Frau Martha Ebner, die Grand Dame des Südtiroler Journalismus, feierte ihren 99sten Geburtstag. Noch immer besorgt sie die Redaktion der Athesiapublikation „Die Frau“.
Praktische Hilfe bekam ich bereits als Student bei unserer ersten Begegnung. Als Sommeraushilfe für die Redaktion der „Dolomiten“ wurde ich für mehrere Wochen in ihrem Bozner Haus aufgenommen. Beim Frühstück gab es allerhand zu reden, sie erkundigte sich auch nach meinen Sorgen. Und als ich darüber klagte, wie lange man auf die notwendige Verlängerung, die Passprobleme betreffend, warten musste, hörte sie sich in aller Ruhe meine Sorge an und verlangte nach meinem Pass, den ich ihr zeigte. Sie nahm ihn, steckte ihn ein und nach zwei Stunden hatte ich einen von der Quästur verlängerten Pass in der Hand.
Für die Sommeraushilfe bei der Athesia empfohlen haben mich Journalisten der Südtiroler Hochschülerschaft, zumal ich als Pressereferent drei Jahre lang den „Skolast“ geleitet und wesentlich verändert habe.
Auch bei meiner redaktionellen Nachtschicht habe ich allerhand gelernt. Einmal, als die Arbeit fast fertig war - so gegen 1/2 vier Uhr in der Früh - entdeckte der Chef, also der Abgeordnete Dr. Toni Ebner, in einem Titel einen Fallfehler: „Der Fremdenverkehr in Vinschgau“ entwickelt sich gut. Es muss natürlich heißen „Der Fremdenverkehr im Vinschgau“. Die Druckplatten waren bereits moniert, ein Zurück gab es nicht mehr. Dr. Ebner ist besorgt, denkt nach, ergreift einen Schraubenzieher und beginnt direkt an der Druckmaschine die Titelzeile mit dem Schraubenzieher zu bearbeiten. Aus dem „n“ wird ein leicht beschädigtes „m“und der Schaden ist behoben.
Diese schnelle Reaktion und Selbsthilfe hat mich sehr beeindruckt. Schnelligkeit und Tempo gehören zur Redaktionsarbeit, besonders bei einer Tagespresse mit Rotationswalzen.
Was Beziehungen bedeuten, habe ich bei meiner Tätigkeit als Pressereferent der Südtiroler Hochschülerschaft erfahren: Fast alle der damaligen Referenten haben Karriere gemacht, in der Politik, Wirtschaft, Kultur und vor allem im Pressewesen.
Für die Wirksamkeit von Beziehungen suche ich nach einem Bild aus meiner Sammlung und entscheide mich für eine Balkenlandschaft: Hier wird Selbsthilfe und Fantasie, technischer Mut und Improvisation in hohem Maße sichtbar. Dies gilt für den - inzwischern erneuerten Stadel von Oberfrinig bei Tanas - ebenso wie für zahllose andere bäuerliche Bauten.
Durch gute Beziehungen zu Österreich und Deutschland sind aber auch kulturell wichtige Einrichtungen entstanden: Fachschule, Bibliotheken, Kindergärten.
Die „Stille Hilfe für Südtirol“ hat vor allem den Bergbauern geholfen.
Hans Wielander