Leo Tiefenthaler: Ja. Doch wir lassen es uns nicht nehmen, jene politischen Vertreter zu unterstützen, die die Anliegen der Landwirtschaft ernst nehmen und weiterbringen. Das ist unsere Pflicht und in unseren Statuten auch verankert.
Die Vorliebe für SVP Kandidaten ist nicht übersehbar.
Tatsache ist: Bisher stellte die SVP die Mehrheit, und wir sind mit den SVP- Mandataren gut gefahren. Doch grundsätzlich sind wir für die Vertreter aller Parteien offen. Bei den Gemeindewahlen haben wir beispielsweise auch Kandidaten anderer Parteien unterstützt. Was die Oppositionsvertreter im Landtag betrifft, haben diese bisher kaum Bereitschaft gezeigt, mit uns zusammenzuarbeiten.
Montis Sparmaßnahmen und die daraus folgenden Belastungen waren bei der Bezirkstagung kein Thema. Sind die Bauern mit einem blauen Auge davongekommen?
Überhaupt nicht. Wir werden auch zur Kasse gebeten. Denken wir nur an die Mehrwertsteuer, die von 20 auf 21 Prozent erhöht worden ist. Während andere Betriebe die Mehrwertsteuer bei Ein- und Verkauf verrechnen können, ist sie bei uns ein Kostenfaktor. Die Sparmaßnahmen betreffen alle. Wir und damit meine ich Landwirte, Unternehmer und Arbeitnehmer sitzen alle im selben Boot.
Erstmals zahlen auch Landwirte die Immobiliensteuer IMU, allerdings nicht im selben Ausmaß wie andere Kategorien.
Das stimmt so nicht. In diesem Zusammenhang wurde vieles falsch dargestellt. Für seine Wohnung zahlt der Landwirt gleich viel IMU wie der Arbeitnehmer oder der Unternehmer. Für Genossenschaften, den Urlaub auf dem Bauernhof und die Unterbringung der Erntehelfer zahlen wir als einzige im Berggebiet freiwillig die vom Gesetz vorgesehenen 2 Promille. Und ich betone noch einmal: Südtirols Bauern zahlen das freiwillig, weil uns der soziale Friede wichtig ist.
Der Obstbau drängt sich immer weiter in höhere Lagen vor. Es kommt zu Konflikten zwischen Obstbauern, Grünlandwirten und Biobauern unter anderem um den Spritzmitteleinsatz. Ein heißes Eisen nur im oberen Vinschgau?
Eigentlich schon. Durch Spezialkulturen erreichen landwirtschaftliche Betriebe eine höhere Wirtschaftlichkeit. Und das kann man niemanden verwehren. Konflikte sind ungut. Wir vom Bauernbund und vor allem die Bezirksvertreter versuchen, eine Vermittlerrolle einzunehmen. Es gab bereits mehrere Sitzungen mit den Konfliktparteien. Es braucht Rücksichtnahme und gegenseitigen Respekt. Dann findet man Lösungen.
Zurück zum Superwahljahr. Der Bauernbund favorisiert Landtagskandidaten aus den eigenen Reihen. Ihr Wunschkandidat?
Unser Direktor Siegfried Rinner, gebürtig aus Latsch und aufgewachsen in Martell. Ich hoffe, dass wir ihn zu einer Kandidatur bewegen können.