Sulden - 19.00 Uhr. Ende Oktober. Es dämmert bereits in Sulden. Bald wird auch das letzte Tageslicht hinterm Ortler verschwunden sein und die herbstliche Stille in dunkler Nacht versinken. Doch für die 15 Bergrettungsmänner in Sulden beginnt erst gerade jetzt ihr Einsatz. Kurz unterhalb der Payerhütte soll sich ein Bergsteiger in Not befinden und muss dringend geborgen werden. Hellleuchtende Scheinwerfer werden rund um den Hubschrauberplatz in Sulden positioniert um den eintreffenden Rettungshubschrauber Pelikan seine Landemöglichkeit anzuzeigen.
Zuerst hört man mitten in der Dunkelheit irgendwo weit oben nur ein surrendes Geräusch, welches immer lauter wird und näher kommt. Dann schließlich werden gelbe und rote Lichter sichtbar bevor der Rettungshubschrauber selbst seinen Scheinwerfer anwirft und sanft am Boden landet.
Jetzt ist´s stockdunkel im Tal nur am Horizont, dunkelblau ein Schimmer. Doch dies reicht dem Piloten um mit seinem Nachtfluggerät den „Übungs- Einsatz“ samt Bergretter, Arzt und Windenmann zu wagen.
Die Suldener Bergrettungsmänner hatten ja bereits früher schon Erfahrungen mit Nachteinsätzen samt Hubschrauberhilfe gemacht. Damals wurde noch die „REGA“ aus der Schweiz zur Hilfe gerufen um Bergsteiger mitten in der Nacht aus der Ortler-Nordwand zu retten.
Nun ist es aber auch für Südtirol soweit. Durften seit einem Jahr bereits “Tagesrand-Flüge“ gemacht werden, so darf die Hubschrauberbesatzung nun mit dem speziell ausgerüsteten Nachtfluggerät bis 22.00 Uhr (man hofft auf zukünftige 24 Stunden Einsatzmöglichkeitt) zu Hilfe eilen und überall landen.
Eine große Erleichterung für all die Bergretter, welche ansonsten bei Nachteinsätzen auf Piste und Berg die Verletzten nur zu Fuß erreichen und unter schwierigen Umständen abtransportieren konnten.
Die Übung beginnt. Die Rotoren drehen sich.. Der Schenwerfer bleckt kurz auf. Vier Bergretter pro Flug steigen jetzt in den wartenden Hubschrauber ein. Dieser surbelt sich langsam nach oben, bleibt kurz über den Köpfen der Schaulustigen im Schwebeflug stehen, um dann in völliger Dunkelheit Richtung Payerhütte zu fliegen. (ck)
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