Aufgeregt und mit bewegter Stimme erzählt seine Tochter Christine Folie Baumgartner bei der Begrüßung vom letzten Wunsch ihres Vaters, seine Bilder in seiner Geburtsgemeinde Mals zu zeigen und der Gemeinde ein Bild zu schenken. Christian Folie ist in Mals geboren und aufgewachsen, er war das 6. von insgesamt 10 Kindern der „Kamplmocher“. Die Kinder mussten überall mithelfen. Zusammen mit Karl Plattner hat Christian Folie Kühe gehütet. Aus diesen Kindheitserlebnissen ist eine lebenslange Freundschaft entstanden. Christian Folie hat bereits als Kind angefangen zu malen und Karl Plattner wolle ihn überreden, die Kunstakademie in Florenz zu besuchen. Er hat sich für die Familie und einen sicheren Brotberuf entschieden, aber sein ganzes Leben lang mit großer Leidenschaft sein geliebtes Hobby gepflegt: die Malerei. Der Vater von Christian Folie starb mit 34 Jahren bei Holzarbeiten. Christian und sein Bruder Ignaz kamen in ein Internat nach Ravenna, um dort die Mittelschule zu besuchen. Nach dem Schulbesuch kehrte er in den Vinschgau zurück und übernahm eine Arbeitsstelle als Schreiber in der Gemeinde Glurns. 1948 heiratet er Paula Wolf aus Glurns und später bereitete er sich privat auf die Matura vor. 1954 wurde er Gemeindesekretär in Völs am Schlern und ein Jahr darauf übersiedelte er nach Völs, wo er mit seiner Frau und den drei Kindern Christine, Robert und Sonia bis an sein Lebensende lebte. Neben seiner Arbeit als Gemeindesekretär absolvierte er ein Wirtschaftsstudium und war dann bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1984 Generalsekretär in der Gemeinde Brixen. In einem Zeitungsartikel beschreibt Christine Folie ihren Vater als schweigsamen, zurückhaltenden und gewissenhaften Beamten, der seine inneren Gefühle in seinen Bildern zum Ausdruck brachte. In der Ausstellung in Mals vom 10. bis 17. August, organisiert von der Bibliothek und der Gemeinde Mals, ist ein Querschnitt seiner Arbeiten und seiner künstlerischen Entwicklung zu sehen.
Feuer der Farbe
Das älteste ausgestellte Bild stammt aus seiner Kindheit. Christian Folie war damals 12 Jahre alt. Es ist ein buntes Landschaftsbild mit Häusern, einem Bach, einer Mühle, eine Berglandschaft mit Zäunen, Bäumen und Blumen. Es ist die Zeit des Faschismus, er schreibt Christian ohne h. Gezeigt werden außerdem Aquarelle, impressionistische Landschaftsbilder, Stillleben und immer wieder Menschen, besonders Frauenköpfe mit großen leuchtenden Augen. Das Auge ist oft versetzt oder geschlossen. Ängste, Existenzängste werden so zum Ausdruck gebracht. Später entstehen Ölbilder und zuletzt vor allem großflächige Bilder in Eitempera. Das sind ausdrucksstarke, abstrakte Farbbilder mit einem kräftigen, strahlenden Gelb und Rot. Ein leuchtendes Blau schimmert durch. Das Bild wird durchzogen von einem finsteren Schwarz. Dazwischen sind immer wieder kleine weiße Flecken und manchmal findet man ein dezentes Grün im Hintergrund. Es sind kräftige, lebendige und fröhliche Seelenbilder, die innere Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen zum Ausdruck bringen, Momente des Glücks, der Freude und der Trauer. Es sind sehr impulsive Bilder, entstanden in einem spontanen Malprozess. Es ist Aktionskunst des abstrakten Expressionismus. Der Entwicklungs- und Reifungsprozess wird sichtbar von den Landschaftsbildern zur abstrakten Kunst, von der figurativen Malerei zur spontanen Bildersprache. Passend zu seinem Werk gab es zum 80. Geburtstag im Jahre 2007 in der Galerie Prisma in Bozen eine Einzelausstellung mit dem Titel „Feuer der Farbe“. 1957 wurde Christian Folie Mitglied des Südtiroler Künstlerbundes. Seit dieser Zeit zeigte er seine Werke in vielen Einzelausstellungen in Bozen, Brixen, Völs, Kaltern und Meran. Im letzten Jahr gab es zu seinem 90. Geburtstag eine Retrospektive in der Galerie Völs. Neben Einzelausstellungen beteiligte er sich immer wieder auch an Kollektivausstellungen des Südtiroler Künstlerbundes in München, Venedig, Rom, Pisa und anderen Städten zusammen mit Karl Plattner, Willy Valier, Josef Kienlechner, Hubert Mumelter und anderen Künstlern aus Südtirol. Mit der Ausstellung in Mals ist ein Traum in Erfüllung gegangen, den Christian Folie zu seinen Lebzeiten nicht mehr erleben durfte. Erfreut über diese Ausstellung und die Begegnung mit einem in Mals geborenen Künstler zeigten sich auch BM Ulrich Veith, Verwandte aus Mals und Glurns und kunstinteressierte Personen. Bei der Ausstellungseröffnung anwesend war auch eine andere bekannte Persönlichkeit aus Mals, welche mit 5 Jahren den Vinschgau verlassen hat, aber immer wieder in den Ort der Kindheit zurückkommt: Arnaldo Di Benedetto, geboren 1940 in Mals, von 1969 bis 2010 Universitätsprofessor für italienische Literatur an der Universität Turin.
Heinrich Zoderer
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