Dienstag, 11 Dezember 2018 00:00

Stille Nacht! Heilige Nacht!

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s54sp34 Mariapfarr verkleinertUnesco Weltkulturerbe

Das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ feiert 2018 seinen 200. Geburtstag. Das erste Mal erklang es in Oberndorf und gilt als eines der beliebtesten und bekanntesten Weihnachtslieder. An Weihnachten wird es von rund zwei Milliarden Menschen weltweit gesungen: Auf allen Kontinenten und in über 300 Sprachen und Dialekten. „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ ist UNESCO Weltkulturerbe und Weltfriedenslied, internationales Kulturgut und musikalisches Erbe.  


Der in Salzburg geborene Joseph Mohr schrieb als junger Hilfspriester bereits im Jahr 1816 in Mariapfarr im Salzburger Lungau die berührenden Gedicht-Strophen „Stille Nacht! Heilige Nacht!“. Zwei Jahre später lernte er in Oberndorf bei Salzburg den Lehrer Franz Xaver Gruber kennen und händigte ihm das Gedicht mit der Bitte aus, dazu eine Melodie zu komponieren. Franz Xaver Gruber schien die Tiefe dieser Worte auf Anhieb zu erfassen: Er komponierte ein Lied im wiegenden Siciliano-Rhythmus. Ein Wiegenlied für das neugeborene Jesuskind. Ein Wiegenlied für uns alle. Ein Lied, in dem sich jeder von uns wiederfinden kann. Sich geborgen und aufgehoben fühlt. Der Bekanntheitsgrad des Liedes mag wie ein Wunder anmuten, aber es ist keines. Das Lied ist ein Geniestreich! Vorgetragen wurde es von den beiden in der St. Nikola-Kirche in Oberndorf.   Über den Zillertaler Orgelbauer Carl Mauracher gelangte das Lied nur wenige Jahre danach nach Tirol, wo Anfang der 1830er Jahre das Tiroler Nationalsängertum entstand. Hochmusikalische Bauernfamilien zogen als fahrende Warenhändler durch Europa und traten vor Publikum auf. Vor allem die Geschwister Strasser und die Rainer-Sänger aus dem Zillertal machten das Lied international bekannt: Von Europa, über Amerika und bis nach Russland. Die weitere Verbreitung erfolgte über Missionare.  Das Lied ist längst ein „Welthit“.  Es gibt kaum einen Weltstar, der das Lied nicht irgendwann einmal in seiner musikalischen Karriere interpretiert und aufgenommen hat. Es ist ein Bestseller. Ein Selbstläufer. Man hört sich niemals ab, vielleicht weil es einer ganz bestimmten Zeit im Jahr vorbehalten ist: Der Vorweihnachtszeit, dem Advent und dem Heiligen Abend. Es ist das die Zeit, in der wir uns wieder auf das Wesentliche besinnen möchten: Auf die Familie und das friedvolle Miteinander. Auf die Schlichtheit und den wahren Sinn des Lebens. All das spiegelt sich in „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ und so scheint es zeitlos modern. Der Salzburger Musikschriftsteller und Dramaturg Professor Gottfried Kasparek erklärt, worin dessen Zauber besteht: Es ist ein schlichtes Wiegenlied im getragenen Siciliano-Rhythmus. Dem sagt man Zärtlichkeit und schöne Melancholie nach. Im Barock und in der Klassik wurde er oft für Hirtenidyllen verwendet, nicht nur geistliche, auch sehr weltliche. Der Text lässt sich gut übersetzen. Dem Zauber der innigen Komposition können selbst Menschen nicht entkommen, die anderen Religionen angehören oder Atheisten sind. Dies hat damit zu tun, dass sich darin die Kraft der Weihnachtsgeschichte in einfachen Worten und Motiven spiegelt. Dass die Musik nicht triumphierend klingt, sondern anrührend. Manche Menschen rührt das Lied zu Tränen, was am Schwermut-suggerierenden Rhythmus liegen mag – auch Pamina weint sozusagen singend. Andere bewegt es eher zu einem glücklichen Lächeln. Man kann dazu sogar unter Tränen lachen. Das Lied ist nicht liturgisch und streng, es ist ein Liebeslied für ein neugeborenes Kind. Es ist ein Lied des Friedens, voll klingender Spiritualität, die Grenzen überwindet. Und es ist zeitlos. Es gehört all jenen in der Welt, die guten Willens sind. Und für einen Prominenten wie Bundespräsident a.D. Dr. Heinz Fischer ist Stille Nacht: „Weihnachten war für mich als Kind ein ganz besonderes, großartiges, geheimnisvolles Ereignis, dem ich schon wochenlang entgegenfieberte und der entscheidende Punkt war, wenn meine Schwester und ich am Heiligen Abend eine helle Glocke läuten hörten, die Tür zum Wohnzimmer aufging, der Weihnachtsbaum im Kerzenlicht vor uns stand und wir zu viert – von meinem Vater auf der Gitarre begleitet – voller Rührung „Stille Nacht, Heilige Nacht“ gesungen haben. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Gefühl der Geborgenheit in diesen Momenten bleiben unvergesslich.“
Andreas Waldner

{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 60228 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.