Sie zählen zu den ältesten Dorfvereinen. Während die einen für gute Stimmung bei Festen und Feiern sorgen, bürgen die anderen für die Sicherheit, damit die Bevölkerung ruhig schlafen kann und bei Bränden und Katastrophen schnell geholfen wird. Feuer und Wasser sind Fluch und Segen. Die Menschen haben gelernt beides zu nutzen, sie wissen aber auch um die Gefahren, die diese Kräfte entfesseln können. Man musste sich organisieren und Vorkehrungen treffen, um Gefahren abzuwehren und zu bekämpfen. Die erste Feuerwehr im alten Rom bestand aus Sklaven. In den mittelalterlichen Städten sorgten Nachtwächter für die Sicherheit. In Eimern und Tonkrügen musste Wasser für die Brandbekämpfung bereitgestellt werden. 1686 entstand die erste Berufsfeuerwehr in Wien, 1716 in Paris. 1856 wurde in Innsbruck die erste Freiwillige Feuerwehr in Tirol gegründet. Seit 1868 gibt es die Freiwillige Feuerwehr Meran als erste im Burggrafenamt. In Schlanders wurde 1875 die erste Feuerwehr im Vinschgau gegründet. 1881 wurden Musterstatuten für die Freiwilligen Feuerwehren und Gemeindefeuerwehren im Land Tirol ausgearbeitet und 1884 ein Feuerwehrfond eingerichtet. Anschließend wurden im ganzen Lande Freiwillige Feuerwehren gegründet z.B. 1886 in Burgeis und 1888 in Laas. 1861 gab es in Laas den großen Dorfbrand mit sechs Toten. Laas wurde immer wieder von der Gadria bedroht und vermurt. 1877 kam die „Lahn“ drei Mal. Wie in den verschiedenen Chroniken nachzulesen ist, mussten die Feuerwehren im eigenen Dorf und in den Nachbardörfern immer wieder ausrücken, um Hausbrände, Stadel-, Wald- und Kaminbrände zu löschen. Aber auch von Überschwemmungen, Muren und Lawinen ist die Rede. Dabei war die technische Ausrüstung sehr bescheiden. Die Burgeiser Wehr kaufte 1886 eine Handspritze. Motorspritzen gab es erst viel später. Die erste Wasserleitung mit fünf Hydranten wurde in Burgeis 1900 gebaut und erst 1945 konnte die Feuerwehr mittels Telefonanruf alarmiert werden. 1955 wurde der Landesverband der Südtiroler Feuerwehren gegründet. Bis in den 50er Jahren bestanden die Feuerwehren aus drei Gruppen: die Steiger, die Schlaucher und die Spritzer. Die Steiger mussten mit Leitern in die Häuser einsteigen, um Menschen und Tiere herauszuholen, die Schlaucher legten die Schläuche und die Spritzer mussten das Feuer bekämpfen. In der Chronik von Burgeis kann man nachlesen, dass alle Personen, die nicht bei der Feuerwehr waren, je nach Vermögen, jährlich einen bestimmten Betrag an die Feuerwehr zu entrichten hatten. Jene Feuerwehrmänner, die zu den Proben nicht erschienen, mussten einen Strafbetrag entrichten.
Technische Einsätze, Suchaktionen und Öffentlichkeitsarbeit
In den letzten Jahrzehnten hat sich vieles verändert. Es gibt heute über 300 Freiwillige Feuerwehren im Lande mit über 13.000 aktiven Mitgliedern. Zusammen mit den Ehrenmitgliedern, den Mitgliedern außer Dienst und den Jugendgruppen sind es über 18.000 Personen. Der Bezirksverband Untervinschgau erstreckt sich von Tschars bis Tschengls und umfasst fünf Gemeinden (Kastelbell-Tschars, Latsch, Martell, Schlanders, Laas) mit 18 Freiwilligen Feuerwehren. Der Bezirk Obervinschgau umfasst insgesamt 21 Freiwillige Feuerwehren in den Gemeinden Graun, Mals, Schluderns, Glurns, Taufers, Prad und Stilfs und ist, so wie der Bezirk Untervinschgau ebenfalls in vier Abschnitte gegliedert. Ausgestattet mit Feuerwehrhallen und Fahrzeugen, bestehen die Aufgaben der Feuerwehren heute neben der Brandbekämpfung und dem Einsatz bei Naturkatastrophen vor allem bei technischen Einsätzen, in erster Linie bei Verkehrsunfällen. Stephan Kostner, der Feuerwehrkommandant der FF Schlanders, berichtete bei der 144. Jahreshauptversammlung von insgesamt 182 Tätigkeiten im Jahr 2018. Die 60 aktiven Wehrmänner (davon vier Frauen), mussten bei 91 Einsätze ausrücken und waren dabei 2.189 Stunden im Einsatz. Neben LKW Bergungen und dem Einsatz bei Verkehrsunfällen, war die Feierwehr im Einsatz bei einer Traktorbergung, Tierrettung, bei einem Chemieeinsatz im Schwimmbad, bei einem Großbrand in der Industriezone von Vetzan, bei einer Fahrzeugbergung im Schlandrauntal, beim Unwettereinsatz Ende Oktober, bei Suchaktionen, beim Unwettereinsatz in Eyrs und Vetzan aufgrund von Windböen. Neben einer guten Grundausbildung müssen die Feuerwehrleute auch Spezialisierungskurse und laufend Fortbildungen besuchen. Außerdem müssen verschiedene Proben, Gemeinschaftsübungen, Evakuierungsübungen, Schauübungen und Simulationen durchgeführt werden, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Die Öffentlichkeitsarbeit, die Teilnahme bei Wettbewerben, Festen und kirchlichen Feiern, die Pflege von Partnerschaften im In- und Ausland und die Durchführung von Sicherheitsdiensten bei Festen gehören auch zu den vielfältigen Aufgaben einer Feuerwehr. So beteiligte sich die FF Schlanders auch beim Faschingsumzug, beim Scheibenschlagen und bei den Prozessionen. Seit den 70er Jahren sind in den Baukommissionen auch Feuerwehrleute vertreten. Stark zugenommen haben in den letzten Jahren auch die Suchaktionen. Dabei müssen die Feuerwehren, wie sonst auch, sehr eng mit den verschiedenen Netzwerkpartnern zusammenarbeiten: Bergrettung, Alpenverein, Jäger, Weißes Kreuz, Polizei, Notfallseelsorge, Ärzte, Wissenschaftler, Landesämter und Gemeinden. Aber auch die Betreuung und Informationsweitergabe an die direkt Betroffenen, die Medien und die breite Bevölkerung, stellt die Feuerwehr immer wieder vor neue Herausforderungen. Beim Dreikönigsseminar am 5. Jänner in Schlanders berichtete der Landesfeuerwehrkommandant Wolfram Gapp, dass bei einer Suchaktion im Pustertal von Privatpersonen über Facebook die Bevölkerung aufgerufen wurde sich an der Suchaktion zu beteiligen. Diese an und für sich gut gemeinte Aktion, hat viele negative Begleiterscheinungen. Die Privatpersonen sind nicht versichert und oft schlecht ausgerüstet. Vor allem aber ist ein koordiniertes Vorgehen nicht möglich. Eine gute Vorbereitung und Koordination und die Eingrenzung des Suchgebietes sind aber wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Suche.
Verantwortungsvoller und gesunder Umgang mit Belastungen
Beim Dreikönigsseminar wurde außerdem über den Umgang mit Belastungen gesprochen. Der Notfallpsychologe und Psychotherapeut Wilfried Mairösl referierte ausführlich zu diesem Thema. Bei allen Feiern wird die Hilfsbereitschaft und Kameradschaft betont und die Wichtigkeit des Gespräches nach einem Feuerwehreinsatz. Dabei geht es nicht nur darum, die Abläufe zu verbessern, sondern auch die psychischen Belastungen zu verarbeiten. Bei einem Verkehrsunfall, bei Murenabgängen, Überschwemmungen und bei Bränden kann es Verletzte oder gar Tote geben. Das einfach wegzustecken und in den Alltag zurückzukehren ist nicht immer leicht. Bilder bleiben hängen und Fragen brechen auf. Um das alles aufzuarbeiten und den Kopf wieder frei zu bekommen, kann auch eine psychologische Nachbetreuung notwendig werden. Betont wurde auch, dass es für jeden Feuerwehrmann wichtig ist, bevor er zu einem Einsatz eilt, sich zu fragen, ob er wirklich einsatzfähig ist und anderen helfen kann. Die Feuerwehr war lange Zeit die Domäne der Männer. Zunehmend finden auch Frauen den Weg zur Feuerwehr. Besonders über die Jugendgruppen ist dies der Fall. In Schlanders hat Julia Steiner 10 Jahre lang sehr erfolgreich die Feuerwehrjugendgruppe geleitet und bei der FF Burgeis ist seit dem 6. Februar 2015 Evi Thöni Feuerwehrkommandantin, die erste in Südtirol.
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