Tartsch/Meran - Denkmal kindlicher Ehrfurcht und Liebe seinen geliebten Eltern Johann Mazegger, Schuster, am 25. März 1799 am Ostermontag als Landesvertheidiger in Mals von den Franzosen erschossen, alt 38 Jahre und Anna Maria, geborene Folie, am 24. Febr 1837, alt 76 Jahre, gesetzt vom dankbaren Sohn Bernhard, Do. der Medizin.“
Diese Widmung steht auf einem 1860 errichteten Grabstein im alten Friedhof bei der Pfarrkirche in Tartsch. Bei dem dankbaren Sohn handelt es sich um Dr. Bernhard Mazegger, den Älteren, eine für die Entwicklung der Kurstadt Meran bedeutende Persönlichkeit.
Wenige werden in Tartsch wissen, dass dieser aus ihrem Dorfe stammende Mann als Vater des Kurwesens in Obermais gilt.
Bernhard Mazegger wurde am 12. Dezember 1798 in Tartsch als Sohn des Schuhmachers Johann (Fuchsenschuster) und seiner Frau Anna Maria Folie geboren. Beim Franzoseneinfall 1799 erschossen Soldaten seinen Vater in einer Gaststube in Mals, nachdem er unter Folterung die Namen vermögender Malser Bürger preisgegeben hatte. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation konnte Bernhard das benediktinische Marienberger Gymnasium in Meran besuchen und anschließend Medizin in Innsbruck, Wien und Padua studieren. In Padua schloss er 1828 sein Studium mit der „Dissertatio inauguralis medica de magno hepatis in animam influxu“ ab. Anschließend praktizierte er als Arzt in Mals, ab 1834 in Bozen und 1836 in Verona, wohin er für kurze Zeit zum Studium der damals in Italien ausgebrochenen Cholera gezogen war. Noch im gleichen Jahr verlegte er seine Praxis nach Innsbruck, 1838 nach Mailand und 1840 endgültig nach Obermais/Meran, wo er nach den gesammelten Erfahrungen der letzten Jahre ein neues Tätigkeitsfeld fand. Mazegger gilt als Pionier der homöopathischen Heilmethode in Tirol. Da die Homöopathie damals verboten war, bekam er mehrmals Probleme mit den Behörden. Er erkannte die klimatisch günstige Lage von Obermais, errichtete die erste Fremdenpension und eröffnete die erste Kaltwasserheilanstalt Tirols, wo im Frühjahr die Molkenkur und im Herbst die Traubenkur angeboten wurde. Den Gästen, vorwiegend Personen aus dem in- und ausländischen Adel sowie Persönlichkeiten aus dem kulturellen Leben, standen warme und kalte Duschbäder, Voll- und Wellenbäder sowie ein Schwimmbad zur Verfügung: Für die damalige Zeit fortschrittliche Einrichtungen.
Zur Erholung der Kurgäste förderte er die Errichtung öffentlicher Anlagen und Spazierwege in Obermais. Durch uneigennützige Überlassung mehrerer Grundstücke konnte die schattige Sommerpromenade angelegt werden. Die Schönheit und das günstige Klima der Meraner Gegend waren Voraussetzung für den Aufbau der Kurstadt. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Haller und dem nach Meran übersiedelten Münchner Literaten Franz Lentner, dem Begründer der Meraner Stehweingesellschaft, gilt er als einer der Mitbegründer des Meraner Kurstadt.
Neben seinem ärztlichen Beruf fand er noch Zeit für die Politik: 1848 wurde er gemeinsam mit P. Beda Weber, Professor am Benediktiner Gymnasium Meran, für das Mandat Oberinntal-Vinschgau in die deutsche Nationalversammlung nach Frankfurt berufen.
Auch als Schriftsteller und Dichter betätigte sich Mazegger: In zahlreichen Zeitschriften veröffentlichte er vorwiegend naturempfundene und vaterländische Gedichte, so vor allem in einem 1857 erschienenen Gedichtband.
Der Marienberger Mönch P. Cölestin Stampfer schreibt über Mazegger: „Der berühmte Homöopath und Dichter, Dr. Bernhard Mazegger, erschaute mit seinem Seherblicke die große Zukunft des Paradieses der Meraner Gegend und besonders von Obermais.“
Dr. Bernhard Mazegger verstarb am 20. Mai 1876 in Meran. Sein Sohn, Dr. Bernhard Mazegger der Jüngere, übernahm die väterliche Arztpraxis. Dieser betätigte sich historisch schriftstellerisch und erforschte vor allem die Ansiedlung Maia. In seinem Werk „Chronik von Mais“ schildert er die Geschichte des Ortes Mais mit seinen Edelsitzen, Schlössern und Kirchen.
Zur Erinnerung an Dr. Bernhard Mazegger sen. ließ der Heimatpflegeverband Obermais an der einstigen Pension Mazegger (heute Pension Villa Maria) eine Marmortafel anbringen.
Andreas Folie, Meran