Leben mit der Ausgangssperre - drei Beispiele

geschrieben von

Schlanders

Aufgezeichnet von Christine Weithaler

 

Christine Weithaler, Laas

s24 Christine Foto PrivatDas Café, in dem Christine Weithaler arbeitet, ist seit dem 11.03.2020 geschlossen. Viele Kunden vermissen den täglichen Treffpunkt. Auch sie vermisst Kunden, ArbeitskollegInnen, Arbeitgeber und die doch oft fordernde Arbeit. Christine hat eine Jahresstelle im Gastgewerbe und befindet sich momentan in der Lohnausgleichskasse. Die langfristigen wirtschaftlichen Folgen der CoronaCOVID19-Krise beschäftigen sie mehr als die eventuelle Erkrankung. Zwar hat sie ihre Eltern seit Anfang März nicht mehr besucht, um diese vor einer Ansteckung zu schützen, aber sie hat mit ihnen Videotelefonie über Whatsapp entdeckt. Das war neu und unterhaltsam. Gerne würde sie die Zeit mit Spaziergängen in der freien Natur verbringen, damit ihr die Decke zuhause nicht auf den Kopf fällt, was durch die Ausgangssperre nicht möglich ist. So schreibt sie viel am Computer und am Handy. Sie hört Musik, tanzt, kocht und führt den Haushalt. Dankbar genießt sie ihre helle geräumige Wohnung und ist sich bewusst, dass dies in dieser Zeit Gold wert ist. Christine versucht seit mehreren Jahren aus dem Hamsterrad der heutigen Konsumgesellschaft auszusteigen. Sie achtet vermehrt auf die Natur und deren Kreisläufe, schöpft daraus Kraft für den hektischen Alltag. Sie wünscht sich ein Umdenken für die termingeplagte leistungsorientierte Gesellschaft und dass wir alle gesund und bewusster aus dem jetzigen Stillstand herausgehen.

 

Walter Gurschler, Nördersberg

s24 walter gurschlerWalter Gurschler ist Landwirt am Schlanderser Nördersberg. Er erlebte das Leben im Tal noch nie in einer solchen Ruhe, wie in der Zeit seit der Ausgangsperre verordnet durch die CoronaCOVID-19 Pandemie. Walter findet, das wäre das wahre Leben für den Menschen und die Natur. Um den heutigen Standard seines Betriebes in dieser Größenordnung zu erhalten, sind er und seine Frau gezwungen, einer Nebentätigkeit nachzugehen. Dieser bringt viel Zeitdruck mit sich. So fehlt ihm oft die Freizeit um das Leben zu genießen. Er fühlt sich vom heutigen Wirtschaftsdruck diktiert. Er ist dankbar, dass er momentan daheim bleiben darf. Er genießt es, frei von Terminen zu sein. So kann er sich voll auf seine Frau, seine Eltern und auf die Arbeit am Hof konzentrieren. Mit seinen drei Söhnen, die nicht Zuhause sind, ist er ständig in Kontakt. Kraft, für die momentane Zeit schöpft Walter aus dem Wissen, dass es ihnen allen gut geht, sie zufrieden und gesund sind. Er hofft, dass die Menschen diesen Stillstand als Chance nutzen um auf das Wesentliche zurückzukommen und Reichtum, Macht und den Neid auf den Nächsten zu vergessen. Er wünscht sich, dass die Politik, durch die Krise von der überbürokratisierten Welt wegkommt. Es wird heutzutage fast nur noch auf Bildung, Wissen und Studium ohne eigenen Hausverstand und Praxiserfahrung gesetzt. Bergbauernhöfe, kleine und Kleinstbetriebe bringt diese Politik an ihre existenziellen Grenzen. Die Wahrheit, die hinter dieser Pandemie steckt, werden wir wohl nie erfahren, meint Walter. Es ist auf jeden Fall schlimm, wenn Menschen daran sterben. Walter wünscht sich, dass die vom Virus Betroffenen wieder gesund werden und alle übrigen gesund bleiben und viel aus dieser Krise lernen.

 

Nadja Schwienbacher, Schlanders

s24 Nadia Foto Marja KoflerNadia Schwienbacher schildert als Koordinatorin die Sicht der IVHS - Integrierten Volkshochschule Vinschgau (ein fixer Bestandteil der GWR, Spondinig) in der Zeit des COVID-19 Virus. Die ReferentInnen des IVHS hatten das Gefühl, dass die Weiterführung begonnener Kurse sinnvoll wäre. Gemeinsam mit den TeilnehmerInnen wurden nach Möglichkeiten gesucht, die von allen genutzt werden können.
So werden vier Kurse über Zoom, Whatsapp und E-Mail digital weitergeführt und beendet. Vorwiegend geht es um den Kontakt untereinander und den Austausch in dieser Zeit. Der Impuls weiterzumachen kam von den ReferentInnen und wurde von den Bildungsverantwortlichen der IVHS positiv aufgenommen und zusammen umgesetzt. Es handelt sich hierbei um eine vorübergehende Lösung, da online nur Theorie vermittelt und der Input für kreative Arbeit gegeben werden können. Für die IVHS stehen die zwischenmenschlichen Beziehungen und das soziale Lernen im Vordergrund. Die sozialen und künstlerischen Kompetenzen können nicht über längere Zeit über diesen Weg gefördert werden. Inklusive Projekte und ein Austausch zwischen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung sind online schwer möglich. Dafür benötigt man reale Interaktion. So ist diese vorübergehende Lösung nur eine willkommene Abwechslung in dieser krisengezeichneten Zeit.

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