Seit dem 1. September 2019 ist Pater Mathew Kozhuppakalam der neue Dekan von Schlanders. Er stammt aus Indien, hat auch in Deutschland und Österreich studiert, in Indien und in Afrika an Universitäten gelehrt, in der Seelsorge gearbeitet und soziale Projekte initiiert.
von Heinrich Zoderer
Seine Kindheit war geprägt vom Wasser. Er spielte mit dem Wasser, auf Wasserstraßen ruderten er und andere Kinder mit Booten zur Schule, die Regenzeiten bestimmten den Lebensrhythmus. In seinen Kindheitserinnerungen war er immer nass, aber nie krank. Mathew Kozhuppakalam hat mit 69 Jahren am 25. August von Bischof Ivo Muser die Kirchenschlüssel von Schlanders erhalten und ist seit dem 1. September der neue Dekan. Im Jahr zuvor, am 27. Mai 2018 zog Pater Mathew zusammen mit zwei Mitbrüdern der Missionare des hl. Franz von Sales in das Kapuzinerkloster von Schlanders ein. Damit begann für die Pfarrei Schlanders ein neues Kapitel, aber auch für P. Mathew ein ganz neuer Lebensabschnitt. P. Mathew ist in Indien geboren und aufgewachsen. Indien ist wie ein großer Kontinent mit 1,3 Milliarden Menschen, 21 Amtssprachen, 28 Bundesstaaten, mehr als 100 Sprachen, mehreren Schriften und Religionsgemeinschaften. Ganz im Südwesten, im Bundesstaat Kerala ist er zusammen mit neun Geschwistern aufgewachsen. Das Land liegt am Meer, zum Teil unter dem Meeresspiegel. Kerala ist nur halb so groß wie Österreich, aber dicht besiedelt und hat mit 38 Millionen Einwohnern rund vier Mal so viele Einwohner wie Österreich. Im „Land der Kokospalme“, wie Kerala genannt wird, herrscht tropisches Klima. Die Mehrheit, rund 55% sind Hindus, 27% Muslime und 18% Christen. Kerala hat mit 96% die höchste Alphabetisierungsrate Indiens. Die Region Kuttanad, von der P. Mathew stammt, wurde auch die Kornkammer Keralas genannt. Das Land ist geprägt durch den Kolonialismus, zuerst von den Portugiesen, dann von Holländern und Engländern. Eine der schönsten Erfahrungen war es, dass alle drei Religionsgemeinschaften friedlich miteinander gelebt haben, meinte P. Mathew. In der Schule waren alle zusammen. Heute ist das anders. Seine Familie ist sehr religiös, eine Schwester ist Klosterfrau. Bereits in der Oberschule entschied er sich Priester zu werden und in den Orden der Missionare des hl. Franz von Sales einzutreten. Nach dem Theologie- und Philosophiestudium in Hyderabat in Indien, kam er zum Studium nach Eichstätt in Bayern. Englisch lernte er bereits in Indien, Deutsch dann in Bayern. 1976 wurde er in Indien zum Priester geweiht. Anschließend studierte er Moraltheologie in München und Psychologie in Wien. Von 1985 bis 2011 war er Rektor des Priesterseminars und Professor für Humanistische Psychologie und Moraltheologie in Indien. Er war auch Provinzial seines Ordens und Seelsorger in Bangalore in Indien. In dieser Zeit der Lehrtätigkeit hat er Priesteramtskandidaten spirituell begleitet und sich auch für Kinder, Jugendliche und Frauen engagiert. P. Mathew hat die Organisation „Fides India“ gegründet, eine soziale Organisation, die für Kinder und Jugendliche Unterkünfte und Berufsmöglichkeiten schuf, Selbsthilfegruppen für Frauen förderte und sich dafür einsetzt, die Lebenssituationen von Jugendlichen und Frauen zu verbessern. Von 2012 bis 2018 verbrachte er einen neuen Lebensabschnitt in Afrika. In Tansania unterrichtete er an der Universität Psychologie und Ethik. P. Mathew erzählte in einem langen Gespräch, dass er sich in seinem Leben immer wieder gefragt hat: was ist meine Mission, was verlangt Gott von mir und was will mein Orden von mir? So hat er längere Zeit auf drei Kontinenten gelebt, war auch kurz in Amerika und ist mit fast 70 Jahren nach Schlanders gekommen und hat hier als erster ausländischer Priester ein Dekanat übernommen. P. Mathew strahlt Optimismus und Zuversicht aus. Er ist auch nicht verzagt in diesen Zeiten, in denen wegen dem Coronavirus keine Gottesdienste stattfinden. Die Gottesdienste werden über Livestream übertragen. Seine spirituellen Gedanken übermittelt P. Mathew fast täglich über WhatsApp und über die Homepage der Pfarrei Schlanders. Er ist grundsätzlich Optimist, hat ein starkes Gottvertrauen und vertraut auf die Kräfte der Menschen. Die spirituelle Entwicklung ist ihm sehr wichtig. Der Mensch ist grundsätzlich auch ein spirituelles Wesen, meint der Dekan. Es geht nicht nur um das Materielle, das Physische. Das ist wichtig und notwendig, um gesund leben zu können. Aber um innere Zufriedenheit und Harmonie zu erreichen, braucht es auch die psychische, soziale und spirituelle Gesundheit. Darin sieht P. Mathew seine Aufgabe, dafür will er sich Zeit nehmen, Menschen begegnen, sie stärken und unterstützen. P. Mathew ist in Kontakt mit seiner Familie in Indien, er möchte auch gerne wieder hinfahren. Das Klima hier in den Bergen setzt ihm etwas zu, vor allem hat er jetzt im Frühjahr mit einer Pollenallergie zu kämpfen. Aber sonst fühlt er sich im Vinschgau, der alten Kornkammer Tirols und in Schlanders recht wohl.