Das zu tragende Gewicht konnte sich sehen lassen, denn bis zu 50 Kilogramm schwer konnte ihre Last sein. Immerhin mussten etwa „Mitte zwanzig“ Gäste, einige „Passanten“ sowie vier bis fünf Angestellte versorgt werden. „Mit Ski und Fellen war das zach, besonders bei Neuschnee. Ich war damals ja ein 18-jähriges Bübele. Aber ich habe einen guten Vortreter gehabt.“ erzählt der Serafin über seinen älteren Kameraden. „Damals war man das Tragen ja von klein auf gewohnt. Heut schickst du keinen mehr mit 50 Kilo auf dem Buckel da hoch.“. Der Hermann , der im Sommer auch als Säumer für die Similaunhütte arbeitete, erzählt: „Das war besser, denn da musste man nicht ganz rauf, denn hinten im Tisental gab es eine Bahn auf die Hütte. Und den Rössern hat man 100-150 Kilo aufgelegt.“ Auf die Frage, warum sie diese Arbeit gerne mochten, sind sie sich einig, denn: „Damals hat man kaum einen Sackkreuzer gehabt und oben hat man viel mehr verdient als im Tal“. Auch die Verpflegung war gut, „denn die Spieler Zenzi hat auf uns geschaut.“ Auf der Hütte angekommen, musste Holz geschnitten und gehackt werden. Nach einem „Mittagsrastl“ half man beim Spülen in der Küche. Fließend Wasser gab es noch nicht, also musste mühsam Schnee im Kessel geschmolzen werden.
Gegen 3 Uhr ging es am Nachmittag wieder nach unten. Wenn ein Gast einen Koffer nach unten haben wollte, blieb auch schon mal das Leergut stehen, denn „da konnten wir mehr einstecken und haben alles oben gelassen“, erzählt der Serafin. „Damals als mir noch geschmuggelt haben…“, fängt er einen Satz an, bricht dann aber ab und erzählt weiter „gab es nur für den einen etwas, hat man jede Zigarette geteilt.“. Die Zigarettenpause war immer am „Roten Kofel“.
Das Ende der Saison wurde mit einer Feier aller sieben Schnalser Jochträger begangen. Dabei waren auch die beiden Träger, die die „Vernagthütte“ im hinteren Ötztal bedienten und erst im Frühjahr wieder nach Hause kamen. „Der alte Hermann hat ziemlich gut Getränke zahlen müssen“, erinnert sich Serafin gerne.
Ihr Job war vorbei, als im Sommer 1953 die Seilbahn von Kurzras zur Schutzhütte erbaut wurde. Das Seil wurde mit Rössern „selbst aus Staben“ und etwa 100 Männern nach oben gezogen. Ein Schmunzeln können sich beide nicht verkneifen, als Hermann Gurschler erzählt, dass bei der ersten Probefahrt einer der Seilbahnträger umfiel und beäugen etwas skeptisch die heutige Seilbahngondel, als würden sie der modernen Technik doch noch nicht ganz trauen.
Elke Wasmund
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau