Beeinträchtigung. Er konnte mit anderen nicht mithalten zum Beispiel beim Sport. Nach der Pflichtschule war der Besuch einer Oberschule für ihn die einzige Option, denn ein praktischer Beruf kam nicht in Frage. Er entschied sich für das klassische Gymnasium-Lyzeum in Meran. Im Heim am Rennweg sorgte Pater Matthias Strobl für Hartmanns gute Integration. „Di Heimzeit hon i positiv in Erinnerung“, meint er. Er fühlte sich beschützt, wurde selbstbewusster und überzeugte mit guten Noten.
„I hon glearnt zu kämpfn“, meint er. Neben literarischen Fächern interessierte er sich besonders für Naturwissenschaft und Chemie. „Di Professorin Ina Schenk hot mi begeistert“, betont er. Sie vermittelte ihm ein Grundwissen für sein späteres Pharmaziestudium in Florenz. Die Stadt am Arno hatte Hartmann bewusst gewählt. „I hon in a scheaner Stodt studiern gwellt, mit viel Geschichte unt Kunst“, erklärt er. Bei der Anmeldung überlegte er noch, welche Studienrichtung er einschlagen sollte, denn auch den klassischen Fächern war er nicht abgeneigt. Als er dann am Schalter für „Lettere“ die große Warteschlange sah, entschied er sich für den Pharmazie-Schalter, vor dem nur drei Leute warteten. „I hon di Chance, dia sich miar boutn hot, ergriffen“, betont er. Er schloss sein Studium im Frühjahr 1975 ab. Nachdem seine Promotion veröffentlicht worden war, erhielt er ein Arbeitsangebot aus einer großen Bozner Apotheke. „I hon mi selm geschmeichelt gfühlt“, sagt er. Er nahm die Stelle an und erwartete sich, man würde ihn in die Berufswelt einführen. Doch er wurde enttäuscht. „Für miar isch olz viel zu kommerziell ogloffen.“ Bereits nach einem Monat kehrte er nach Mals zurück. Dort suchte der Mittelschuldirektor Paul Thöni verzweifelt nach Lehrern. Hartmann ließ sich von ihm überreden und nahm eine Supplenzstelle in Mathematik an. „Deis Johr hot mi bereichert“, meint er. Viele Feiern in Lehrerkreisen würzte er mit seinem spitzbübischen Humor. Dass er nicht im Schuldienst bleiben würde, wusste er. Nach einem Bewerbungsgespräch bei einem Pharmakonzern im nebelverhangenen Mailand, das er in schlechter Erinnerung hat, stellte er sich beim Malser Apotheker Siegfried Fragner Unterpertinger vor. Obwohl dieser keinen Apotheker brauchte, lud er Hartmann ein, sich mit ihm auszutauschen. „I hon selm gonz viel learnen kennt“, betont er. Eine Anstellung erhielt er dann 1976 in der Apotheke in Schlanders. 1979 erklärte er sich bereit, die Apotheke in Prad zu eröffnen. Die Bevölkerung dort hatte schon lange darauf gewartete. Privat fand Hartmann sein Glück mit der fünf Jahre jüngeren Birgit Wacker aus dem Sauerland. Auf einer Hochzeit in Mals hatte er sie kennengelernt. Sie war die Freundin der Braut. Die beiden jungen Frauen waren einst Mitglieder einer Feriengruppe im Haus Gasser gewesen. Bei gegenseitigen Besuchen kamen sich Birgit und Hartmann näher. 1985 läuteten die Hochzeitsglocken. Das Paar bezog sein neues Heim und wurde Eltern zweier Töchter.
Seine Arbeit in der Apotheke führte Hartmann sehr gewissenhaft aus. „Wichtig isch miar olm gwesn den Leuten zu helfn“, unterstreicht er. „Sel hon i über s‘ Gschäftliche gstellt.“ Seine Frau unterstützte ihn. Sein Arbeitstag umfasste täglich bis zu 10 Stunden. Für seine Hobbys dem Kartenspiel, dem Wandern und dem Radfahren blieb ihm wenig Zeit. Das hat sich nun geändert.
Am 1. Juli 2021 hat er die Apotheke an seine Nachfolgerin Patrizia Köllemann übergeben.
„I bin iatz erleichtert den Schritt gmocht zu hobm“, bekräftigt er. Er hilft nur noch drei- bis viermal einen halben Tag lang in der Apotheke aus. „Deis isch guat zun Ogwöhnen“, lacht er. Irgendwann will er sich dann ganz ins Privatleben zurückziehen und den Ruhestand genießen. Der Geruch der Apotheke wird ihm wohl immer faszinierend in Erinnerung bleiben.