Die Weide und Alm-Interessentschaft unter Präsident Paul Warger und den Ausschussmitgliedern Ambros Peer und Gabriel Bernhart ließen in der Vollversammlung abstimmen, dass man diese Erweiterung und Modernisierung angehen wolle. Nach dem einstimmigen Beschluss in der Vollversammlung ging man in die Planungs- und dann in die Umsetzungsphase. Der Malser BM Ulrich Veith, die Ferienregion Obervinschgau und die einheimischen Tourismustreibenden stehen hinter dem Projekt. Ein erster konkret sichtbarer Schritt war vor gut einem Jahr die Verlegung der Abwasser- und Strominfrastruktur von der Alm ins Dorf Schlinig hinaus. Die Interessenschaftsmitglieder haben die Kanalisation in Gemeinschaftsarbeit verlegt. Wind und Wetter konnten dem Vorhaben nichts anhaben. Die Schliniger sind Buggler. Das Fundament für die neue Terrassse wurde im Dezember 2017 gegossen, damit im Frühjahr 2018 die Terrasse für den Sommerbetrieb fertiggestellt werden konnte.
Für die Umgestaltung der Alm wurde dann der Besitzer der Alm mit ins Boot geholt: die Fraktion Schlinig unter Präsident Erwin Saurer. Diese öffentliche Körperschaft hat die Möglichkeit, beim neu aufgelegten LEADER-Programm um Förderungen anzusuchen. Das war für die Finanzierung des Vorhabens enorm wichtig.
Mit der Planung wurde Architekt Siegfried Tappeiner beauftragt. Gemeinsam mit den Auftraggebern wurde viel über Regionalität diskutiert. Man wollte aber nicht nur von Regionalität und Ökologie reden, sondern diese umsetzen. Man entschied sich für eine Vollholzbauweise. Das Besondere dabei: Das Holz kam ausschließlich aus Schliniger Wäldern. Lärche und Zirm wurden in der Örtlichkeit „Fobs“, in der Nähe der Alm, gefällt, vor Ort getrocknet und mit dem Sagschneider geschnitten und dann nach Schluderns und nach Prad geführt. Das Holz für den Dachstuhl hat Schlinig nicht verlassen: vor Ort gefällt, getrocknet, geschnitten und dann eingebaut.
Die Tischlerei Telser aus Schluderns hat das Zirmholz unter anderem für die Innenmöblierung verarbeitet und der Vollholzhaus-Hersteller „holzius“ aus Prad die Lärchenstämme leim- und metallfrei zu Vollholzwänden verarbeitet. Vom Schliniger Larch sei man positiv überrascht, sagen Paul Warger und Erwin Saurer.
Die Schliniger Bauern haben in die Alm rund 3000 Stunden investiert - Leitungsbau, Holzfällen, Zuhilfe beim Holz schneiden, Abbruch und Wiedereinbau der Holzschalung bzw. Vertäfelung der alten Gaststube und viele Arbeiten mehr.
Von außen ist der Zubau vom Bestand mit neuem Schindeldach und Außenfassade genau abgegrenzt und nimmt mit dieser Abgrenzung die bisherige Gaststube mit. So ist eine Bausituation entstanden, die die sommerliche Almkäserei von den Gaststuben trennt. Die Räumlichkeiten für die Gäste sind mehr als verdoppelt worden. Zwei Eingangstüren ermöglichen es, in die alte und in die neue Gaststube eintreten zu können. Die bisherigen Möbel, auch das die konsequente Fortsetzung des ökologischen Gedankens, wurden beibehalten. Allerdings haben die Tische eine neue Tischplatte mit einheimischen Zimholz erhalten. Die Möblierung der neuen Gaststube ist neu und wurde von Architekt Tappeiner designt: Zirmholzbänke, Zirmholzhocker, die an Melkstühle erinnern können, Zirmholztische - alles vom Schliniger Zirm. Kein Wunder also, dass die Besucher in den Gaststuben von Zirmduft empfangen werden. Die Barsituation ist neu und großzügiger gestaltet und lässt ein leichteres Arbeiten von der langjährigen Pächterin Steffi Angerer zu.
Die Küche ist eine gebrauchte. Sie wurde von den Schliniger Bauern in Reschen abgebaut, mit Traktoren nach Schlinig und später auf die Alm transportiert und dort mit Hilfe von Küchentechnikern angepasst und eingebaut. Auch dies im Sinne eines ökologischen Handelns - kleine Kreisläufe, wenn möglich. In der Küche werkelt Roman Marx. Für Roman stellt die neue Küche eine neue Herausforderung dar - neue Handgriffe, neue Herdstelle. Wer Roman kennt, wird die Schliniger Alm guten Mutes besuchen. Denn an der gewohnten Qualität der Speisen wird in der Schliniger Alm nicht gerüttelt.
Die geräumige Terrasse mit Blick ins Tal hinaus ist bereits seit Sommer 2018 in Betrieb und ermöglicht für viele Besucher Sitz- und Blickgelegenheiten. Die Geländer der Terrasse sind mit Schwartlingen beplankt, der Boden ist aus schieferfreiem Zirmholz. Damit sind alle Teile des einheimischen Schliniger Holzes verwertet. Architekt Tappeiner beschreibt es so: Ganz außen die Rinde, also geschnittenes Holz, die Fassade des Gebäudes außen roh, innen gehobelt und Tische und Bänke geschliffen. So sind alle Oberflächen des Holzes, von roh bis feinst geschliffen, sichtbar und erlebbar.
Für die Heizung und für das Warmwasser wird des Alm-eigene E-Werk genutzt. Für Bodenheizung, Küche und Kühlung steht seit Herbst 2018 ein störungsfreier Stromanschluss von Schlinig aus zur Verfügung.
Die Schliniger sind mit den Handwerkern, die mit Fleiß und Hausverstand mit zur Erweiterung der „Alp Planbell“ beigetragen haben, sehr zufrieden: Top Handwerker, Top Qualität, Top Termine.
Die Gesamtkosten für den Umbau belaufen sich auf rund 500.000 Euro, sagen Erwin Saurer und Paul Warger. Über das „Wirtschaftsförderungspaket der Raiffeisenkasse Obervinschgau habe man einen Kredit mit sehr günstigen Bedingungen erhalten und nach der Projekteinreichung im Juni 2017 seien über die LEADER-Schiene rund 80.000 Euro zugesagt und von der für die LEADER-Programme zuständen Lokalen Aktionsgruppe LAG beschlossen. (eb)