Spezial: „Wir bekommen nicht genügend E-Bikes her“

geschrieben von
v.l.n.r. Das Team in der Werkstatt von Sport Tenne: Andreas Wallnöfer, Frowin Stecher, Mario Porth und Robert Gurschler v.l.n.r. Das Team in der Werkstatt von Sport Tenne: Andreas Wallnöfer, Frowin Stecher, Mario Porth und Robert Gurschler

Interview mit Frowin Stecher, Sport Tenne

Vinschgerwind: Herr Stecher, grundsätzlich: Worauf muss man beim Kauf von E-Bikes achten?
Frowin Stecher: Die erste Frage, die man sich vor dem Kauf eines E-Bikes beantworten muss ist, wie nutze ich mein E-Bike. Brauche ich es als Citybike und fahre ich damit zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen ins Dorf oder will ich mit dem E-Bike zum Beispiel auf die Alm fahren? Das Citybike und das Hardtail sind nur vorne gefedert. Das Fully ist vorne und hinten gefedert, ist also vollgefedert.
Zum Zweiten brauche ich eine gute Beratung in Bezug auf die Stärke der Batterie. Die Batterie muss auf jene Reichweite abgestimmt sein, die der Kunde verlangt. Zum Beispiel: 400 Watt Batterieleistung reicht für Fahrten von A – Z im Dorf, wo ich relativ flach fahre und überschaubare Höhenmeter überwinde. 500 Watt Batterieleistung brauche ich zum Beispiel, wenn ich gelegentlich am Wochenende auf die Alm fahre. 625 Watt hingegen, wenn ich täglich im steilen Gelände unterwegs bin. Auch das Gewicht spielt für die Wahl der Batterieleistung natürlich eine Rolle. Einer der führenden Motoren- und Batterienhersteller ist Bosch.

Vinschgerwind: Im Verkauf: Wieviel Prozent der Kunden kaufen konventionelle Fahrräder und wieviele E-Bikes?
Frowin Stecher: Über 80 Prozent unseres Verkaufs machen inzwischen E-Bikes aus, knapp 20 Prozent entfallen auf herkömmliche Fahrräder. Dazu muss man sagen, dass der E-Bike Kunde mittlerweile zwischen 7 und 90 Jahre alt ist.

Vinschgerwind: E-Bike fahren ist ein Boom, der kein Ende nimmt. Abseits davon, dass man mühelos Steigungen überwinden kann - was sind die Vorteile eines E-Bikes?
Frowin Stecher: Der große Vorteil ist, dass ein E-Bike jedem Fahrer – ob untrainiert oder trainiert – ermöglicht, überall hinzukommen. Ein untrainierter Fahrradfahrer kann mit einem trainierten Fahrer eine Tour unternehmen und das E-Bike gleicht Konditionsunterschiede aus. Menschen mit gesundheitlichen Problemen können sich wieder bewegen – ohne Gelenke oder Herz zu belasten. Und: Jeder kann in kürzester Zeit weite Strecken zurücklegen – ohne sich konditionell total zu verausgaben. Also E-Bike fahren tut gesundheitlich gut und macht Spaß.

Vinschgerwind: Vergleicht man die neue Generation der E-Bikes mit der älteren, so fällt auf, dass die Batterie im Rahmen verschwindet. Wohin entwickeln sich E-Bikes in Zukunft?
Frowin Stecher: Momentan sind E-Bikes noch relativ schwer vom Gewicht her und wiegen zwischen 20 und 25 Kilogramm. In Zukunft werden die E-Bikes sicher leichter werden. Vor allem werden sich aber die Batterien weiterentwickeln und zwar dahingehend, dass sie sich schneller wieder aufladen und auch die Leistung eine stärkere ist. Ein drittes Zukunftsthema sind die Bremssysteme, die verbessert werden.

Vinschgerwind: Ist es gefährlicher mit einem normalen Fahrrad unterwegs zu sein oder mit einem E-Bike? Stichwort Geschwindigkeit.
Frowin Stecher: Ich muss vorausschicken, dass unsere sogenannten E-Bikes eigentlich Pedelecs oder Hybridbikes sind. Das sind Räder, die man mit eigener Kraft unterstützen muss und die nicht alleine fahren. Ab 25 km/h kann bei Pedelecs keine Batterie-leistung mehr hinzugeschaltet werden, das heißt alles, was an Geschwindigkeit darüber hinaus geht, ist reine Eigenleistung des Fahrers. Für richtige E-Bikes hingegen braucht es eine Zulassung, weil eine Geschwindigkeit bis zu 45 km/h erreicht werden kann. Je höher die Geschwindigkeit, desto gefährlicher wird das Ganze natürlich. Von unseren Pedelecs, die wir als E-Bikes kennen, geht keine Gefahr aus. Das einzige, was immer wieder passiert, ist die Selbstüberschätzung im freien Gelände zum Beispiel bei der Abfahrt von einer Alm ins Tal zurück.

Vinschgerwind: Welche Auswirkungen hatte und hat Corona auf den E-Bike-Boom?
Frowin Stecher: Werke mussten aufgrund von Coronafällen kurzzeitig schließen. Das hatte zur Folge, dass die Hersteller die Bestellungen nicht mehr bedienen konnten. Corona kam zum Boom also noch hinzu. Anstatt in den Urlaub zu fahren, haben sich 2020 viele ein E-Bike gekauft. Wir haben mittlerweile ein Luxusproblem: Die Nachfrage nach E-Bikes übersteigt das Angebot. Wir bekommen nicht genügend E-Bikes her.

Interview: Angelika Ploner

Gelesen 2609 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 19 24

titel Vinschgerwind 18-24

titel vinschgerwind 17-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.