Nachgedacht - Als ich am 2. Fastensonntag mit den Pfarrgemeinden Prad und Lichtenberg die Messe feiern durfte, ahnte ich, dass es wohl vorerst die beiden letzten öffentlich gefeierten sein werden. Wenige Stunden später kam das Dekret aus Bozen, einen Tag später die völlige Stilllegung aus Rom. Wer hätte das noch vor zwei Monaten gedacht? Europa, oder eigentlich die ganze Welt wird heruntergefahren und kommt zum Stillstand. Es braucht jetzt einen langen Atem und viel Disziplin. Von übelster Sorte war das Verhalten einiger weniger Verantwortungsloser zum Beispiel im gar nicht so weit entfernten Ischgl. Ein Infizierter wurde verschwiegen, der dann zahlreiche weitere Menschen ansteckte. Aus fragwürdigen profitorientierten Motiven wurden Krankheit und Tod billigend in Kauf genommen. Darum kümmert sich jetzt der Staatsanwalt.
In der Seelsorge ist derzeit viel zu tun und vor allem anderes. Seit über einer Woche können unsere Gottesdienste über „Livestream“ mitverfolgt werden. Im kleinsten Kreis feiern wir Messe für die Pfarrgemeinde und die Zusehenden. Sie sind herzlich eingeladen mitzufeiern:
www.kath-richterswil.ch, dort einfach dem Link folgen. Auch ein virtuelles Fürbittbuch wartet auf Ihre Fürbitten. Auch die Predigten sind verfügbar.
Für die Wirtschaft, die Gastronomie oder den Handel sind die Folgen des momentanen Stillstandes noch gar nicht abzusehen. Trotzdem beobachte ich eine positive Veränderung in mehrfacher Hinsicht. Immer wieder finden sich Menschen in unseren Kirchen zum Gebet ein, schreiben eine Bitte ins Fürbittbuch. Man hat wieder Zeit füreinander, alles geht ruhiger und langsamer vor sich. Der sogenannte „Osterstress“, der längst im Gange wäre, fällt dieses Jahr aus. Wenn es gelingt, diese Zeiten trotz aller katastrophalen Begleitumstände auch konstruktiv zu nutzen, dann können folgende Überlegungen hilfreich sein. Ist es wirklich sinnvoll, dass alles immer grösser, perfekter und schneller werden muss? Muss es wirklich sein, dass wir beispielsweise vor Weihnachten und Ostern in einen völlig überflüssigen Dauerstress geraten? Was macht im Leben wirklich Sinn, was trägt wirklich? Sind das nicht letztlich unsere Beziehungen, unsere Freundschaften, die vor lauter unnötigem Stress viel zu kurz gekommen sind? Die Welt nach „Corona“ könnte in vielen Teilen eine bessere sein, vorausgesetzt wir stellen uns diesen Fragen.
Euch allen Gottes Segen in dieser unsicheren Zeit, Euer Don Mario.