Die Niederlassung der Kapuziner in Schlanders war zuerst nur ein Hospiz und wurde erst 1644 vollständig zu einem Kloster ausgebaut; wegen mangelndem Nachwuchs wurde die 374 Jahre alte Klostergemeinschaft am 25. Mai 2018 aufgelassen.
Die Seelsorge samt Kloster und Kirche wurde drei Missionaren des Heiligen Franz von Sales als Leihgabe überlassen. Alle sind froh, dass das Leben im Kloster weitergeht. Die neuen Patres widmen sich besonders der Jugenderziehung und haben bereits regen Kontakt mit der Bevölkerung aufgenommen. Sie stammen aus dem fernen Indien, meist aus kinderreichen Familien, sind sprachkundig und sprechen selbstverständlich auch Deutsch. Wichtig ist bei den Salesianern auch die Krankenpflege und die schlichte Lebensweise.
Bei den nunmehr verabschiedeten Kapuzinern wurde stets ein großer Garten gehalten, wo sich jeder Planzen und Ratschläge holen konnte. Der heilige Franz von Assisi, der den Vögeln predigt und uns beten läßt: „Schwester Sonne und Bruder Tod ...“ er hat würdige Nachfolger gefunden!
Die Glocke im bescheidenen Holztürmchen stammt aus dem Jahre 1647, die Kirche wurde ein Jahr darauf geweiht. Seitdem tönt ihre helle Stimme über Schlanders und läßt die Menschen noch immer teilhaben am Gebetsablauf der neuen Priester.
Immer wieder werden die vier Elemente gelobt. Wasser ist das Element des Täufers, aber auch Feuer, Luft und Erde werden im „Sonnengesang“ gepriesen. Im Garten gibt es eine grottenartige Einsiedelei, im einfachen Kreuzgang einen aus Marmorblöcken gefügten Brunnen. Auf einem kleinen Friedhof für die Kapuziner stehen einheimische Namen und ganz fremdartige aus Bulgarien, aus dem ehemaligen Jugoslawien ... sie lebten still, sie starben still und warten hier auf die Auferstehung in die letzte, eigentliche Heimat.
Die welt- und sprachgewandten Salesianer Missionare bringen Bewegung. Ein spirituelles Zentrum ist im Entstehen. Hochgebildet, vielseitig und praxisbezogen, versuchen die Neuen vor allem mit offenem Herzen in der Jugenderziehung zu wirken.
Die Neugestaltung der Kapuzinerkirche vor 25 Jahren überrascht mit einer Reihe von Kunstwerken, die aus der Naturmystik des Heiligen Franz von Assisi entspringen. Den Text des berühmten Gebetes hat der Bildhauer und Künstler Walter Kuenz aus Martell in Altitalienisch an verschiedenen Stellen der Kirche in Schrifttafeln angebracht. Von ihm stammen auch die Franziskusbüste in Bronze, die Wasser -und Feuerstellen, sowie die Darstellung der Erde. Der Architekt Albert Torggler aus Meran hat die baulichen Neuerungen geschaffen, sowie den Volksaltar und das Lesepult. Beim Einbau der Bodenheizung stieß man auf die Marmorplatten des alten Bodens, die nun wieder freigelegt wurden. Beim neu errichteten Südeingang empfängt fließendes Wasser den Eintretenden. Über eine gewellte Marmorsäule läuft geräuschlos, den Stein wie eine lebendige Haut umfließend, das erfrischende, reinigende Element. Die Tradition des Beichtens bei den Kapuzinern wird auch von den Salesianern fortgesetzt.
Hans Wielander
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