Spezial: Wirtschaftsstandort Kastelbell-Tschars

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Kastelbell-Tschars verändert sich. Nicht nur das Dorfbild wird mit der Umfahrungsstraße ein anderes werden, sondern auch der Wirtschaftsstandort und -raum. Lange hat man auf die Umfahrungsstraße gewartet und ist für mehr Lebensqualität eingestanden. Voraussichtlich 2022 wird der Durchzugsverkehr nicht mehr durch Kastelbell und Tschars rollen.

 

von Angelika Ploner

 

Die Umfahrung.
Der 31. Mai 2019 war ein besonderer Tag für die Gemeinde Kastelbell-Tschars. Nach jahrelangem Warten wurde der 2,5 Kilometer lange Tunnel für die Umfahrungsstraße mit großer Freude angestochen. 75,2 Millionen Euro stehen dafür bereit. Für den Wirtschaftsstandort Kastelbell-Tschars ist der Tunnelbau ein wichtiges - derzeit wohl das wichtigste - Projekt, das Entlastung bringen und die Unternehmen gleichzeitig gut an das Verkehrsnetz anbinden soll.

Das Wirtschaftsleben.
Kastelbell-Tschars ist zweifelsohne ein vitaler Wirtschaftsstandort. Geprägt von der Landwirtschaft lässt es sich hier im Großen und Ganzen gut arbeiten, das zeigt die unternehmerische Vielfalt, die in mehreren Branchen sichtbar ist. Neben der Landwirtschaft sind das vor allem das produzierende Gewerbe, der Tourismus und das Gastgewerbe. Die großen Unternehmen sind überschaubar, die Klein- und Mittelbetriebe bilden das Rückgrat hier. Es sind Betriebe verschiedenster Couleur, die in Kastelbell-Tschars ihren festen Platz haben. Auffallend: Nicht wenige Betriebe besetzen Nischen am Markt.
s40 grafik1Insgesamt bieten die 349 Betriebe im Gemeindegebiet - landwirtschaftliche Betriebe mit eingerechnet - rund 700 Arbeitsplätze. Allein 54 Betriebe sind im Sektor Handwerk und Dienstleistungen zu finden. Der lvh-Ortsobmann Alfred Defatsch stellt dem Handwerk in Kastelbell-Tschars ein gutes Zeugnis aus. Aber: Die aktuelle Corona-Krise geht natürlich auch an den Betrieben in Kastelbell-Tschars nicht spurlos vorbei. 84,50 Prozent der Betriebe in Kastelbell haben zwischen zwei und fünf Mitarbeiter. Viele Betriebe sind seit Generationen in Familienhand. Und fast genauso viele stehen in den nächsten Jahren vor einem Generationswechsel.

Der Arbeitsmarkt.

Der größte Arbeitgeber in der Gemeinde Kastelbell-Tschars ist die Obstgenossenschaft JUVAL. „140 Mitarbeiter haben wir aktuell“, sagt Peter Stricker, der Geschäftsführer, 35 Prozent davon sind in einem Teilzeitverhältnis angestellt. 234 Mitglieder zählt die JUVAL, zusammen bewirtschaften diese eine Fläche von 820 Hektar, 30 Prozent beträgt der Bioanteil, 70 Prozent jener der integrierten Produktion.
Die Ernte, die 2019 eingefahren wurde ist beachtlich: 51.000 Tonnen Äpfel, 20 Tonnen Kirschen und 41 Tonnen Marillen. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Unübersehbar hat die JUVAL seit dem vergangenen Jahr auch einen neuen Auftritt.Seit August 2019 wird die gesamte Bio-Apfelproduktion des Vinschgaus in der Abpackstätte in Kastelbell sortiert und verarbeitet. 2019 waren das 42.000 Tonnen brutto.
s40 grafik2„Bio Vinschgau ist aktuell der größte Anbieter von Bio-Äpfeln in Europa und die Bio-Äpfel des Vinschgaus finden mittlerweile in allen Ländern Europas und darüber hinaus ihre Abnehmer“, heißt es aus der JUVAL. Und: Die Verarbeitung der Bio-Ware im Standort Kastelbell bringt sowohl für die Mitglieder der JUVAL sowie für die Bio-Mitglieder des Vinschgaus positive Synergien mit sich.
Zum größten Arbeitgeber JUVAL reiht sich an zweiter Stelle das Unternehmen Preiss-Bäckerei. 73 Angestellte arbeiten derzeit für die Unternehmen Bäckerei Preiss & Konditorei Fux. Diese verteilen sich auf die Filialen des Unternehmens Gebiet zwischen Laas und Gargazon. Das Vinschger Paarl - seit 1959 nach Originalrezeptur gebacken - hat die Unternehmerfamilie Fuchs und damit die s40 kastelbell 2Bäckerei Preiss in die Welt hinaus gebracht.
Fuchs Müsli ist der drittgrößte Arbeitgeber in der Gemeinde und beschäftigt „48 Mitarbeiter wobei 38 in der Produktion und 10 in der Verwaltung tätig sind“, heißt es bei Fuchs Müsli auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Fuchs Müsli zählt zu den traditionsreichsten Betrieben in Kastelbell-Tschars. In zwei Jahren feiert das international tätige Unternehmen 100 Jahre. 1922 wurde die Fuchs Mühle in Latsch von Fuchs Senior gegründet, 1998 dann der eigenständige Betrieb in Kastelbell-Tschars errichtet.
Die weiteren privaten Top-Arbeitgeber sind das Unternehmen Ilmer, das über 30 Mitarbeiter beschäftigt und die Baufirma Baumänner mit 25 Mitarbeiter.

 

s42 defatschDas Handwerk in Kastelbell-Tschars ist grundsätzlich gut aufgestellt. Es zeichnet sich durch vielfältige Betriebe aus. Alle Branchen sind vertreten, viele sind seit
Generationen in Familienhand. Wir Handwerker begrüßen die Erweiterung der Gewerbezone und die Schaffung neuen Wohnraums.
Alfred Defatsch, lvh-Obmann Kastelbell-Tschars

 

Manfred Prantl, Tourismuspräsident Kastelbell-Tschars
s43 1140Die wirtschaftliche Situation in Kastelbell-Tschars ist sehr landwirtschaftsgeprägt. Wir haben im Vergleich relativ wenig Industriebetriebe und auch die Tourismusbranche ist schwach.
Um beim Tourismus zu bleiben: Wir haben insgesamt 25 touristische Betriebe, davon 4 Hotels, einige Restaurants und 17landwirtschaftliche Betriebe, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten. Insgesamt verfügen wir über ca. 500 Betten und verzeichneten im vergangenen Jahr 2019 plus minus 63.000 Nächtigungen. Heuer wird das coronabedingt natürlich anders aussehen. Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft funktioniert sehr gut. Wir haben Wein- und Spargelanbauer und Obstbauern, die wertvolle Produkte produzieren. Diese regionalen Produkte finden sich auf den Speisekarten und in den touristischen Betrieben wieder. Diese Zusammenarbeit ist sehr wichtig und wertvoll. Daraus ist auch die Via Vinum Venosta entstanden - ein Wanderweg, der vor allem im Frühjahr und Herbst von den Gästen wie Einheimischen gerne genutzt wird. Und: Wir haben 5 bewirtschaftete Almen.
Von der Umfahrungsstraße erwarten wir uns - hauptsächlich für Kastelbell - Beruhigung. Die Wohnqualität wird steigen. Vor diesem Hintergrund entsteht Wohnraum in Tschars, Kastelbell und Galsaun, konkret sind das vier große Bauvorhaben. Und auch die Gewerbezone wird - kommt aus Bozen grünes Licht - erweitert werden.

 

Das Gewerbegebiet Galsaun.
s40 kastelbell 3Ein großes Gewerbegebiet gibt es in Kastelbell-Tschars nicht. Die Fläche von 2,1 Hektar nimmt das Gewerbegebiet am Moosweg in Galsaun - direkt an der Staatsstraße - ein. Ende der 80er Jahre ist das erste Baulos dort ausgewiesen worden, etwas mehr als zehn Jahre später das zweite Baulos. Zehn Betriebe sind derzeit dort ansässig: Industrie- und Handwerksbetriebe, Dienstleister und großflächige Unternehmen. Von jedem ein bisschen ist dabei. Klein in der Fläche aber groß in seiner Vielfalt ist demnach das Gewerbegebiet Galsaun.
Heimisch sind hier: Online-Dienstleister, ein Nahrungsmittel-Industriebetrieb, Elektriker, Textildienstleister, Maler....eine interessante Mischung zweifellos.
Die Erweiterungspläne für die Gewerbezone Galsaun warten auf grünes Licht. Sieben Betriebe haben Interesse signalisiert, das Gewerbegebiet wird demnach weiter wachsen und gedeihen.

 

Der Tourismus.
s40 kastelbell 4Kastelbell-Tschars ist mit seinen Fraktionen eine beliebte touristische Adresse. Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus trägt hier ganz konkrete und sichtbare Früchte. Die Via Vinum Venosta - der Vinschger Weinweg - durch Rebenanlagen und mit Sicht auf den Talkessel ist eine dieser sichtbaren Früchte und vor allem im Herbst und Frühjahr ein beliebter Wanderwege. Vorbildlich geführte Almen gibt es reichlich und auch der Radweg ist eine pulsierende Ader. Mehr noch: Radweg und Bahn sind für die Tourismus-Betriebe nicht mehr wegzudenken. Zudem gibt es gediegene Auswahl an Restaurants und Lokalen. Sie öffnen die Türen zu regionaler und italienischer Küche und verschließen sich internationalen Einflüssen nicht.

Von der Haubenküche über Südtiroler Küche bis hin zu Pizza: In Kastelbell stehen Genuss und regionale Produkte ganz oben. Stichwort Spargel. In Kastelbell offenbart der Spargel eine ganz besondere Qualität. Deshalb ist der Kastelbeller Spargel auch etwas ganz Besonderes. Die Saison im April und im Mai wird von Kennern und Genießern voll ausgekostet. Nichts zu wünschen übrig s40 kastelbell 5lässt demnach die Kulinarik: Vinschgaus einzige Haubenküche - das Kuppelrain - ist in der Gemeinde Kastelbell-Tschars zu finden und ergänzt alle gastronomischen Facetten, die Gäste und Einheimische hier finden. Das Angebot reicht von herzhaft-bodenständig geht über mediterran bis hin zu feinen, exklusiven Gaumenfreuden. Dazu gesellen sich exquisite Weine von den umliegenden Weingütern. Denn auch die Weinbauern sind hier vorbildlich am Werk und bringen Weine von ausgezeichneter Qualität hervor, die Kenner und Weinfreunde zu schätzen wissen.
Und auch die Kultur hat einen hohen Stellenwert. Kulturelle Veranstaltungen auf Schloss Kastelbell oder jene des rührigen Bildungsausschusses zeigen, dass Kastelbell-Tschars eine aktive und lebenswerte Gemeinde ist und mit der Umfahrungsstraße weiter an Wohn- und Lebensqualität gewinnen wird.
Es war für die Gemeinde Kastelbell-Tschars ein Herzensanliegen, dass man vom Durchzugsverkehr befreit wird. Läuft alles nach Plan, wird das Herzensanliegen in zwei Jahren erfüllt sein.

(Quellen: Amt für Arbeitsmarktbeobachtung, WIFO - Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen, lvh und Betriebe der Gemeinde Kastelbell-Tschars)

 

Der Bauprofi

Baumänner am Werk

Das Kastelbeller Bauunternehmen Baumänner GmbH ist ein erfahrenes Bauunternehmen und seit 55 Jahren im Vinschgau und im Burggrafenamt am Werk. Geführt wird das Unternehmen heute - das im Jahre 1965 von Oskar Bernhart gegründet wurde - von Ulrich Linser als Haupteigner und Josef Ratschiller. Unzählige Bauprojekte hat man in den vergangenen fünf Jahrzehnten realisiert: In s42 2695jedem zeigt sich der Anspruch an die Qualität. Weil Bauen nicht erst mit dem Fundament beginnt, sondern mit einer genauen Vorausplanung, Organisation und Beratung, wird gerade in diese Bereiche viel Zeit und Energie gesteckt. Die Verlässlichkeit des Unternehmens zeigt die Referenzliste im privaten und gleichermaßen im öffentlichen Bereich. Das Team bei den Baumännern ist gut eingespielt. Zügig wird gearbeitet, sauber, mit Hausverstand und Fleiß. Zum Bauunternehmen Baumänner gehört auch der Baustoffhandel mit Schwerpunkt Baumarkt am Etschdamm in Kastelbell, in dem es (fast) nichts gibt, was es nicht gibt. Und neu: Der Maschinen- und Geräteverleih. Verliehen werden kleine und große Maschinen und verschiedene Geräte ob Bagger, Raumentfeuchter, Gartengeräte oder Hochdruckreiniger kann alles (siehe Homepage www.baumaenner.it) ausgeliehen werden.

 

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