Stilfs
Vinschgerwind: Im Jänner war auf der Bürgerversammlung von einem Projekt mit 25 Eigentumswohnungen und 5 Mietwohnungen im Stilfser Altdorf die Rede. Vorher wurde zudem auch eine Bürgerbefragung initiiert, um die Hauptgründe der Abwanderung zu erfassen und gegensteuern zu können. Wie haben sich die Projekte bis heute weiterentwickelt?
Armin Angerer: Man ist weitergegangen und hat mit Architektin Susanne Waiz aus Bozen eine Spezialistin auf dem Gebiet der Sanierungen in sensiblen Zonen beauftragt. Zurückgerudert ist man insofern, als dass man vom Großen ins Kleine zurückgekehrt ist, da viele Experten davon abgeraten haben, um nicht den unverkennbaren Dorfcharakter zu stark zu beeinträchtigen. Also will man klein mit 2 leer stehenden Häusern und 2 Stadeln starten. Die Vorverträge dazu wurden bereits abgeschlossen. Die Idee der Architektin ist, von Neubauten abzugehen und bestehende Bausubstanz durch Sanierungsmaßnahmen so umzuformen, um Eigentumswohnungen modernster Wohnqualität zu schaffen. Des Weiteren ist Frau Waiz der Auffassung, dass solche Sanierungen nicht nur den Dorfcharakter wahren, sondern zudem auch kostengünstiger sein würden. Vorrangiges Ziel der Gemeindeverwaltung ist es, das Altdorf in seiner Eigentümlichkeit zu bewahren. Es mit jungen Stilfsern zu beleben und Wohnqualität zu schaffen, welche auch modernen Ansprüchen voll entspricht: mit Autoabstellplatz, kleinem Garten und einem angemessenen Preisniveau.
Es soll konkrete Pläne zur Erneuerung bzw. Verlegung des Gemeindehauses ins Kulturhaus geben. Wie weit ist die Planung dazu bereits fortgeschritten?
Armin Angerer: In der letzten Klausurtagung des Gemeinderats hat man sich durchgerungen, im Haus der Dorfgemeinschaft auch das Rathaus unterzubringen. Im Vorfeld dieser Entscheidung wurde eine Machbarkeitsstudie für den Neubau des alten Gemeindegebäudes sowie die Sanierung des Hauses der Dorfgemeinschaft erstellt: Kostenpunkt ca. 6 Mio. Euro; für eine kleine Gemeinde wie der unseren also mittelfristig nicht finanzierbar. Also hat man sich nun für die bessere (2 in 1) Lösung entschieden. So wäre im Haus der Dorfgemeinschaft einerseits Platz für Gemeinderäumlichkeiten, Arztambulatorium und Kindergarten, anderseits aber könnte gleichzeitig dazu auch die notwendige energetische Sanierung des Gebäudes vonstattengehen. Architekt Stecher Kurt aus Prad hat nun den Auftrag bekommen, das Vorprojekt mit detaillierter Kostenschätzung zu erstellen. Laut erster Machbarkeitsstudie würden sich die Gesamtkosten hierfür auf ca. 2,2 Mio belaufen. Gleichzeitig könnte das alte Rathaus Raum für Bank, Vereine, Bibliothek und neue Parkplätze schaffen.
Wie weit ist man in Sachen Wassernutzung für die Landwirtschaft bzw. hat man die Grundeigentümer von der Notwendigkeit der Legalisierung bestehender Beregnungsleitungen überzeugt und ist wie geplant einem Bonifizierungskonsortium beigetreten?
BM Hartwig Tschenett: In diesem Falle sind wir nun soweit, dass in jenen Zonen, wo bereits Beregnungsleitungen verlegt sind, diese legalisiert und saniert werden. Auf landwirtschaftlichen Gebieten, wie z.B. den Böden und Gastei, müsste man neu abgrenzen und abstimmen, ob man mitmacht. Ob dieser Weg begehbar ist oder nicht, wissen wir noch nicht, sind aber derzeit dabei, mit allen „Ableitungen“ zu sprechen. Am 15. Oktober jedenfalls findet eine Sitzung mit Walter Gostner statt, welcher auch die Vorstudie dazu erstellt hat. Positiv in dieser Angelegenheit ist die Zusammenarbeit und das Entgegenkommen seitens des E-Werkes von Stilfs. Schwierig ist allerdings, dass das Bonifizierungskonsortium eine 2/3 Mehrheit der Grundeigentümer verlangt, viele aber keinen Bezug zu ihren Feldern mehr haben und daher kein großes Interesse vorhanden ist.
Interview: Renate Eberhöfer
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau