Trotzdem: Die Diskussion um den Wolf ist geprägt von Emotionen - positive und negative. Mehrere Generationen sind ohne Wolf aufgewachsen, ein Erfahrungsschatz für den Umgang mit dem Wolf fehlt,. Deshalb ist ein Anknüpfen an Erfahrungen der Ahnen logisch, auch ein Anknüpfen an Wolfsdarstellungen früherer Zeiten. Auch klar dürfte sein, dass sich die wissenschaftliche Erkenntnislage grundlegend geändert hat. So sagt Andreas Moser: „Wölfe erhalten das Wild fit und gesund.“ Diese Aussage wird belegt mit der Feststellung, dass etwa Gämsen in den Abruzzen aufgrund des Wolfsdrucks ohne Parasiten anzutreffen sind, während bei uns angeschlagene Gämsbestände zu finden sind. Oder auch die in Österreich und in Südtirol häufig vorkommende, vor allem aufgrund der massiven Winterfütterung über Kot aufgenommene „bovine Tuberkulose“ könnte mit dem Weglassen der Fütterung und mit dem Wolf ein Ende haben.
Der in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Naturpark Graubünden, mit den Jägern und Bauern von Müstair angebotene Vortrag von Andreas Moser hat regen Zuspruch erfahren. Rund 150 Personen kamen am 27. Juli in die Turnhalle von Müstair, um den Ausführungen des Schweizer Biologen, Tierfilmer und SRF-Moderator Moser zu lauschen.
Seit 1995 werde der Wolf in der Schweiz nachgewiesen und gesichtet. Wölfe seien von den Abruzzen eingewandert und es gebe seit 20 Jahren gutes Datenmaterial, welches auf unzählige DNA-Proben beruhe. Aufgrund dieser Daten könne die Wanderung einzelner Individuen nachvollzogen werden. Das Kennenlernen des Wolfes sei ein spannender Prozess, sagte Moser. Das in diversen Filmchen auf Youtube gezeigte Verhalten von Wölfen in Gefangenschaft gebe keinen Aufschluss auf das Verhalten im Freiland.
In Europa habe sich der Wolf immer auch in der Kulturlandschaft bewegen müssen und durch die Verfolgung von Seiten des Menschen sei der Wolf einem Selektionsdruck in Richtung scheue Wölfe ausgesetzt gewesen. Unzählige Begegnungen Wolf-Mensch würden seit 1990 dokumentiert - es sei in dieser Zeit kein direkter Kontakt aufgetreten.
Mit einigen Feststellungen ließ Moser aufhorchen: Wölfe jagen ökonomisch, also bevorzugt Tiere mit Handicap. Oder: Wölfe springen selten über Zäune, Stichwort Elektrozaun... Herdenschutzhunde funktionieren gut, denn als Caniden markieren die Hunde das Revier rund um ihre Herden. Dies werde vom Wolf durcahus akzeptiert.
In Graubünden wurden mit den Weibchen F18 und F27 im vorigan Jahr zwei Wölfe nachgewiesen. Der Jäger Jon Gross hat die Begegnung mit einem Wolf im Val Mora im heurigen Frühjahr gefilmt. (eb)
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