Kastelbell/17. internationalen Edelbrand-Meisterschaft „Destillata“ in Baden - Gute und erfreuliche Nachrichten scheinen in dieser Zeit selten, aber dafür sind sie umso wichtiger: Mit seinen vier Schnäpsen ist Heiner Pohl bei der heurigen „Destillata“ in Baden zum Nationensieger Italien gekürt worden. Bei der traditionellen Prämierung der besten Edelbrenner aus Österreich und den benachbarten Ländern gab es in der Vergangenheit eine feierliche Gala. Das war heuer anders - keine Gala, dafür eine mit großer Spannung erwartete Bewertung der feinsten Destillate.
Seit Mitte April steht fest: Heiner Pohl vom Marinushof in Kastelbell ist Nationensieger Italien. Die Prämierung ist auch deshalb von Bedeutung, weil die Südtiroler Konkurrenz aus Schwergewichten in der Brennerszene bestand, etwa dem Profibrenner Roner AG aus Tramin oder der Hofbrennerei Haidner aus Brixen. Und vor allem: Die Maßstäbe der Jury sind in den letzten Jahren um einiges strenger geworden. Es gab weniger Goldmedaillen. Die Luft der Qualität wird dünner. Umso mehr freut sich Heiner Pohl, dass seine vier Schnäpse mit Silber ausgezeichnet worden sind - und zwar „ausgezeichnet mit sehr guter Qualität“. Die Auszeichnungen sind eine Bestätigung der sorgfältigen Arbeit beim Schnapsbrennen. Die kleinen Brennereien brennen doppelt und nach monatelanger Reifezeit im Edelstahlfass kommen die Destillate erst auf den Markt.
Um für die Nationenwertung antreten zu können müssen mindestens 4 verschiedene Schnäpse aus drei Fruchtfamilien eingereicht werden. Pohl, der schon mit seinem Marillenbrand vor einigen Jahren bei der „Destillata“ mit Gold ausgezeichnet worden ist, ist mit einem Williams, einem Marillenbrand, einem Edelbrand aus Gala-Äpfeln und einem Grappa vom Riesling angetreten.
Fruchtbrände sind nur so gut wie die verwendeten Früchte. Daher wird von Heiner Pohl am Marinushof in Kastelbell baumfrisches Obst in Kisten nachgereift, sorgsam gemaischt und nach der kontrollierten Gärung sofort gebrannt.
Pohl hat, wie auch alle anderen Brennereien im Vinschgau, den enormen Vorteil, ein ausdifferenziertes Obstsortiment vor Ort, also im Vinschgau, zu haben und daher den Obststandort aussuchen und den Reifegrad der in Frage kommenden Früchte genau bestimmen zu können. Diesen Standortvorteil haben diverse Brennereien in Österreich nicht, die natürlich trotzdem Edelbrände höchster Qualität herstellen können. Allerdings ist der Vinschgau genau aus diesen Gründen ein Edelbrandstandort erster Klasse. (eb)