Kolping im Vinschgau - „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, schrieb Hermann Hesse. Doch der Rückfall in Eingefahrenes lauert ständig. An das neue Jahr 2021 knüpfen sich hohe Erwartungen. Die Bürger sollen flächendeckend geimpft werden, die Pandemie soll besiegt werden. Treffen mit anderen Menschen auch in größeren Gruppen sollen wieder möglich sein. Beziehungen und Nähe sollen wieder unbelastet gepflegt werden können. Schüler/Studenten sollen wieder ohne Hindernisse lernen können. Das wirtschaftliche und kulturelle Leben soll wieder in Schwung kommen. Soll, soll, soll…
Wir empfinden eine große Sehnsucht in verfahrenen Situationen neu anfangen zu können. Das Wort „Neuanfang“ ist ein Indiz dafür: An sich bedeutet „Anfang“ ja schon den Einsatz von etwas Neuem, das vorher nicht da war. Wir kennen aber auch die Neigung zum Rückfall und zur Wiederholung des Gewohnten. Wenn also das Wort „Anfang“ mit „neu“ verstärkt wird, dann zeigt das den Wunsch, das wirklich etwas Neues beginnen möge.
Wir sind aber nicht besonders gut darin, neu anzufangen. Ein alljährliches Beispiel sind die Neujahrsvorsätze, die regelmäßig nach kurzer Zeit in den alten Gewohnheiten untergehen. Auch im Großen gibt es Hindernisse auf dem Weg zum Neuen. In der Pandemie: die groß angekündigte öffentliche Anerkennung für Menschen in Pflegeberufen beispielsweise scheint sich eher in symbolischen Aktionen und großen Worten zu erschöpfen. Klatschen kostet nichts!
Die von alters her in uns verfestigten Denkstrukturen und Überlebensstrategien setzen sich halt immer wieder durch. Oder? Vielleicht hilft ein Kolping Wort: „Nur mutig vorwärts, Gott wird für die Zukunft sorgen.“
Otto von Dellemann