Überraschend allerdings ist, dass Pestizide in der Luft in Schlinig und mitten in Mals nachgewiesen worden sind. Dass in Kortsch und in Goldrain nachgewiesen werden, ist weniger überraschend. Trotzdem sorgt dieser Befund für helle Aufregung. Vor allem der Umstand, dass nicht weniger als 14 verschiedene Pestizide gleichzeitig nachgewiesen worden sind.
Karl Bär, im Umweltinstitut München für Agrar- und Handelspolitik zuständig, hat im Malser Biohotel Panorama die Methode und die Ergebnisse erklärt. An vier Standorten, auf dem Gelände des Kräuterschlössls in Goldrain, in einer Biowiese von Ägidius Wellenzohn in Kortsch, im Garten des Malser Apothekers Johannes Fragner Unterpertinger und bei km 7 in Schlinig wurden jeweils zwei Passivsammler mit einer Polyurethanscheibe aufgestellt und zwar von Februar bis August 2018. Die Scheiben wurden alle drei Wochen gewechselt und im Labor auf insgesamt 29 Wirkstoffe hin untersucht, darunter Captan, Chlorpyrifos-methal, Thiocloprid und Fluazinam... mit der als wissenschaftlich ausgegebenen Mengenangabe Nanogramm/Probe/pro drei Wochen. Bär resümiert: Es bestehe eine Dauerbelastung von Pestiziden in der Luft von März bis August. Es stellten sich viele Fragen, etwa was ein Cocktaileffekt nach sich ziehen könne, d.h. wenn mehrere Pestizide gleichzeitig in der Luft seien. Und man habe in Schlinig noch 6 verschiedene Wirkstoffe nachweisen können. Das Fazit von Bär ist gegenüber dem Agrios-Landbau vernichtend: „Es genügen die gute Agrarpraxis und die technischen Maßnahmen zum Schutz gegen Abdrift nicht. Der konsequente Schutz liegt einzig im Verzicht auf Pestizide.“
„Die Ergebnisse machen mir Angst“, sagte BM Ulrich Veith, „wenn man bedenkt, dass das täglich eingeatmet wird.“ Nur ein Grenzwert zähle, so Veith, und der sei Null. Veith legte nach. Er möchte nicht in der Haut jener Bürgermeister stecken, die eine hohe Belastung von Pestiziden in der Luft haben. Als BM sei er schließlich für die Gesundheit seiner Bürger verantwortlich. Im emotional hochgekochten Klima der Pressekonferenz nutze es auch nichts, dass der Direktor der Laimburg Michael Oberhuber darauf hinwies, dass die Daten zur Verbesserung der Situation wertvoll seien, allerdings sei die Belastung sehr gering und wissenschaftlich unbedenklich.
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