Es gibt sie in jedem Dorf! Jene Menschen die jeder kennt, die immer präsent sind, jedem freundlich begegnen und gleichzeitig aber kaum auffallen. Es sind Menschen die in aller Ruhe und Bescheidenheit ihr Leben der Familie, Dorfgemeinschaft und einer ganz eigenen Tätigkeit mit großer Leidenschaft widmen.
von Cornelia Knoll
So jemandem begegne ich heute im Völlesteinerhof in Sulden. Der“ Völlestoaner-Walter“ wie er von den Suldnern genannt wird, sitzt mir in seiner von zahlreichen Reh-, Hirsch- und Gamsgeweihen geschmückten Stube gegenüber und erzählt von seinem interessanten Leben.
Als begeisterter Hüttenwirt ist Walter Reinstadler über die Grenzen wohl bekannt. Seit mehr als 40 Jahren bewirtet er mit seiner Frau Resi und den 3 Söhnen (Martin, Peter, Michael) die Düsseldorferhütte im Ortlergebiet und hat so unzähligen „Bergfexen“ wunderschöne Hüttenerlebnisse geschenkt.
Sohn Martin mit seiner Familie hat nun die hochgelegenen Hütte offiziell übernommen; doch Walter und Resi arbeiten zur Freude Aller weiterhin mit und garantieren so Hütten-Gastfreundlichkeit und den allerbesten Strudel im ganzen Vinschgau.
„Die Hütte ist mein Leben“, sagt Walter mit leisem Lächeln. “Es ist unsere Heimat und Arbeitsstätte seit nunmehr 5 „Völlestoaner Generationen“ und Lebensmittelpunkt der Familie. Seit Kindesbeinen habe ich mit meinen Eltern Zenzl und Otto und den 2 Brüdern jeden Sommer auf der Düsseldorferhütte gewohnt und habe dort schon als Junge fleißig mitgeholfen“
1978 wurde er der Hüttenwirt und baute in vielen Tagen und Monaten die kleine einfache Hütte zu einem wahren Glanzstück aus. Jedes Säckchen Sand, jedes Kilo Schotter musste dafür mühselig mit der kleinen Materialseilbahn hinauftransportiert werden um dann in kürzester „schnee- und gästefreien“ Zeit verarbeitet zu werden.
„Gebaut honn i mein Lebtog long“, sagt der Stoanerwalter und zeigt mir den neugebauten Stall, Stadel und das liebevoll neugestaltete Wohnhaus des uralten Völlesteinerhofes.
Irgendwie könne er gar nicht mehr begreifen wie dies damals alles möglich war? Wie er und seine Familie all dies überhaupt alles schaffen konnten?... Der Neu und Umbau im Tal,… die Arbeit als Bauer ,Familienvater und gleichzeitig die große notwendige Umstrukturierung der Hütte. All dies neben dem oft sehr anstrengenden täglichen, monatelangen Hüttenalltag, wo tausende Bergwanderer und Kletterer tage- und nächtelang versorgt werden wollten.
Das Suldner Urgestein ist nebenbei aber auch noch ein großer Vereinsmensch. Ganze 40 Jahre hat er als Bergretter vielen Bergverunfallten geholfen, war jahrzehntelang Kommandant-Stellvertreter der Feuerwehr und Freiwilliger beim Weißen Kreuz Sulden. Seine Tätigkeit als Milchmesser in Sulden hat er 45 Jahre lang gewissenhaft ausgeführt, genauso wie jene des heimatlichen Bauernobmannes.
„Wie oft bin ich wohl diese steile Strecke zur Hütte hinauf- und heruntergerannt?“, sinniert Walter. Runter nach der Arbeit z.b zur Feuerwehrübung und spätnachts wieder zur 2721 hochgelegenen Hütte hinauf. Genauso oft aber trugen ihn seine Beine auch in die umliegenden Berge um in Not geratene Kraxler, zur Hütte zurück zu lotsen. Auch der 25 jährige Dienst als Fraktionsvorsteher in welchem er stets mit Freude bemüht war ,Wald ,Almen und Weide für die Suldner bestmöglichst zu erhalten, kostete ihn unzählig gelaufene Kilometer und viel Einsatz. “Ohne meine Frau Resi, welche immer alles zusammengehalten und ausgeglichen hat, wäre dies nie möglich gewesen“, verrät er.
Nun sei es a bissl ruhiger geworden. Nach wie vor bewirtschaftet er die Hütte mit, zeigt dort nun in ruhigeren Stunden seinen Enkeln Simon, Elias, Lina und Ida die Schönheit der Berge und geht seinem Sohn Michael, welcher die Bauerschaft im Tal übernommen hat, zur Hand.
Viele Diplome und Urkunden, welche ihn als Schafzüchter oder erfolgreichen Jagd-Scheibenschießer auszeichnen, hängen an der Wand. Nun zeigt mir Walter ein ganz besonderes Foto in seiner Stube. Es zeigt ihn im Gespräch mit Papst Johannes Paul II, welcher 1991 die Mitglieder der Suldener Bergrettung und Pfarrer Hurton damals zu sich nach Rom eingeladen hatte. “Eines meiner schönsten und eindrücklichsten Erlebnisse“ erinnert er sich. Ich frage nach, ob es denn neben all den Vereinstätigkeiten auch ganz eigene Hobbies gäbe? .Oh ja, strahlt der 72jährige und zeigt mir nebenan im Stadel seine perfekt eingerichtete Hobby-Tischlerwerkstatt.
Dort hat er sich vor vielen Jahren mit Hilfe seines Vaters das Tischlern selbst beigebracht und später fast alle der Stockbetten, Schränke und Türen für Hütte und Haus selbst gebaut. Das Holz, meistens Zirmholz, hat er dafür in den heimischen Wäldern geschlagen, geschnitten und mit viel Spaß und Leidenschaft weiterverarbeitet.
Doch der allergrößten Leidenschaft des Suldners wird man wohl am wunderbarsten Ort hoch oben im Zaytal begegnen. Umgeben von einer grandiosen Bergwelt steht dort seine Düsseldorfer Hütte noch geduldig im Schnee und wartet auch diesen Sommer auf ein Wiedersehen mit Walter und seiner Familie.