Seine Wohnung in Mals hat er nie aufgegeben und nicht nur auf dem Papier ist er ein stolzer Malser geblieben, auch im Herzen. Aufgewachsen an den unteren Ausläufern des mächtigen Malser-Haide-Schuttkegels, hat Erich Stecher dort jene Wurzeln erhalten, welche ihn kreativ beflügelten. Hundertfach hat er „seine Malser Haide“ durchfahren, durchwandert und durchmalen.
Nun treffe ich ihn in Bozen an der Uni-Bar und er ist froh darüber, dass wenigstens sein Bruder noch einige Wiesen des elterlichen Hofes im Nebenerwerb bewirtschaftet. „Ich hatte das Glück, immer an schönen Orten zu leben, sei es in Mals, in Gröden, in der Toskana und jetzt im Bozner Stadtteil Gries“. Diese Schönheit gab ihm immer wieder Halt und führte seine Malerhand. Mit dieser Hand skizziert und malt er besonders gerne in seinem Bozner Atelier, welches er mir begeistert mit Fotos eines Fotografiestudenten vor Augen führt. Wegen Umbau musste er seine Werke in Mals und in einer Bozner Garage zwischenlagern. Und da hat sich bisher einiges angesammelt, denn die Malerei ist seine große Leidenschaft, wenn er sie auch nie zum Hauptberuf gemacht hat. Diesen Schritt hat er nie gewagt, das enge ihn künstlerisch zu sehr ein, das mache ihn zu abhängig von der Kunstkritik und ein professioneller Verkäufer sei er auch nicht. Seinen Lebensunterhalt verdient er seit Jahrzehnten als Mittelschullehrer im Fach Kunst, derzeit in der „Stifter Mittelschule“ in Bozen. Mit jungen Menschen zu arbeiten, gibt ihm sehr viel Energie und er lässt sich von der jugendlichen Lebensfreude gerne anstecken. Stecher ist ein Lebemensch, der es genießt, in Gesellschaft zu sein. Bezeichnend dafür zeigt er mir ein privates Foto, auf dem er umgeben von einem riesigen Sonnenblumenfeld in der Toskana zu sehen ist. Für ihn stellt dieses Bild eine bejahende, positive Lebenseinstellung zur Kunst dar, wohlwissend dass er nur einen begrenzten Teil seines Alltags der Kunst widmen kann, diesen aber in all seiner Pracht in sich aufsaugen kann. Er möchte nicht zu einem introvertiert-pessimistischen Künstler verkommen, dem die Fähigkeit abhanden gekommen ist, aktiv am Leben teilzunehmen. Für ihn ist die Kunst, die Malerei eine Ergänzung und Bereicherung zum prallen Leben, nicht aber dessen primärer Inhalt. Ganz nebenbei kommt er auf den Grund unseres Gespräches zurück, nämlich dem Erscheinen eines Buch-Kataloges unter dem Titel „Erich Stecher – Maler“, welcher eine Retrospektive seiner Werke aus den letzten fünfundzwanzig Jahren darstellt und mit Textbeiträgen von Karin Dalla Torre, Florian Hofer und Herbert Raffeiner ergänzt wurde. Er hat das Buch zwar noch nicht in Händen gehalten, aber er ist bereits in den Buchhandlungen erhältlich und wird auf Einladung des Bildungsausschusses am 30. November in Mals vorgestellt. Darin und bei einer anschließenden Bilderausstellung kann man die Vielfalt seines bisherigen künstlerischen Schaffens bewundern. Der Ratssaal der Bezirksgemeinschaft Vinschgau in Schlanders bietet zudem eine Art „Dauerausstellung“, wie Stecher seine künstlerischen Fähigkeiten umzusetzen vermag. Seine Bildsprache wurde den üblichen Wappenabbildungen in solchen Sälen vorgezogen und er verstand es eindrucksvoll, mit dreizehn Bildern über die Gemeinden des Vinschgaus eine verbindende Gesamtkomposition zu gestalten und doch macht jedes einzelne Bild, jede einzelne Gemeinde mit seinen besonderen Merkmalen auch alleine eine gute Figur. Das Malen ist für ihn eine Bauchsache, es beinhaltet viele Wahrheiten, viele Zugänge. Seine Kunst ist eine ständige Suche und nicht einordenbar. Sie ist ein Versuch, in die wachsende Vereinsamung und Ichbezogeneheit unserer Gesellschaft Farbe zu bringen.
Ludwig Fabi
Ohne den Betrachter, seinen wachen Blick, seine Fragen ist die Kunst stumm. Im Dialog mit dem Künstler bekommt der Betrachter Antworten auf seine Fragen!
„Die Buchvorstellung und anschließende Ausstellung bietet eine Gelegenheit, unserem Malser Künstler Erich Stecher einen öffentlichen Raum zu geben, der obwohl er seinen Wohn- und Arbeitsort in Bozen hat, durch und durch ein Malser und ein Freund geblieben ist, den viele kennen und schätzen. Es besteht die Möglichkeit der Begegnung mit dem Werk und dem Künstler selbst, der die zwei Tage anwesend ist, um mit den Besuchern in einen kreativen Austausch zu treten.“
Sibille Tschenett – Kulturreferentin Gemeinde Mals
INFO
Buchvorstellung: Erich Stecher – Maler (Athesia-Verlag)
am Freitag, 30.11.2012 um 19.00 Uhr im Kulturhaus Mals
Begegnung mit dem Künstler im Rahmen einer Bilderausstellung:
Samstag, 01.12.2012 von 10.00 bis 12.00 Uhr
und von 15.00 bis 17.00 Uhr
Sonntag, 02.12.2012 von 10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Kulturhaus Mals
Organisation: Bildungsausschuss Mals
Bildquellen: Erich Stecher Maler – Athesia Verlag
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