Unter dem Wappenfries aus der Renaissance hießen Abt Markus Spanier und der Präsident des Freundeskreises Marienberg Andreas Folie viele Mitglieder willkommen und vor allem den Nordtiroler Alt-LH Wendelin Weingartner. Weingartner, dessen Mutter aus Bozen und dessen Vater aus Osttirol stammen, spannte um die Frage nach einem gemeinsamen Tiroler Bewusstsein einen Bogen vom Friedensvertrag von St. Germain 1919 bis in die Gegenwart.
Es waren schon die „potschaten Wiener“, die am Ende des 1. Weltkrieges zwei Tage zu früh die Waffen niederlegen ließen und so den Weg frei machten für den widerstandslosen Einmarsch der Italiener in Südtirol. Nach der Einverleibung Südtirols wurde von Seiten Italiens in, so Weingartner, drei Phasen die Südtiroler Identität angegriffen. Als erstes war es die Unterdrückung der Sprache, vor allem in der Faschistenzeit der 20iger und 30iger Jahre. Weil das nicht gelungen ist und sogar zu einem Zusammenrücken der Südtiroler geführt hat, wurde mit der Option der direkte Angriff auf die Heimat gestartet. Letztlich wurde das Unterfangen gestoppt, trotzdem sind 75.000 Südtiroler ausgesiedelt. Das Fazit, das Weingartner aus dieser Erfahrung gezogen hat: Die Dableiber waren Wirtschaftsleute und Bauern, die Optanten waren die Arbeitnehmer. Daher rührten auch die bis heute geltenden Machtverhältnisse im Lande, in dem die Wirtschaft und die Bauern das Sagen hätten. Die dritte Welle der Assimilierung kam nach dem Krieg mit dem Versuch der Unterwanderung. Das Aufbegehren dagegen waren unter anderem die Attentäter, die „bei Gott keine Verbrecher waren.“ „Ich persönlich glaube, dass dieser Widerstand den Konsens in Richtung Autonomie geebnet hat“, sagte Weingartner.
Im Übrigen sei die Autonomie die Basis für den Erhalt von Kultur und Sprache fundamental. Bekennt man sich zur Autonomie, dann bekenne man sich zu einer inneritalienischen Lösung. Allerdings habe sich die Südtiroler Autonomie zu einer Art Regionalstaatlichkeit entwickelt - mit einer Abschottung nicht nur gegenüber Rom sondern auch gegenüber dem Norden.
Ein Hegen von Mindestfeindbildern legte Weingartner der SVP ans Herz und mahnte zu einem „Mindestabstand zu Rom“. Allerdings habe die SVP ein Problem, weil das Feindbild Rom mit der Autonomie nicht mehr ziehe. Weingartner riet zu Leuchtturmprojekten vor allem bei Bildungsstrukturen. Nach kurzer Diskussion und nach der gemeinsamen Vesper führte Abt Markus durch die Ausstellung „Klosterarbeiten“. Angeregt weiterdiskutiert wurde bei einer Marende.
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