In so manch einer Küche werden fleißig Kekse gebacken und von überall her duftet es herrlich nach Zimt, Orange und Nelken.
Eine besinnliche Zeit steht vor der Tür, die tief verwurzelt ist, in den alten Gebräuchen und Traditionen. Doch Gold, Weihrauch und Myrrhe liegen schon lange nicht mehr unter dem Weihnachtsbaum. Was lag früher unter der immergrünen Tanne? Wie wurde dazumal Weihnacht und Advent gefeiert?
Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt
„Advent haben wir früher eigentlich nicht gefeiert, bei uns gab es nicht einmal einen Adventskranz“, erinnert sich Veronika Maurer-Elzenbaumer, die mit ihrem Mann Herrmann im Martinsheim in Mals lebt. Hermann Maurer aus Taufers im Münstertal besinnt sich hingegen noch gut an den traditionell mit grünen Tannenzweigen geflochtenen Kranz, der mit vier Kerzen geschmückt in der Bauernstube stand. Brauchtum und Glaube waren der wesentliche Bestandteil der Adventszeit, die dezent und leise vonstatten ging. Johann Pazeller aus Planeil erzählt, dass er als kleiner Junge jeden Tag des Advents um fünf Uhr morgens die Rorate besuchte. Diese wurde bei Kerzenschein gefeiert und mit lateinischen Liedern besungen. Ansonsten sei der Advent ziemlich ruhig verlaufen, zelebriert wurde nur das Fest des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember. „Aber ohne die Krampusse“ und ganz bescheiden: es gab ein “Nikolaussackl” mit Nüssen und Orangen. Das eigentliche Weihnachtsfest am 24. Dezember war im Vergleich zur Adventszeit etwas ganz Besonderes.
Oh Tannenbaum
Der Gedanke an die Vorbereitungen am Weihnachtsabend zaubert Veronika ein Lächeln ins Gesicht. Ihre Aufgabe war es immer, das Fleisch vom Dorfmetzger zu besorgen. Auf dem Weg dahin kam Weihnachtsstimmung auf: sie erinnert sich noch daran, wie wunderschön das ganze Dorf in rot-gold geschmückt war, von überall herrliche Düfte entgegenkamen und auf der Straße reges Treiben herrschte. „An diesem Tag waren alle gut gelaunt, das war ein einzigartiges Gefühl, durch die Straßen zu tummeln“. Beim Baumschmücken durfte sie nicht helfen, da es eine Überraschung sein sollte. Doch durch die Holzwand hindurch spähte sie auf den prächtigen Weihnachtsbaum, der mit kleinen Äpfeln, Schokolade, Nüssen und Kerzen geziert war. Auch Rosa Rauch aus Reschen ist mit diesem Brauch betraut, der seit langem zum Winterfest dazugehört. Den Christbaum besorgte immer ihr Mann Josef zusammen mit den Kindern. Den ganzen Sommer über habe er nach einem passenden Baum Ausschau gehalten, meinte sie scherzhaft. Geschmückt wurde der Baum mit „Tschurtschelen“ und „Fuirspeiber“. Später kamen Glaskugeln dazu, von denen einige zu Bruch kamen, da alle Kinder mithalfen, den Baum zu zieren. Auch wurde die selbstgebastelte Krippe am Nachmittag aufgestellt, die die Geburt Christi symbolisiert. Die Schönheit lag damals in der Einfachheit. Auch Kekse wurden in der Vorweihnachtszeit gebacken und auf den Baum gehängt, ergänzt Johann. „Aber als die Feiertage vorbei waren, war der Christbaum leer“, erwähnt der 89-Jährige amüsiert. Während der Christbaum fleißig geschmückt wurde, bereiteten die Frauen der Familie das leckere Abendmahl zu, das meist aus Sauerkraut und Wurst bestand.
Stille Nacht, heilige Nacht
„Alle zusammen waren in der Bauernstube am Tisch versammelt und aßen Kraut und Wurst“ erinnert sich Hermann glückselig. Einige besuchten vor dem Mahl die Messe, auf jeden Fall wurde die Christmette nach der Bescherung besucht. Als die Familien fertig gespeist hatten, wurden volkstümliche Lieder gesungen und die Bescherung von den Kindern schon ungeduldig erwartet. Das Klingeln des Glöckleins bedeutete, dass das Christkind die Geschenke gebracht hatte. „Das Christkind gehört an Weihnachten einfach dazu“, betont Veronika. Sie bekam vom „Christkindl“ beispielsweise eine Strumpfhose. Das blieb ihr noch in Erinnerung, da sie vorher die alte Strumpfhose tragen musste und sich auf eine neue freute. Hermann wurde mit Schulheften und Stiften beschenkt. Rosa erinnert sich noch an ein besonderes Geschenk: sie bekam eine wunderschöne Puppe zum Spielen. Nach der Bescherung gab es Kekse und Tee oder die traditionellen Zelten. Zelten sind flache Gebäcke aus Brotteig mit Nüssen, Feigen und Gewürzen. Rosa erzählt, dass anstelle von Pignoli oft die heimischen „Petschln“ der Zirbe verwendet wurden, da die Pinienkerne sehr teuer waren. Für das kommende Weihnachten wünschen sich alle einstimmig: Gesundheit und Friede. Das sei das Wichtigste und, dass alle aus der Familie zusammenkommen. „Früher ging niemand an Heiligabend ins Gasthaus“, erzählt Johann. Auch der Besuch der Christmette war für einen „guten Christ“ selbstverständlich. So kam es, dass die Familien von überall her durch den tiefen Schnee zur Kirche stapften, um die Geburt Jesu zu feiern. „Heute wird Weihnachten nicht mehr traditionell und kirchlich gefeiert“, meint Johann nachdenklich.In der hektischen Zeit kann leicht in Vergessenheit geraten, dass Weihnachten nichts mit Konsum, Stress und Hektik zu tun. „Die Zeit, die wir uns für andere nehmen und gemeinsam verbringen, ist das Wertvollste“, meint Veronika. Dies ist der wahre Geist von Weihnachten.
Anna Alber
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