Spezial-Bauen: Ein Neustart, wo die Familie seit Generationen zu Hause ist

geschrieben von

Ein Großbrand in Taufers, Südtirol, hat mehrere Häuser zerstört – und drei Familien sowie eine Schreinerei um ihr geliebtes Zuhause gebracht. Nach den Löscharbeiten, der Bestandsaufnahme und aller versicherungstechnischen Angelegenheiten, hat sich die Familie Christandl – Mutter Hedwig, Vater Werner und Sohn Ulli – entschieden, an derselben Stelle ein neues Haus zu errichten und das Gebäude an die aktuellen Bedürfnisse seiner Bewohner anzupassen. In seiner Funktion als technischer Leiter bei holzius konnte Ulli Christandl dabei jede Menge fachliches Know-how einfließen lassen und durch praktische Eigenleistungen vor Ort auch zusätzlich Geld sparen.

 

In Taufers verwurzelt
„Mein Vater hat sein ganzes Leben an dieser Adresse in Taufers verbracht. Er wurde hier geboren, er ist hier aufgewachsen, er hat hier eine Familie gegründet und großgezogen. Es war also klar, dass wir von hier nicht wegziehen wollten.“ Ulli Christandl fasst den Entschluss der Familie nach dem Brand und dem Verlust des Wohnhauses und Stadels zusammen. Als Mitarbeiter bei holzius sitzt er quasi „an der Quelle“, um ein neues Haus zu planen und realisieren. Die Entscheidung fällt bewusst auf hybride Bauweise, da die Lage an einer vielbefahrenen Durchzugsstraße massiv ausgeführten Schallschutz nötig macht. Aber auch zwischen den Geschossen sollte der Schallschutz verstärkt werden, um die zwei Ferienwohnungen im ersten Obergeschoss von den Wohnbereichen der Familie baulich zu entkoppeln. „In diesen beiden Bereichen sowie im Keller, dem Heizraum und dem Treppenhaus kam Beton zum Einsatz. Darüber hinaus ist Holz (in diesem Fall Fichte) das Mittel der Wahl – weil wir alle es als natürlich nachwachsenden Rohstoff schätzen, der Wohnräumen einen unverwechselbar gemütlichen Charakter verleiht“, erklärt Ulli Christandl.

Barrierefreiheit im Erdgeschoss
Die (neue) Einteilung der Wohnräume orientiert sich an den Bedürfnissen der Bewohner. Die Eltern Hedwig und Werner bewohnen das nun barrierefrei ausgeführte Erdgeschoß auf 120 m2, darauf aufbauend befinden sich zwei Ferienwohnungen mit je 50 und 70 m2, das Dachgeschoß bietet Ulli Christandl wiederum 120 m2 Wohnfläche. „Neu ist, dass wir bewusst Wohn- und Schlafbereiche räumlich und durch eine Tür getrennt haben. Auf diese Weise lassen sich also alle Räume benutzen, ohne andere Personen in den anderen Bereichen durch Geräusche oder Licht zu stören“, erklärt Ulli Christandl die wesentlichen Änderungen. Mit separat begehbaren Schrankräumen 026 smaußerhalb der Schlafräume wurde sogar noch Platz geschaffen, weil es nicht mehr nötig war, Kleiderkästen und Regale aufzustellen. Die Wohnbereiche sind bewusst offen und lichtdurchflutet geplant. Anstatt mit Wänden zu unterteilen, sind Wohnzimmer und Wohnküche nun der Bereich, in dem sich das Familienleben abspielt. Die holzius-Wandelemente aus Vollholz sorgen dabei für die entsprechende Wohlfühl-Atmosphäre.

Natürliche Wärmestrahlung
Ziel war es, ein behagliches Umfeld zu schaffen und praktische Anwendungen auf intelligente Weise zu integrieren. Die Räume verfügen deshalb über ein Heizsystem, das in die abgehängten Lehmdecken integriert ist. Ähnlich einer Fußbodenheizung gibt diese wassergeführte Deckenheizung Wärmestrahlung von oben her ab. „Damit empfinden wir die natürliche Wärme der am Himmel stehenden Sonne nach – schließlich ist es nicht die Erde, die uns von unten her wärmt“, erklärt Planer Ulli Christandl. Das System ist an den bereits bestehenden Fernwärme-Anschluss gekoppelt, der im Servicepaket auch die Wasserversorgung und das schnelle Glasfaserinternet bereitstellt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Beheizung von der Decke her (anders als bei herkömmlichen Radiatoren an den Wänden) weder zu Luftverwirbelungen noch Zugeffekten führt, das senkt die Staubbelastung. Zusätzliche Wärme kommt durch die großzügig ausgeführten Fensterflächen herein – die Wohnräume wurden bewusst in Richtung Süden und Westen orientiert, um die auftreffende Sonnenstrahlung optimal zu nutzen. Die vorgestellten Balkonkonstruktionen verhindern dabei eine Überhitzung der Innenräume im Sommer.

Holz und Holzbaustoffe
Die Familie Christandl legt größten Wert auf Natürlichkeit und Naturbelassenheit in ihrem Lebensraum. Dieser Lebenseinstellung entspricht die leim- und metallfreie Bauweise der Wand- und Deckenelemente von holzius. Durch Schwalbenschwanz-Holzverbindungen – eine uralte Technik, die von holzius neu interpretiert und mit den Funktionsprinzipen „Verkämmen“ und „Vergraten“ kombiniert wurde – ist es möglich, sowohl Luftundurchlässigkeit als auch Rieseldichtheit herzustellen. Auch „Hinter den Kulissen“ und an besonders beanspruchten Stellen der Wohnbereiche kommen natürliche und nachhaltig produzierte Materialien zum Einsatz. So ist z. B. Cemwood, mineralisch ummantelte Hobelspäne, als tragendes Füllmaterial im Fußboden verbaut. Als Dämmmaterial kommen Holzfasern sowie mit Kalk vermischte Hobelspäne zum Einsatz. Die Wände wurden stellenweise mit Fermacell-Gipsfaserplatten (aus recycelten und hochverdichteten Papierfasern) verschalt. In den Wohn- und Schlafbereichen sind Holzböden verlegt, lediglich die Nassbereiche wie die Badezimmer haben einen Estrichboden mit integrierter Bodenheizung als Basis.

Großteil in Eigenleistung
Das Know-how und die Fähigkeiten von Ulli Christandl machten es möglich, viele entscheidende Arbeiten mit Hilfe seiner Eltern und Freunde in Eigenregie umzusetzen. „Bis auf die Betonarbeiten (Erhard & Tedoldi aus Mals), die Zimmermannsleistungen (Zimmerei Thialer, Prad) sowie die Elektro- (Spechtenhauser aus Laas) und Sanitärinstallationen (Thanei aus Mals) habe ich so gut wie alles selbst in die Hand genommen – also Planung, alle handwerklichen Tätigkeiten und die Projektsteuerung. Ich kenne nun wirklich jede Schraube und 024 smjedes Stück Holz in diesem Haus“, fasst er lachend zusammen. Anders als bei anderen Bauherren sind bei Ulli Christandl aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen dabei weder Stress noch Hektik aufgekommen. „In meiner Funktion als technischer Leiter bei holzius arbeite ich täglich an vergleichbaren Projekten – und ich kenne mich auch mit den vielen Herausforderungen auf Baustellen aus“, erklärt Ulli Christandl seinen praktischen Zugang.

Ein neues Zuhause
Ziel war es, aus dem neuen Haus ein neues Zuhause zu machen – das ist geglückt. Sowohl Hedwig und Werner Christandl als auch Ulli Christandl schätzen ihre neuen Wohnungen als behaglichen Mittelpunkt ihres Lebens. Und auch die wechselnden Hausgäste der beiden Ferienwohnungen geben durchwegs nur positives Feedback. Für die Familie ist das Wohnen im holzius-Haus ein Neustart in einem traditionell errichteten Umfeld. Vor allem auch, weil eine der zentralen Grundvoraussetzungen zu 100 % erfüllt wurde: das Haus steht dort, wo die Familie seit Generationen zu Hause ist.

holzius
030 smAls Anbieter patentierter, leim- und metallfreier Vollholzelemente für Wohnhäuser gestartet, gehören auch fertige Gebäudehüllen für Mehrfamilienhäuser, öffentliche und gewerbliche Bauten aus Vollholz in baubiologischer Ausführung zum holzius-Angebot. „Wir wollen gesunde Wohnräume schaffen und intakte Lebensräume erhalten. Auf diese Art und Weise wollen wir Mensch und Natur zusammenbringen“, so Firmengründer Herbert Niederfriniger. holzius setzt sich für den Fortbestand einer intakten Natur, die Schonung von Ressourcen und eine lebenswerte Umgebung ein. Ziel ist es, die variantenreiche Vollholzbauweise mit werksseitig vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelementen auch in die Städte zu bringen und damit auch dort naturverbundenes Wohnen und Leben zu ermöglichen.

Gelesen 2301 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.