Es ist mittlerweile lieb gewordene Tradition, dass pünktlich zum Start der Theatersaison des Südtiroler Kulturinstituts eine Kulturdelegation beim Vinschgerwind vorbeischaut, namentlich waren das heuer: Monika Holzner Wunderer, Monika Habicher, Martin Trafoier, Hans-Christoph von Hohenbühel und Peter Silbernagl. Das Motto „Kampfgeist“ wurde heuer bewusst gewählt. Hans-Christoph von Hohenbühel: „Dass wir Ihnen in dieser Saison ein Programm vorlegen, das unter dem Motto „Kampfgeist“ steht, hat nichts damit zu tun, dass das Südtiroler Kulturinstitut besonders streitlustig wäre. Jeder von uns braucht – zumal in schwierigen Zeiten – etwas, wofür es sich zu leben lohnt, wofür man brennt und wenn nötig auch kämpft.“ In welche Rolle würden Sie gerne schlüpfen? Das hat der Vinschgerwind in die Runde gefragt. Herausgekommen ist ein doppelter Einblick: Ein Einblick in die heurige Theatersaison unter dem Motto „Kampfgeist“ und ein persönlicher Einblick.
Der Gott des Gemetzels
Ein Gastspiel des Schauspiels Leipzig
27.10.2020 20.00 Uhr Karl-Schönherr-Schlanders
Peter Silbernagl: Als Vater zweier Söhne berührt mich natürlich Yasmina Rezas Komödie „Der Gott des Gemetzels“. Zwei Elternpaare treffen sich in dem Stück zur Aussprache, da ihre Söhne einander verprügelt haben. Ich war selbst Gott sei Dank noch nicht in so einer Situation und hoffe auch, dass meine Frau und ich die Nerven besser bewahren könnten als die Eltern des Stückes. Aber gerade das macht es so unterhaltsam, sich die Inszenierung anzuschauen.
Martenstein liest & Clementi singt
Zeit-Kolumnen und Zeitlieder
10.11.2020 20.00 Uhr Karl-Schönherr-Schlanders
Monika Wunderer: Die Stücke dieser Spielzeit erzählen spannende Geschichten. Spannend wird es gewiss auch, wenn Harald Martenstein, der Kolumnist der Wochenzeitung „die Zeit“ geniale Glossen liest und dabei den Tücken und Tiefen des Alltags, den Themen und Tabus unserer Tage nachspürt. Schlüpfen möchte ich allerdings lieber in die Rolle des Liedermachers Georg Clementi, der einige Texte von Martenstein zu Zeitliedern veredelt- und „Seine Lieder sind so schön, dass die Zeit still steht“. Das fasziniert mich.
Der Sohn
Ein Gastspiel des St. Pauli Theaters, Hamburg
19.01.2021 20.00 Uhr Karl-Schönherr-Schlanders
Martin Trafoier: Am liebsten würde ich natürlich eine Rolle spielen, die meinem komödiantischen Naturell entspricht und das Publikum zum Lachen bringt, eine Rolle mit viel Situationskomik, mit Wortwitz und haarsträubenden Verwechslungen. Andererseits ist es aber auch reizvoll und die größere Herausforderung, auf der Bühne jemanden überzeugend darzustellen, der einem wesensfremd ist, einen garstigen Charakter oder einen hintertriebenen Bösewicht.
Das Stück „Der Sohn“ des französischen Autors Florian Zeller hat weder Rollen für Clowns noch für Schurken zu bieten, aber große Charakterrollen. In dieser Familientragödie fällt der lebenslustige Sohn in eine schwere Depression, die ihn tief verzweifeln lässt und seine Eltern völlig überfordert.
Wenn ich über dreißig Jahre jünger wäre, wäre ich gerne in die Hauptrolle geschlüpft und hätte den Sohn gespielt. Die zweite Hauptrolle, die des Vaters, ist aber genauso spannend darzustellen. Dieser hat Frau und Sohn verlassen und ist mit seiner neuen Partnerin gerade wieder Vater geworden. Sein erster Sohn, kurz vor der Matura und in einem dunklen seelischen Loch, zieht nun zu ihm, und der Vater, schwankend zwischen Zuneigung, Hilfsbereitschaft, Verständnis- und Hilflosigkeit, weiß nicht, wie er mit den Problemen, den Ausrastern, der Verzweiflung, der Lust- und Antriebslosigkeit seines Sohnes umgehen soll und wie er ihm wieder Lebensfreude vermitteln kann.
Was ich in der Rolle des Vaters erreichen möchte? Dieses Wechselspiel von Gefühlen, das der Junge im Vater auslöst, so überzeugend auf die Bühne zu bringen, dass der Zuschauer am Ende mit dem Vater genauso mitfühlt wie mit dem Sohn.
Michael Kohlhaas
Ein Gastspiel der Bühne Cipolla
01.03.2021 20.00 Uhr Karl-Schönherr-Schlanders
Hans-Christoph von Hohenbühel: Mein Herz schlägt für „Michael Kohlhaas“, die Hauptfigur von Heinrich von Kleists Novelle. Die Bühne Cipolla verarbeitet den Stoff in einer Mischung aus Schau- und Puppenspiel mit Live-Musik. Wenn einem Menschen großes Unrecht geschieht, so wie Michael Kohlhaas, dann ergreift mein Gerechtigkeitssinn Partei. Dass seine Suche nach Gerechtigkeit letztlich in einen fürchterlichen Rachefeldzug mündet, zeigt, wie zerbrechlich Gesellschaften sind, in denen es nicht gerecht zugeht.
Romy Schneider - Zwei Gesichter einer Frau
Von und mit Chris Pichler
24.03.2021 20.00 Uhr Karl-Schönherr-Schlanders
Monika Wielander: Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand“, urteilt Romy Schneider über sich selbst. Im Solo-Abend „Romy Schneider-Zwei Gesichter einer Frau“, gekonnt interpretiert von der wunderbaren Schauspielerin Chris Pichler werden die nur schwer zu beschreibenden Charakterzüge der Ausnahmekünstlerin Romy Schneider aufgezeigt. Sie wird als Frau mit zwei Gesichtern dargestellt: verletzlich und aufbegehrend, naiv und intellektuell, lebenshungrig aber müde von ihrem Leben. Während Romy Schneider beruflich Unglaubliches geleistet hat und große Erfolge erzielen konnte, war sie über weite Strecken ihres Privatlebens eine zutiefst unglückliche Frau. Auch konnte sie ihre immense Trauer über den schrecklichen und allzu frühen Tod ihres Sohnes nie überwinden.
Ich verehre diese außergewöhnliche Frau sehr und verneige mich in großer Ehrfurcht vor einer großartigen Schauspielerin, der es gelungen ist, die allzu engen Fesseln ihrer Sissi-Anfänge abzustreifen um in Frankreich zur großartigen Schauspielerin zu reifen.
Eros, Weisheit, Unvernunft
W. A. Mozart in Musik, Wort und Szene
28.04.2021 20.00 Uhr Karl-Schönherr-Schlanders
Monika Wunderer: Genial, leidenschaftlich, unvernünftig – einfach Mozart. Mich hat Mozart immer schon fasziniert und seine Musik begeistert, neben den hochkomplexen Meisterwerken vor allem seine edle Unterhaltungsmusik.
Ich bin gespannt, wie sich die Schauspielerin Corinna Harfouch und die Pianistin Hideyo Harada diesem Genie nähern und wie es ihnen gelingt diese schillernde Persönlichkeit mit schauspielerischen Elementen, Puppenspiel, Rezitation, Gesang und Improvisation facettenreich zu präsentieren.
Ich kann gut verstehen, dass das Wunderkind Mozart auf seinen Konzertreisen bewundert und gefeiert wurde, dass die ganze musikalische Welt ihn liebte und verwöhnte. Heute noch gilt er als das vielseitigste Musikgenie aller Zeiten. Seine Musik klingt jung, erfrischend und zeitlos, verbindet das scheinbar Leichte mit dem musikalisch Anspruchsvollen, beschwingte Heiterkeit mit tiefem Empfinden.
ACHTUNG! Die Corona-Regeln. Die Abonnent*innen des Südtiroler Kulturinstituts hatten die Chance, auch in dieser Saison auf ihrem üblichen Platz zu sitzen. Wer wollte, konnte sein Abonnement auch für eine Spielzeit aussetzen, diese Sitzplätze bleiben nun ein Jahr lang leer. Durch diese Vorgangsweise gibt es „Löcher“ in den Reihen, aber kein durchgehendes Schachbrettmuster. Das gibt es nur in jenen Reihen, deren Plätze mit Einzelkarten belegt sind. Während der Aufführungen muss das Publikum einen Mund-Nasen-Schutz tragen, aber der Saal ist nicht voll belegt ist. Alle Abonnent*innen erhalten eine Stoffmaske mit gutem Tragekomfort, die per Zertifikat dem Schutzstandard einer chirurgischen Maske entspricht. Wenn alle Rücksicht aufeinander nehmen, werden wir auch diese Spielzeit sicher meistern.