Schlanders/Podiumsdiskussion - An eine große Umfahrung im Obervinschgau wird nicht gedacht und die lokale Politik hat kein Interesse an einem Tunnel nach Bormio. An der Umsetzung der Verkehrsstudie von Knoflacher wird gearbeitet, es geht weiter, allerdings langsam. Das waren wichtige Aussagen von BM Ulrich Veith und dem Bezirkspräsidenten Andreas Tappeiner beim Informationsabend über Verkehrsprojekte im Vinschgau.
von Heinrich Zoderer
Es ist der Umweltschutzgruppe Vinschgau wieder gelungen, eine lebendige und informative Diskussion über die vorliegenden Verkehrsprojekte im Vinschgau zu organisieren und damit mehr Klarheit über die weitere Entwicklung zu gewinnen. Der Verkehrsexperte Helmuth Moroder referierte über vier Verkehrsprojekte: die großräumige Umfahrung bzw. Untertunnelung von der Forst bis Rabland, die Untertunnelung des Stilfserjochs, die Aufwertung der Stilfserjochstraße und die großräumige Umfahrung im Obervinschgau. Anschließend betonte der Wiener Verkehrsexperte Hermann Knoflacher, der 2005 ein Verkehrskonzept für den Vinschgau ausgearbeitet hat, dass die Bevölkerung entscheiden muss, ob sie eine Politik für das Auto oder für die Menschen haben will. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten die drei Bürgermeister Veith, Tappeiner und Gunsch Koch, zusammen mit dem L. Abg. der Grünen, Hanspeter Staffler mit den beiden Experten über die Verkehrsprojekte. Moroder zeigte auf, dass der Autoverkehr seit 2002 um 20% zugenommen hat und in Töll dreimal höher ist als am Reschenpass. Mit der Bahn können heute 7.000 Personen am Tag transportiert werden. Das bedeutet 5.400 Autos weniger. Nach der Elektrifizierung kann die Transportkapazität auf 17.000 Personen gesteigert werden. Damit kann die Bahn die Straße spürbar entlasten. Moroder warnte davor, die Stilfserjochstraße als UNESCO Werterbe zu erklären. Professor Knoflacher sprach sich ganz klar gegen einen Straßenausbau, auch gegen Ortsumfahrungen aus. Der Autoverkehr muss eingeschränkt und verlangsamt, der öffentliche Verkehr, der Rad- und Fußgängerverkehr stark gefördert werden. Er plädierte für Tempo 30 in Ortschaften und eine strenge Parkplatzbewirtschaftung. Roselinde Gunsch Koch berichtete, dass es in der Gemeinde Taufers nach einer 10 jährigen Diskussion gelungen ist Tempo 30 einzuführen und den Durchzugsverkehr damit zu verlangsamen. Hanspeter Staffler meinte, dass der Vinschgau entscheiden muss ob er in die Bahn oder in die Straße investieren will. In der Diskussion wurden Bedenken gegen Tempo 30 geäußert, der Rückbau der Umfahrung Laas gefordert und daran appelliert, bei der Stilfserjochstraße ein Mobilitätskonzept zusammen mit den Anrainern zu erstellen. Der Kammerabgeordnete Albrecht Plangger meinte, dass man im Vinschgau mit dem öffentlichen Verkehr generell gut unterwegs sei, aber einige Buslinien und Citybusse noch verbessert werden könnten. Außerdem ist geplant, die Staatsstraße in der Latschonder gegen Steinschlag zu sichern und eine Zugverbindung in die Schweiz zu errichten.