Bauplatz: LA CUORT - öffnet nach mustergültiger Renovierung

geschrieben von
Fotos: Martin Pinggera Fotos: Martin Pinggera

Am Samstag - 25. September 2021 - eröffnen Selina und Ladina Ruinatscha das „LA CUORT Caffe`- bar - cun specialitats“ in den mustergültig renovierten Kellerräumen ihres historischen Hauses in Müstair. Alt und Neu stehen in harmonischem Dialog.

von Magdalena Dietl Sapelza

 

s45 cuort2„Ich habe einen Traum.“ Mit diesen Worten ging Selina Ruinatscha im November 2020 auf ihrem Vater Lucian zu. „Ich möchte nach Müstair zurückkehren und in den leerstehenden Kellerräumen unseres Hauses eine besondere Gaststätte mit Bar und Verkaufsstelle für regionale Produkte einrichten.“ Vater Lucian war überrascht und erfreut zugleich. Denn er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Tochter nach zehnjähriger Tätigkeit in der Reisebranche in Zürich, verbunden mit unzähligen Reisen durch die ganze Welt, wieder ins Münstertal zurückkommen würde.
Lucian Ruinatscha, seine Frau Wally und auch die jüngere Tochter Ladina, Arzthelferin in Chur, die nun ebenfalls entschieden hat zurückzukehren, ließen sich schnell von der Idee begeistern. Gemeinsam überlegten sie, wie sich Selinas Idee umsetzen ließe. Einig war man sich: Die ebenerdig angelegten, unterschiedlich großen Kellerräumlichkeiten mit den massiven Gewölben und den bis zu über einem Meter dicken Mauern sollten zwar erneuert und modernen Erfordernissen angepasst s45 cuortwerden, aber in ihrer Grundstruktur und in ihrer historischen Form, erhalten bleiben. Die Familie Ruinatscha übergab die Planung der Renovierung an das Architekturbüro „Modunitá architects“ in Müstair mit den Architekten Linard Andri, Ivan Zangerle und Martin Pinggera. Denn der Erhalt von Tradition, Kultur und die Wertschätzung für alte Bausubstanz entsprechen ihrer Philosophie.

Gebäude mit Geschichte

Eine Holzeinkerbung, die im Haus gefunden worden war, weist auf das Jahre 1648 hin. Die „Cha gronda / Großes Haus“, wie das Gebäude in Müstair genannt wird, könnte jedoch noch viel älter sein und in Verbindung mit dem nahen Kloster St. Johann stehen, das im 8. Jahrhundert gebaut worden ist, vermuten Historiker. Denn im Mauerwerk befinden sich dieselben granitähnlichen Tuffsteine, wie im Kloster.
Die Hofstelle bestand aus Wohnhaus, Stall, Stadel und den Kellerräumen, dem sogenannten Vorhof - rätoromanisch LA CUORT - mit wuchtigen Gewölben und Mauern. Lucian Ruinatscha erinnert sich noch gut an die Zeit, in der sein Vater in diesen Räumen neben Alpkäse, Speck und Korn auch Kartoffeln gelagert und sortiert hat. Er verkaufte die Kartoffeln dann in namhaften Hotels im Ober- und Unterengadin. Den Vorhof nutzte er auch für die Hausschlachtungen.
Im Laufe der Jahre änderte sich die Nutzung der Kellerräume. Sie dienten als Hühnerstall, einem Schneider und einem Schuster als Werkstatt und dann der gegenüberliegenden Käserei – Chascharia - als Büro und Lagerräume. Die Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und die konstanten Temperaturen von 7 Grad Celsius im Sommer und 5 Grad Celsius im Winter waren ideal für die Käselagerung. Nach der Übersiedelung der Chascharia 2018 in die neue Halle außerhalb des Dorfes standen die Räume leer.

Renovierung und neue Nutzung

s45 cuort3Die Familie Ruinatscha setzte nun alles daran, Selinas Traum zu verwirklichen. Im März 2021 war das Kozept entwickelt. Das Projekt wurde eingereicht. Nach fünfmonatiger Bauzeit von Mai bis September 2021 wird nun eröffnet.

Die Herausforderung für das Planungsteam von „Modunita architects“ bestand darin, in Absprache mit der Familie Ruinatscha einen Weg zu finden, die historische Struktur in ihrer Eigenart den modernen Anforderungen anzupassen. In unzähligen Besprechungen wurde gemeinsam ein stimmiges Sanierungskonzept entwickelt, das nun beeindruckt.
Das historische Mauerwerk wurde bewusst so belassen wie es ist. Die alten Mauern, die Gewölbe, die Holzbalken sind also in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben. Alles Neue besteht aus qualitativ hochwertigen, echten Materialien, aus Holz, Glas und Metall. Die neuen Elemente bilden einen harmonischen Kontrast und treten mit dem Alten in einen stimmigen Dialog. In die Planung wurde auch der vorgelagerte Arkadengang mit eingebunden. Von dort aus gelangt Licht durch große Tür- und Fensterfronten ins Innere.

Eine wichtige Frage stand am Anfang im Raum: Wie lässt sich das Problem mit der großen Feuchtigkeit lösen? Das Gebäude aus dem Mittelalter steht teilweise fünf Meter in der Erde. Das Hangwasser, das in die Kellerräume eingesickert und für die Feuchtigkeit im Mauerwerk gesorgt hat, stellte ein großes Problem dar. Um dies zu lösen, wurde die Erde an der Hangseite ausgehoben. Es entstand ein zusätzlicher Keller aus Beton mit einer Abdichtung und mehreren Sickerleitungen. Im Inneren wurde zwischen Boden und historischem Mauerwerk ein Schlitz gezogen, dass die Feuchtigkeit entweichen kann. Dieser Schlitz wurde mit Heizungsrohren und Kies aufgefüllt. Die Feuchtigkeit kann so nicht mehr in den Wänden aufsteigen.
Die Temperaturen in den Besucherräumen lassen sich heute durch moderne Heizsysteme einfach regulieren. Verlegt wurde eine Fußbodenheizung. Für ein wohliges Wärmegefühl sorgen auch massive Böden aus Lärchenholz. In den Kellerräumen werden die tieferen Temperaturen als natürliches Kältesystem genutzt.
Die Arbeiten führten Fachkräfte von renommierten Handwerksbetrieben und Unternehmen aus der Region aus. „Die Renovierung unserer historischen Kellerräume ist voll und ganz geglückt“, betont der Hausherr. „Wir sind alle mehr als zufrieden, sei es mit den Planern, wie auch mit den am Bau beteiligten Unternehmen.“

LA COURT – Anziehungspunkt mit regionalen Köstlichkeiten

s45 cuort4Im „LA COURT Caffe‘ - bar – cun specialitats“ sorgen Selina und Ladina Ruinatscha für herzliche Gastlichkeit. Im historischen Ambiente laden kuschelige Ecken zum Verweilen und zum Wohlfühlen ein. In den Innenräumen stehen rund 35 Sitzplätze zur Verfügung. Bei warmem Wetter können einige Tische auch im vorgelagerten Arkadengang genutzt werden.
„Wir möchten keine Kopie anderer Gaststätten sein. Deshalb setzen wir auf außergewöhnliche Produkte und legen dabei großen Wert auf Nachhaltigkeit“, erklärt Selina.
Serviert werden besondere Getränke wie zum Beispiel Kaffee mit unterschiedlichen Aromen zum Beispiel aus der Schweizer Rösterei Blum, spezielle Teesorten, Fruchtsäfte, einzigartige Weine wie den Triacca aus Poschiavo, Spirituosen, Cocktails... Es gibt Piadine, Waffeln, Smoothies und viele andere kulinarische Spezialitäten und Köstlichkeiten.
Im Verkaufsraum stehen eine große Palette an hochwertigen Bioprodukten aus der Biosfera-Region des Münstertales und darüber hinaus bereit.
Neben Produkten aus der Chascharia (Käserei), aus der Bacharia (Fleischerei), aus der Bäckerei Meier-beck und aus anderen Produktionstätten gibt es auch selbstgebastelte Geschenksartikel.
LA COURT ist die erste Schweizer Gaststätte, in der FORST Bier aus Südtirol aufgeschenkt wird. Auch das Eis Total Venostes kommt aus dem Vinschgau.

Die Gastgeberinnen freuen sich nun, die Gäste aus nah und fern in ihren urigen und einzigartigen Räumlichkeiten begrüßen zu können.

 

Daten zum Bau:
LA CUORT Caffe`- bar - cun specialitats

Val Müstair 44 . Tel. 0041 818 585 656 . E-mail: lacuort@bluewin.ch
Instagram: LaCourt_Muestair . Facebook: LaCourt_Muestair
Bauherren: Lucian und Wally Ruinatscha mit Töchtern Selina und Ladina
Projektanten: Modunita Architects Müstair
Konzeptentwicklung und Entwurf: Dezember 2020 bis März 2021
Einreichprojekt: Mitte März 2021
Ausführungsplan: März 2021 bis April 2021
Beteiligte Unternehmen: siehe Anzeigen
Bauzeit Mai bis September 2021

Gelesen 4568 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 19 24

titel Vinschgerwind 18-24

titel vinschgerwind 17-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.