Schlanders erzählt... Märchenherbst

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Nachgedacht

geschrieben von Ausgabe 7-19

s10sp1 098Von don Mario Pinggera - Wir erinnern uns vielleicht: Vor wenigen Jahrzehnten fuhren landwirtschaftliche Maschinen – zum Beispiel Heuladewagen – der Firma ‘Mengele’ durchs Land. Die Günzburger Firma gehörte ursprünglich Karl Mengele, dem Vater des NS-Verbrechers Josef Mengele. Zur Erinnerung: Josef Mengele war von Mai 1943 bis Januar 1945 Lagerarzt im Konzentrationslager Auschwitz. Dieser «Arzt» war unter anderem bekannt wegen seiner ‘Zwillingsforschung’. Er führte an diesen diverse Experimente durch, zum Beispiel mit Injektion von Fremdstoffen und Krankheitserregern, mit chirurgischen Eingriffen ohne Narkose. Oder er nähte Zwillinge mit dem Rücken aneinander – gleich siamesischen Zwillingen. Nach dem Krieg war der Schock gross über die Gräueltaten dieses Mannes. Er konnte – wie viele andere Naziverbrecher auch – mit Hilfe von Fluchthelfern aus Südtirol entkommen und wurde nie gefasst. Er starb erst 1979 bei einem Badeunfall in Brasilien.
Das Jahr 2019 wird ein Jahr der Erinnerung sein müssen! Vor 80 Jahren begann der 2. Weltkrieg. Das Jahr 1939 hat so eine besonders leidvolle Bedeutung. Für uns im Land insbesondere auch durch das traurige Kapitel der ‘Option’. Die barbarische Diktatur der Nationalsozialisten hat ganz Europa ins Chaos gestürzt. Es genügt aber im Nachhinein nicht, nur die Schuld auf Hitler, Göring, Mengele usw. zu schieben. Schuld tragen alle, die mitgemacht haben, die für diese Ideologie Sympathien gehegt haben. Schuld tragen alle, die nicht hingesehen oder die nichts gesagt haben, als zum Beispiel vom 15. auf den 16. September 1943 die ersten Juden aus Meran deportiert wurden.  
In einem Europa, das im Jahre 2019 zunehmend durch extremistische Tendenzen in der Politik bestimmt und verunsichert wird, sind solche Erinnerungen von unschätzbarem Wert. Denn sie zeigen Tiefpunkte der Menschheitsgeschichte auf, die sich auf keinen Fall wiederholen dürfen. Aus diesen Tiefpunkten resultieren aber auch Erfahrungen, und Erfahrungen sollen weitergegeben werden. Nur so kann ein Lernprozess stattfinden. Totschweigen hingegen führt immer ins Verderben. Das gilt übrigens auch für die zahlreichen Missbräuche durch in der Kirche tätige Personen. Möge das Jahr 2019 deshalb auch ein Gedenkjahr sein, das eine mitunter schlimme Vergangenheit entschlossen benennt. Das sind wir uns und unserer Zukunft schuldig. 

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