Wobei sein Vater bereits verstorben ist. Marcel absolvierte nach der Pflichtschule die Handelsoberschule Franz Kafka in Meran und ging nach der Matura nach Innsbruck, um Germanistik und Komparatistik zu studieren. Er arbeitete neben seinem Studium in der Naturnser Würstelbude, die sein Vater Josef Zischg mit dessen Bruder aufbaute.
Bis ins Alter von 15 Jahren probierte Marcel sich im Schwimmverein, ging zur Musikschule, versuchte sich als Schauspieler im Theaterverein und in der Pubertät begann er dann zu schreiben. Er war schon immer gern Einzelgänger und Schreiben, so wie er sagt, ist etwas, das alleine stattfindet, zumindest ein großer Teil davon. Dies entspannt ihn. Er ist ab und an gern allein, kann so sehr viel über das Leben reflektieren, auch über sich selbst. Das ist sicher auch ein Grund, warum er mit dem Schreiben begonnen hat. Marcel hat immer gern Welten erschaffen. Schon als Kind war er fasziniert von Märchen, sah sie als Parallelwelten, empfand sie niemals als unrealistisch. Er spürte, dass sie ihm eine Botschaft fürs Leben schenkten, auch wenn er diese nicht immer bewusst verstand, wahrnahm. Was man seiner Meinung nach auch nicht muss.
Auf die Frage hin, wie er sein Talent erkannt hat, meint er, dass es weniger mit Talent zu tun habe, sondern mit Liebe. Marcel ist im Herzen Autor und hat so bemerkt, dass er schreiben will. Er weiß nicht, ob er ein guter Autor ist, das hat auch viel mit Selbstfindung und Selbstbewusstsein zu tun, es ist eine lebenslange Entwicklung. Marcel ist bewusst, dass es schwierig ist, vom Schreiben zu leben, aber das spricht nicht dagegen, diesen Weg zu gehen.
Er wagt den Weg. Seine ersten zwei Bücher sind im Provinz Verlag in Brixen erschienen. Marcel ist diesbezüglich dem Verleger Bruno Klammer und dem Malser Schriftsteller Johannes Unterpertinger, die dies ermöglichten, sehr dankbar. In seinem Heimatdorf war die Neugier für das erste Buch noch groß, mit jedem weiteren Buch schwand das Interesse und es hielten sich nur mehr wenige Leser. Vielleicht auch deshalb, weil Marcel seinem eigenen Stil treu bleibt und nicht dem Publikumsgeschmack folgt. Seine Geschichten, vor allem Kurzgeschichten und Märchen, sind spielerisch angelegt, knapp im Stil, mit offenem Ende. Sie vermitteln einen tieferen Sinn, die Erzählungen sollen die Leser zum Nachdenken und Reflektieren anregen. Manchmal handeln sie von Liebe, trotzdem sind es keine klassischen Liebesgeschichten. Sie führen oftmals ins Absurde, Bodenlose, thematisieren dabei auch andere Arten von Lieben, nicht nur die zwischen Mann und Frau. Dabei sind seine Figuren meist jung, warmherzig und sensibel. Sie agieren zuweilen sehr ehrlich und emotional. Und trotzdem ist den meisten dieser Charaktere gemein, dass sie sich verloren fühlen, weil ihre inneren Sehnsüchte ungestillt bleiben. Ein großes literarisches Vorbild von Marcel ist der amerikanische Autor Raymond Carver (1938-1988). Marcel bewundert dessen Talent, in kurzen Geschichten ganze Romane zu erzählen.
So hat Marcel an mehreren Literaturwettbewerben im In- und Ausland erfolgreich teilgenommen. Bei vielen ist er auch gescheitert, lacht Marcel. Aber einige Kurzgeschichten schafften es im Zuge der Literaturwettbewerbe zur Veröffentlichung. Sehr schön für ihn war, dass sein politisches Märchen von HERR UND FRAU EINFALT durch ein Projekt der EURAC Bozen im Jahre 2014 ins Italienische und Englische übersetzt wurde. Des Weiteren erhielt sein Märchen KAKAPO beim Literaturwettbewerb auf der Buchmesse in Bonn den dritten Preis und erschien dort zum Thema Migration in einer Anthologie des Free Pen Verlags. Diese Auszeichnung in Bonn erhielt er bald nach dem Tod seines Vaters und Marcel betrachtet sie eine Art Abschiedsgeschenk von ihm.
Marcel arbeitet momentan an einem Erzählband, in dem jede Geschichte in einer anderen Stadt spielt. Er bereist dafür die jeweilige Stadt und stellt sich vor, wie es wäre, dort einen Tag lang zu leben. Dadurch entstehen kürzere und längere Erzählungen, die im Außen spielen – eine neue Erfahrung für ihn, denn bis heute hat er seine Geschichten aus dem Inneren heraus, in seinem Zimmer oder in seinem Heimatdorf Naturns, geschrieben. Durch dieses Projekt entdeckt Marcel sich und die italienischen Städte mit ihren architektonischen und bildenden Schönheiten neu. Es öffnet sich für ihn ein neuer gedanklicher Raum, der Geheimnisvolles entfaltet. Bleibt uns nur abzuwarten, was aus dem interessanten Experiment von Marcel wird.
{jcomments on}