Franz-Tumler-Literaturpreis - Die Nominierungen: Teil 4
Romina Pleschko:
Ameisenmonarchie.
Kremayr & Scheriau, Wien 2021.
Was sich hinter diesem doch eigenartigen Titel versteckt, kommt erst im Laufe der Handlung zum Vorschein. Einmal geht es um die Geschäftigkeit der Ameisen, die nie im Stillstand verharren, und einmal um die Monarchie, in der jeder seinen standesgemäßen Platz hat.
Romina Pleschko nimmt die Leser:innen mit auf die Reise in eine Großstadt, und zwar ganz konkret in ein Wohnhaus, in dem alle Bewohner:innen geschäftig dem Leben mit seinen Pflichten nachgehen. Sie stellt die Figuren ihres Romans mit Beruf und Stand vor. Sofort entstehen bei den Leser:innen Assoziationen, die dann prompt von der Autorin in ihren Ausführungen bestätigt werden. Dadurch fühlt man sich als Leser:in ertappt und hält betroffen inne. Vorschnell entsteht ein Bild, dass Menschen mit bestimmten Berufen ihren standesgemäßen Platz einzunehmen haben. So nehmen Herb Senior als Arzt und der Nationalratsabgeordnete als Politiker ihre von der Gesellschaft zugeschriebenen Rollen ein.
Romina Pleschko versteht es, die Figuren im Roman durch deren Wünsche und Träume detailliert zu beschreiben. Fast wirbt sie um Verständnis bei den Leser:innen, dass jede ihrer Figuren eine vorgegebene Rolle spielt. Magdalena Mazur, Herb Mazurs Ehefrau, als passive, tablettenabhängige Frau ist schwer zu ertragen und oft möchte man sie aufrütteln oder auffordern sich zu wehren. Die Autorin verwebt die Gedanken ihrer Figuren immer mehr. Der Schluss nimmt eine überraschende Wendung und man bleibt nachdenklich zurück. Mit ihrer spitzzüngigen direkten Sprache gelingt es der Autorin, dem Roman eine besondere Note zu verleihen.
Sonja Abart,
Bibliothek Schluderns
Über den Autor
Romina Pleschko, geboren 1983 in Oberösterreich, absolvierte ein Schauspielstudium am Konservatorium der Stadt Wien und stand bei Engagements u. a. bei den Wiener Festwochen, am Theater Rampe Stuttgart und beim Donaufestival Krems auf der Bühne. Sie studierte außerdem an der Leondinger Akademie für Literatur.