Zurück im Klassenraum

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Die Klasse 3B des Sprachengymnasiums blickt motiviert in die Zukunft, trotz Abstand und Maske. Foto: Anna Moser Die Klasse 3B des Sprachengymnasiums blickt motiviert in die Zukunft, trotz Abstand und Maske. Foto: Anna Moser

Vinschgau - Es dürfte schon aufgefallen sein, dass wieder vermehrt Jugendliche mit Schultaschen unterwegs sind. Südtirol ist nämlich nach einer Phase des Fernunterrichts auch in den Ober- und Berufsschulen zum Präsenzunterricht zurückgekehrt. In einer Verordnung des Landeshauptmanns heißt es: Ab 7. Januar „werden die schulischen und didaktischen Aktivitäten in den Oberschulen und in den Berufsschulen für maximal 75% der Studierenden in Präsenz erteilt.“ Der Vinschgerwind hat sich im Schulort Schlanders umgehört, wie der Neustart organisiert, erlebt und eingeschätzt wird.

von Maria Raffeiner

 

Virginia Tanzer,
Direktorin der Landesberufsschule Schlanders
Wir haben seit September 50% Präsenzunterricht mit vermehrten Praxiseinheiten eingeplant und konnten im Jänner mit diesem Modell fortsetzen. Präsenz- und Fernunterricht alternieren wöchentlich, sodass immer einige Klassen an der Schule und einige zuhause sind. Trotzdem können die Schüler*innen in der Fernunterrichtswoche mehrmals in die Schule kommen, um in „Lernwerkstätten“ Schwierigkeiten zu klären. Die Lehrpersonen sind sehr kreativ und nutzen eine Vielzahl an digitalen Hilfsmitteln für den synchronen/asynchronen Unterricht, oder um Kontakt zu halten. Bei all dem Ideenreichtum ist der Fernunterricht niemals mit dem Präsenzunterricht gleichzusetzen, wenngleich er auch seine Vorteile hat. So können die Schüler*innen nach individuellem Tempo und eigenständiger arbeiten, sie lernen sich besser zu organisieren.
Ich stelle fest, dass der Fernunterricht uns alle gezwungen hat, Schule zu verändern und zu modernisieren, was höchst an der Zeit war. Ich wünsche mir, dass dieser Prozess, auch wenn wir wieder zum Alltag zurückkehren, weitergeführt wird.

OSZ SCHLANDERS

Verena Rinner, Direktorin
Wie oft ist es im Leben so: Wir merken erst, was wir hatten, wie gut und wichtig etwas ist, wenn wir es verlieren. Das fällt mir in letzter Zeit so oft ein. Wie alltäglich war Unterricht in Präsenz, wie selbstverständlich das tägliche Interagieren der Jugendlichen, das gemeinsame Lachen, auch Diskussion und Streit. Wie normal war es, dass die Lehrpersonen den Schüler*innen Inhalte erklärten und direkt in den Gesichtern ablesen konnten: „Alles ok, Sie können mit dem Stoff weitergehen“ oder „Nicht verstanden, bitte nachhaken“ und darauf reagieren konnten. So viel mehr ist Präsenz, ist echte Kommunikation, ist echte Beziehung. Auch war es selbstverständlich, dass alle Jugendlichen dieselben Lernchancen haben - unabhängig von digitaler Ausstattung oder Wohn- und Lebenssituation. Präsenzunterricht sehe ich in psychologischer und sozialer Hinsicht als Kernelement nicht nur eines guten Lernens, sondern einer guten Entwicklung im Kindes- und Jugendalter insgesamt. Es ist sehr schwierig und bringt Probleme mit sich, wenn Präsenz und damit Interaktion und Beziehung im Klassenzimmer dem Fernunterricht, dem Computer, für längere Zeit Platz machen müssen. Umso wertvoller empfinde ich heute jede einzelne Woche, die wir in Präsenz arbeiten dürfen. Ich bedanke mich dafür bei allen Lehrpersonen, die mit Engagement und Freude – trotz Ansteckungsgefahr und Ängsten – täglich mit den Schüler*innen gemeinsam lernen und sie in ihrer Entwicklung begleiten.

Iris Mack und Karin Schönthaler,
Schulleiterinnen des Real- bzw. Sprachengymnasiums
Die Freude, wieder mit dem Präsenzunterricht starten zu dürfen, war bei uns allen sehr groß, auch wenn die vorbereitenden Arbeiten für einen reibungslosen Neustart nicht zu unterschätzen waren. Es galt ein Modell auszuarbeiten, das einen problemlosen Wechsel zwischen drei Szenarien ermöglicht (Anwesenheit von 0%, 50%, oder 75% der Lernenden). Um den Nachmittagsunterricht weiterhin aussetzen zu können, und somit zu verhindern, dass Fahrschüler*innen ihre Mittagspause in Schlanders verbringen müssen, was in der momentanen epidemiologischen Situation schwierig wäre, haben wir am OSZ eine 7. Stunde am Vormittag eingeführt. Diese Stundenplanänderung war zuvor mit dem Amt für Transportwesen zu vereinbaren, damit alle sicher und ohne lange Wartezeiten zur Schule und nach Hause fahren können.
Momentan dürfen 75% unserer Schüler*innen zugleich an der Schule sein, das bedeutet konkret, dass jede Klasse einen Tag in der Woche im Fernunterricht bleibt, einmal im Monat an zwei Tagen. Die besondere Herausforderung für die Stundenplanteams, die heuer mehrmals Großartiges geleistet haben, war die Ausarbeitung von Stundenplänen, die bei allen Anwesenheitsregelungen funktionieren.

Jürgen Tragust,
Schulleiter der Technologischen Fachoberschule (TFO)
Was den Schülertransport betrifft, wurde das Versprechen eingelöst, die Kapazität von Schulbussen zu verstärken. Allgemein sehen wir eine Verbesserung, leider fehlt uns jetzt noch ausreichend Erfahrung. Es werden ab heute (12.1.) noch neue Linien hinzugefügt, diese sind auch besser auf unseren Stundenplan abgestimmt. Wir blicken positiv in die Zukunft!

Elias Pazeller,
Schüler der 5A der Wirtschaftlichen Fachoberschule (WFO)
Für mein Verständnis ist der Start mit 75 % Präsenzunterricht durchaus nötig gewesen, aber man darf auch die Unannehmlichkeiten, die damit verbunden sind, nicht außer Acht lassen. Der Schularbeiten- und Prüfungsdruck ist an den Präsenztagen einfach sehr groß und das Lernen mit Maske fällt auch nicht besonders leicht. Ich finde, wir befinden uns mitten in einem Wandel der Grundsätze unseres Verständnisses für das Lernen. Der Fernunterricht hat positive, aber auch negative Aspekte. Als Beispiel für positive Aspekte kann ich sagen, dass man sich die Zeit selber einteilen kann, aber ich finde besonders negativ, dass der soziale Kontakt entfällt.

Anna Gutgsell,
Schülerin der 2A der Wirtschaftlichen Fachoberschule (WFO)
Es ist schön, wieder in der Schule zu sein. Der Austausch mit meinen Freunden hat mir gefehlt. Auch wenn der Fernunterricht gut organisiert war, find ich, dass dieser den Unterricht in der Klasse nicht ersetzen kann. Es ist zwar eine große Umstellung, so früh aufzustehen und das Haus verlassen zu müssen und ich muss mich erst noch richtig daran gewöhnen. Trotzdem hoffe ich, dass es auch zukünftig möglich sein wird, im Präsenzunterricht zu bleiben. Der Tag hat einfach mehr Struktur und Normalität.

Andreas Paulmichl,
Schulleiter der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Kortsch
Auch an unserer Schule dürfen wieder 75 % der Lernenden in Präsenz am Unterricht teilnehmen. Um diese Zahl zu erreichen, müssen allerdings zwei Klassen weiterhin am Fernunterricht festhalten. Diese werden aber dann nach zwei Wochen von zwei anderen Klassen abgelöst.
COVID-19 hat die Art und Weise, wie Lehrkräfte unterrichten, grundlegend verändert. Kommunikation und Tools waren für den Fernunterricht essenziell. Schüler*innen und Lehrkräfte brauchten Struktur, Routine und Sicherheit für eine Fortsetzung der Bildung. Sie benötigten zudem eine Fülle an Ressourcen, aber auch Einschulungen. Lernmaterial musste überarbeitet und die Lernaktivität anders geplant werden. Ebenso bedurfte es neuer Kriterien in der Bewertung und in der Rückmeldung zum Lernfortschritt. Dies alles hat dazu beigetragen, dass der Online-Unterricht fruchtete und Erfolg versprach. Alle haben Großartiges geleistet. Doch eines muss gesagt werden: Online-Formate ersetzen nie den Unterricht in Präsenz. Hoffen wir, dass das nächste Schuljahr ein anderes wird! Die Stimmung an unserer Schule ist gut, fast schon euphorisch. Schüler*innen und Lehrkräfte sind begeistert und dankbar, Unterricht vor Ort zu gestalten. Hoffen wir, dass das so bleibt. Auch wenn das Damokles-Schwert der Schulschließung und der „3. Welle“ über uns schwebt.

 

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