Kapuziner und Salesianer

geschrieben von Ausgabe 8-19

Kapuzinerkloster 1Der Orden der Kapuziner zeichnete sich aus durch Volksnähe, durch aufopfernde Krankenpflege besonders in den Pestjahren des 16. Jahrhunderts. Er war also hilfsbereit und fromm, im Gegensatz zu den adeligen Mitgliedern des Deutschen Ordens, die reserviert und vornehm waren.


Die Niederlassung der Kapuziner in Schlanders war zuerst nur ein Hospiz und wurde erst 1644 vollständig zu einem Kloster ausgebaut; wegen mangelndem Nachwuchs wurde die 374 Jahre alte Klostergemeinschaft am 25. Mai 2018 aufgelassen.
Die Seelsorge samt Kloster und Kirche wurde drei Missionaren des Heiligen Franz von Sales als Leihgabe überlassen. Alle sind froh, dass Kapuzinerkloster5das Leben im Kloster weitergeht. Die neuen Patres widmen sich besonders der Jugenderziehung und haben bereits regen Kontakt mit der Bevölkerung aufgenommen. Sie stammen aus dem fernen Indien, meist aus kinderreichen Familien, sind sprachkundig und sprechen selbstverständlich auch Deutsch. Wichtig ist bei den Salesianern auch die Krankenpflege und die schlichte Lebensweise.
Bei den nunmehr verabschiedeten Kapuzinern wurde stets ein großer Garten gehalten, wo sich jeder Planzen und Ratschläge holen konnte. Der heilige Franz von Assisi, der den Vögeln predigt und uns beten läßt: „Schwester Sonne und Bruder Tod ...“ er hat würdige Nachfolger gefunden!
Die Glocke im bescheidenen Holztürmchen stammt aus dem Jahre 1647, die Kirche wurde ein Jahr darauf geweiht. Seitdem tönt ihre helle Stimme über Schlanders und läßt die Menschen noch immer teilhaben am Gebetsablauf der neuen Priester.
Kapuzinerkloster3Immer wieder werden die vier Elemente gelobt. Wasser ist das Element des Täufers, aber auch Feuer, Luft und Erde werden im „Sonnengesang“ gepriesen. Im Garten gibt es eine grottenartige Einsiedelei, im einfachen Kreuzgang einen aus Marmorblöcken gefügten Brunnen. Auf einem kleinen Friedhof für die Kapuziner stehen einheimische Namen und ganz fremdartige aus Bulgarien, aus dem ehemaligen Jugoslawien ... sie lebten still, sie starben still und warten hier auf die Auferstehung in die letzte, eigentliche Heimat.
Die welt- und sprachgewandten Salesianer Missionare bringen Bewegung. Ein spirituelles Zentrum ist im Entstehen. Hochgebildet, vielseitig und praxisbezogen, versuchen die Neuen vor allem mit offenem Herzen in der Jugenderziehung zu wirken.
Die Neugestaltung der Kapuzinerkirche vor 25 Jahren überrascht mit einer Reihe von Kunstwerken, die aus der Naturmystik des Heiligen Franz von Assisi entspringen. Den Text des berühmten Gebetes hat der Bildhauer und Künstler Walter Kuenz aus Martell in Altitalienisch an verschiedenen Stellen der Kirche in Schrifttafeln angebracht. Von ihm stammen auch die Franziskusbüste in Bronze, die Wasser -und Feuerstellen, sowie die Darstellung der Erde. Der Architekt Albert Torggler aus Meran hat die baulichen Neuerungen Kapuzinerkloster4Kapuzinerkloster 2geschaffen, sowie den Volksaltar und das Lesepult. Beim Einbau der Bodenheizung stieß man auf die Marmorplatten des alten Bodens, die nun wieder freigelegt wurden. Beim neu errichteten Südeingang empfängt fließendes Wasser den Eintretenden. Über eine gewellte Marmorsäule läuft geräuschlos, den Stein wie eine lebendige Haut umfließend, das erfrischende, reinigende Element. Die Tradition des Beichtens bei den Kapuzinern wird auch von den Salesianern fortgesetzt.

Hans Wielander

{jcomments on}

Gelesen 3897 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.