von Albrecht Plangger - In Rom dreht sich alles um den „Green-Pass“. Mittlerweile ist er auf die Schule ausgeweitet und schon bald soll er auch in der „öffentlichen Verwaltung“ und auch in den Privatbetrieben angewendet werden. Alle können in Rom mit dem Pass umgehen. Er ist schon zur Normalität geworden, aber es ist schrecklich in den Parlamentskommissionen über Stunden und Tage nur darüber zu diskutieren und die Argumente der Opposition über sich ergehen zu lassen. Die Entscheidung für den „Green-Pass“ ist längst gefallen. Als ob das Land nicht andere Entscheidungen zu treffen und endlich in der Wirtschaft und im Arbeitsbereich längst fällige Reformen anzugehen hätte. Ein bisschen spürt man jetzt aber auch die für den 3. Oktober anstehenden Gemeindewahlen in einem Drittel des Staatsgebietes. Die Parteien werden nervös. Für die Reformen (Zivilprozess, Steuern, Kosten von Arbeit, Wettbewerb) ist dieses „Vorwahl-Geplänkel“ äußerst negativ. Der Reformprozess gerät ins Stocken und summiert sich dann leider mit der Diskussion um das neue Haushaltsgesetz. Die Themen häufen und vermischen sich dann und alles wird unübersichtlich, obwohl es gerade bei den Entscheidungen zur Umsetzung des „Recovery-Plans“ jetzt Klarheit und Transparenz bräuchte. Das Geld ist zum Teil schon da und müsste jetzt mit Verantwortung und Weitsicht ausgegeben werden, damit sich Italien diesmal vielleicht besser aufstellen kann. Noch ist die Stimmung gut. Die Europameisterschaft im Fußball und die Erfolge bei den Olympischen Spielen und dann nochmals bei der „Para-Olympiade“ der Behindertensportler wirken sich noch sehr positiv auf das Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein der Italiener aus. Nach 25 Jahren ohne Wirtschaftswachstum kann es nun vielleicht mit 2021 und den Folgejahren wieder ein Wirtschaftswachstum geben und Italien kann mit anderen Industrieländern nachziehen. Bleibt zu hoffen, dass die Regierung in dieser heiklen Phase die richtigen Massnahmen ergreift, um die zu erwartenden Preissteigerungen bei Strom und Gas nicht „ausufern“ zu lassen. Vielleicht ist jetzt auch der gute Moment für längst fällige Reformen der sog. „Systemkosten“ gekommen, die wir von Südtirol aus schon über Jahre angemahnt haben.