Bozen/Videokonferenz - Die Corona Pandemie hat unsere Verletzbarkeit und unsere Grenzen aufgezeigt. Unsere Normalität wurde erschüttert. Vieles wird sich ändern. Und vieles werden wir ändern müssen.
von Heinrich Zoderer
Nun gilt es, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben neu aufzubauen und zwar krisenfest und zukunftsfähig. Um das zu erreichen, hat sich eine Gruppe engagierter Personen zusammengeschlossen und ein Manifest veröffentlicht. Die Initiatoren rufen in dem Manifest alle Bürger und Bürgerinnen auf, einen Prozess einzuleiten, damit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik einen Zukunftspakt für Südtirol erarbeiten. Ein Zukunftsrat, bestehend aus Fachleuten und engagierten Bürgern, soll als Kernpunkt des Zukunftspaktes einen langfristigen Nachhaltigkeitsplan entwickeln, um die Weichen zu stellen, dass unsere Kinder und Enkelkinder intakte Lebensräume, nachhaltige Versorgungssysteme und leistungsfähige Infrastrukturen vorfinden, ganz im Sinne der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinigten Nationen. Das Manifest ist im Internet veröffentlicht und wurde bereits von mehr als 1600 Personen unterschrieben. Am 11. Dezember gab es eine erste Videokonferenz, wobei das Manifest vorgestellt und verschiedene Persönlichkeiten ihre Sichtweisen dazu einbrachten. Kris Krois und Sabina Frei von der Initiative Zukunftspakt betonten in ihren Eingangsstatements, dass es nicht nur um die Coronakrise, sondern auch um die Umwelt- und Klimakrise geht und es zur Bewältigung eine breite Beteiligung der Zivilgesellschaft braucht. Die Jugendaktivistin von Fridays for future, Majda Brecely drückte ihren Wunsch nach Zusammenarbeit zwischen den Generationen aus, um Veränderungen einzuleiten. Der Moraltheologe Martin Lintner appellierte für neue Formen des politischen Dialoges. Die Diskussionen müssen emotional geführt werden, aber sie dürfen nicht bei den Emotionen stecken bleiben, es braucht auch den Einbezug von wissenschaftlichen Fakten. Alberto Stenico betonte, nicht Schuldige zu suchen und in alte Nationalismen zurückzufallen, sondern alle Bürger in diesen Prozess einzubeziehen. Die Unternehmerin Paula Aspmair unterstrich, dass es darum geht, für die Zukunft gerüstet zu sein und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Sozialwissenschaftlerin Susanne Elsen prangerte das Lobbysystem an und warnte vor der wachsenden Abhängigkeit von den internationalen Märkten. Basisgüter müssen in regionalen Räumen produziert werden, Subventionen sollen an ökologische Vorhaben gekoppelt werden. Es braucht eine neue Wohlfahrtskultur und die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens, meinte die Sozialwissenschaftlerin.