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Kultur: Magie des Mondes

geschrieben von

von Heinrich Zoderer

Im Jahr 2021 gibt es genau zwölf Vollmonde am Himmel zu sehen, in jedem Monat einen. Ein Jahr mit dreizehn Vollmonden gibt es nur, wenn der erste Vollmond des Jahres auf den 1. bis 11. Januar fällt. Zuletzt war das im Jahre 2020, das nächste Mal wird das in den Jahren 2023 und 2026 sein. Manchmal gibt es einen Blue Moon (Blauer Mond). Davon spricht man wenn es zwei Vollmonde in einem Monat gibt. Dies passiert etwa 41 Mal im Jahrhundert, im Durchschnitt rund alle 2,4 Jahre, naturgemäß am häufigsten in den Monaten mit 31 Kalendertagen. Es kommt auch vor, dass im Februar überhaupt kein Vollmond stattfindet, wie beispielsweise in den Jahren 1999, 2018 und 2037. Dann gibt es aber einen Blue Moon sowohl im vorangehenden Januar als auch im nachfolgenden März. Im April und Mai 2021 gab es ganz besondere Vollmonde, sogenannte „Supermonde“. Supermonde erscheinen größer und heller, weil der Mond sich fast 30.000 Kilometer näher zu Erde befindet. Im Mittel ist der Mond 384.400 Kilometer von der Erde entfernt. Im April und Mai dieses Jahres war der Mond weniger als 360.00 km von der Erde entfernt (Deshalb nennt man sie Supermonde), am 27. April 2021 um 5.31 Uhr waren es 357.614 km und am 26. Mai 2021 bei Vollmond um 13.14 Uhr nur 357.462 Kilometer. Der Supermond im April wird auch „Pink Moon“ genannt, weil zu dieser Zeit in Nordamerika der pinkfarbene Phlox (Flammenblume) blüht. Der Supermond im Mai wird „Blutmond“ bezeichnet, weil die Oberfläche des Mondes in einem rötlichen Licht leuchtet. Der Rekordhalter des Jahrtausends war am 4. Januar 1912. Da war der Vollmond nur 356.375 Kilometer von der Erde entfernt, näher als alle Vollmonde tausend Jahre davor und tausend Jahre danach. Am 26. Mai 2021 gibt es auch die nächste totale Mondfinsternis. Allerdings ist sie nur in Südostasien, Australien, Nordamerika, Südamerika und im Pazifikraum zu sehen, nicht aber in Europa. Die nächste totale Mondfinsternis, die auch in Europa zu sehen sein wird, ist am 16. Mai 2022 und am 7. September 2025. Alle Völker aller Zeiten waren fasziniert vom abendlichen Sternenhimmel und besonders vom Lauf des Mondes und den unterschiedlichen Mondphasen. Ein gesamter Mondphasen-Zyklus dauert 29 Tage, 12 Stunden und 43 Minuten und ist damit etwas kürzer als ein durchschnittlicher Monat. Die Zeiteinteilung in Monate und Wochen geht in erster Linie auf die Länge der Mondphasen zurück. Rund 1 Woche dauert eine Mondphase und nach rund vier Wochen gibt es wieder einen Vollmond. Auch der Menstruationszyklus von Frauen dauert durchschnittlich vier Wochen bzw. 28 Tage. Neben dem Sonnenkalender gibt es viele Völker, die einen Mondkalender haben. Der jüdische und islamische Kalender ist ein reiner Lunarkalender, d.h. ein Mondkalender, während der chinesische Kalender eine Kombination aus einem Sonnen- und Mondkalender ist. Auch das Osterdatum wird durch den Mond bestimmt und hat Auswirkungen auf andere Feiertage. Ostersonntag ist der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Der 22. März ist deshalb der früheste Ostertermin, der 25. April der späteste. Der Lauf der Sonne und die Mondphasen sind nicht nur die Grundlage unseres Kalendersystems, auch sonst spielt der Mond im Leben der Menschen und in der Natur eine große Rolle. Ohne Sonne gäbe es kein Leben auf Erden, aber auch ohne Mond wäre Leben auf der Erde nicht möglich. Der Mond, der vor 4,5 Milliarden Jahren durch den Aufprall eines Himmelskörpers auf die Erde, aus dem Material des Erdmantels, der ins Weltall geschleudert wurde, entstanden ist, ist seitdem der ständige Begleiter der Erde. Er stabilisiert die Umlaufbahn der Erde und die Erdachse und damit das Klima auf der Erde. Die Anziehungskraft des Mondes erzeugt nicht nur Ebbe und Flut in den Meeren, sondern auch Hebungen und Senkungen des Erdmantels. Auch das Auftreten von Schlafstörungen, Verkehrsunfällen, Operationskomplikationen, die Häufigkeit von Suizidhandlungen oder von Geburten wird der Kraft des Mondes zugeschrieben. In der Land- und Forstwirtschaft wird seit alters her darauf geachtet, dass bestimmte Arbeiten in der Natur nur bei bestimmten Mondphase erledigt werden. Unter Mondholz bzw. Mondphasenholz versteht man Holz von Bäumen, die unter Berücksichtigung des Mondkalenders gefällt wurden. Diesem Holz werden besondere Qualitäten hinsichtlich seiner Stabilität, Haltbarkeit, Feuerbeständigkeit, Härte, Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge u. a. nachgesagt. Die Bäume müssen dazu im Winter um Weihnachten herum bei abnehmendem Mond kurz vor Neumond geschlagen werden. Auch der Anfang des Monats März wird als günstiger Zeitpunkt häufig benannt. Die tägliche Bewegung des Mondes und die darin enthaltene Information über die Himmelsrichtungen wird von Zugvögeln und einigen Arten nachtaktiver Insekten zur Navigation genutzt. Bei manchen Arten der Ringelwürmer, Krabben und Fische ist das Fortpflanzungsverhalten sehr eng an den monatlichen Phasenwechsel des Mondes gekoppelt. Ein wirklicher Zusammenhang zwischen der Eigenschaften des Holzes und dem Zeitpunkt des Fällens, sowie auch andere Auswirkungen des Mondes konnten bei wissenschaftlichen Untersuchungen jedoch nicht nachgewiesen werden. Aber in der Volksmeinung ist der vielfältige Einfluss des Mondes tief verankert. Vom Mond soll unsere Stimmung, Lebenskraft und Gesundheit abhängen. Wenn wir zum richtigen Zeitpunkt seine verborgene Energie nutzen, kann der Mond wahre Wunder für uns bewirken: ob bei der Partnersuche oder bei Geschäftsabschlüssen. Es gibt Mondkalender, die genau festlegen, wann welche Tätigkeiten ausgeführt werden sollen: Haare schneiden, Bäume pflanzen, säen und ernten, umtopfen, Gesichtspflege, düngen, einkochen, Baumschnitt, Malerarbeiten oder Fensterputzen.

Für die Jäger der Altsteinzeit war der Mond überlebenswichtig – In der Romantik wurde der Mond besungen, gemalt und beschrieben

Die Jäger der Altsteinzeit bewegten sich vor allem in der Nacht. Das Mondlicht war die einzige Orientierungshilfe. Deshalb spielte der Mond im Leben der Steinzeitmenschen eine sehr große Rolle. Die Ängste der alten Völker bei einer Sonnen- oder Mondfinsternis kann man sich denken. Genauso wie die Verehrung jener Menschen, welche imstande waren eine Sonnen- oder Mondfinsternis vorherzusagen und zu berechnen. Viele Feste fanden in Vollmondnächten statt. Die Sterne und vor allem die Sonne und der Mond wurden als Götter verehrt, besungen und gefeiert. Interessant ist das unterschiedliche Geschlecht des Mondes in den verschiedenen Sprachen. In fast allen romanischen Ländern ist der Mond weiblich (la luna), bei den Deutschen, Basken, Finnen, Japanern oder Polen ist der Mond männlich. Die ausgewogenste Lösung scheinen die Chinesen gefunden zu haben. Dort sind Mond und Sonne geschlechtslos und verschmelzen im Yin (schattig, kühl) und Yang (hell und warm) zu einer untrennbaren Einheit. Für die sesshaften Ackerbauer und Viehzüchter wurde die Sonne wichtiger, da sie vor allem bei Tag die verschiedenen Arbeiten verrichteten, mit den ersten Sonnenstrahlen aufstanden und den Tag begannen und nach Sonnenuntergang oder spätestens bei Eintritt der Dunkelheit zu Hause waren und zu Bett gingen. Die Nacht wurde zu einer unheimlichen und gefährlichen Zeit. Eine Zeit der Geister, der Hexen und der Kobolde. Besonders in der Zeit der Aufklärung und der Romantik begannen die Menschen die Natur zu beobachten und zu deuten. Der Mond wurde zur Projektionsfläche für alle denkbaren Träumereien. Er wurde besungen, beschrieben, gemalt und von Wissenschaftlern studiert. Wer kennt nicht die Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven? Herbert Grönemeyer sang im Jahre 1988 das Lied: „Vollmond, setz mich ins rechte Licht. / Vollmond, du weißt, sie will mich nicht. / Leucht ihr ins Gewissen, / mach mir nen Heil’genschein, / ich kann sie nicht mehr missen / beeil dich, mach sie mein!/Vollmond, ich bin so allein“ Viele Liebesszenen und Verbrechen in literarischen Werken finden in strahlenden Mondnächten statt. Es gibt unzählige Lieder und wunderbare Gedichte über den Mond: „Abendlied: Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar; Der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.“ (von Matthias Claudius) „Mondnacht: Es war, als hätt’ der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst.“ (von Joseph Freiherr von Eichendorff) Yasmin Boland schreibt in ihrem Buch: „Moonology – Die Magie des Mondes“: „Tanze im Rhythmus des Mondes und du wirst sehen: Alles im Leben wird einfacher und fühlt sich natürlicher an.“ Auch Mahatma Gandhi (1869-1948), die Große Seele Indiens und der Führer der indischen Befreiungsbewegung meint: „Wenn ich das Wunder eines Sonnenuntergangs oder die Schönheit des Mondes bewundere, so weitet sich meine Seele in Ehrfurcht vor dem Schöpfer.“ Im Schlusswort von Immanuel Kants Kritik der praktischen Vernunft (Kapitel 34) lautet ein berühmt gewordenes Zitat wie folgt: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Als Neil Amstrong und Buzz Aldrin am 21. Juli 1969 als erste Menschen den Mond betraten, fanden sie nichts als Staub und Steine vor. Und doch war es einer der größten Schritte in der Geschichte der Menschheit. Erstmals betraten Menschen einen fremden Planeten. Und so werden auch weiterhin die Menschen auf der ganzen Welt bei sternenklarem Himmel den Mond bewundern und sich neugierig die uralten Menschheitsfragen stellen: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?

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