Dienstag, 01 Mai 2018 00:00

Mehr TUN als REDEN

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

s17 145046Es ist Abend geworden an diesem schönen Frühlingstag und Lukas Graiss kommt gerade eben von seiner Montagearbeit in der Firma Hoppe zurück in die Lebenshilfe Schlanders.

von Cornelia Knoll

Gut gelaunt mit einem breiten Lächeln im Gesicht spaziert er schwungvoll zur Türe herein und setzt sich ans Fenster, um mir über seine Arbeit, seinen Alltag  und seine Ansichten des Lebens zu erzählen.


Lukas Graiss wurde vor 47 Jahren in Morter als Ältester von 4 Geschwistern geboren und lebt auch heute noch zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder dort. Hier fühlt sich Lukas sehr wohl, da es seine Heimat ist und er seine freie Zeit inmitten der Natur,  auf den Bergen oder  im Wald  verbringen darf.
Außerdem ist Lukas der Mesner der Kirche Morter und somit ein wichtiges Mitglied der Dorfgemeinschaft. Bereits sein Vater, welcher leider bereits  verstorben ist,  hatte dieses wichtige Amt über und somit war es klar, dass nun auch Lukas in seine Fußstapfen trat.
Jeden Tag vor der Fahrt  zur Montagearbeit sperrt Lukas die Kirchentür auf, um sie am Abend nach Feierabend wieder zu schließen. Wichtiger Bestandteil dieser ehrenamtlichen Arbeit ist neben der Reinigung, auch das Läuten der Glocken, welches vor allem an Festtagen zur Arbeit eines Messners gehören.
„Was mir besondere Freude macht, ist das Mitsingen in der Kirche“, erzählt Lukas mit blitzenden Augen. „Meist singen eh nit so viele  Leute mit und da ich alle Kirchenlieder wirklich auswendig kann, singe ich eben besonders gerne mit.“
Musik war in der Familie Graiss immer schon wichtig. Die Geschwister von Lukas spielten Klarinette, Schlagzeug, und Orgel und somit förderten die Eltern auch Lukas, das Klavierspiel frühzeitig zu lernen.
Da Lukas bereits als Kleinkind plötzlich Anfälle bekam und eine Teillähmung der linken Körperseite erlitt, war es umso wichtiger, dass er lernte diese  mit Hilfe des Instrumentes  zu stärken. Nebenbei erlernte Lukas das Trompetenspielen und  konnte  bald mit Hilfe von Singbüchern Noten  lesen und auch auswendig viele Musikstücke mit seiner Trompete spielen.
Oft wird Lukas mit seiner Trompete  eingeladen, um bei Veranstaltungen der Lebenshilfe oder der Integrierten Volkshochschule sein musikalisches Können vorzustellen. Dabei erfreut er viele Menschen mit seiner perfekt gespielten Trompetenmusik.
In der integrierten Volkshochschule besucht Lukas momentan den Kurs für kreatives Geschichtenschreiben. Geschickt, mit viel Fantasie und großem schreiberischen  Können  entstehen so Geschichten aus dem alltäglichen Leben von Lukas oder eben auch fiktive  Märchen,  welche  miteinander in der Gruppe erfunden werden dürfen und allen riesigen Spaß bereiten.  
„Meine Mutter sagte mir bereits als Kind immer schon, dass ich schreiben solle“, beschreibt  Lukas seinen schriftstellerischen Werdegang.  „Sie sagte, so bekommt man eine schöne Handschrift und lernt früh, sich schriftlich auszudrücken. Außerdem entspannt mich das Schreiben vollkommen  und bereitet mir Freude “, fügt er hinzu.
So hat der junge Mann  aus Morter also schon frühzeitig gelernt, Tagebuch zu schreiben und das Geschehen des jeweiligen Tages  in Worte zu fassen. Geschichten über die  geliebte Arbeit auf dem heimatlichen Bauernhof,  wie auch Erlebnisse  aus Schule und Familie füllen viele seiner Tagebücher.
Dieses schriftstellerische Können sowie seine schöne Schrift  kommt ihm nun bei seiner Tätigkeit als Schriftführer im  Verband „People First“ sowie  in der  Lebenshilfe Schlanders   zugute. Dort ist  Lukas Mitglied  im Ausschuss  des „Lebenshilfe –Vorstandes“, welcher  regelmäßig zusammenkommt, um wichtige Dinge der Lebenshilfe-Gemeinschaft zu besprechen. Hier gehe es besonders darum miteinander zum Wohle der Menschen mit Behinderung zu arbeiten und miteinander ein gutes Auskommen zu finden,  erzählt Lukas. Ihm persönlich sei es sehr wichtig dass Wünsche, Probleme oder Alltägliches sofort besprochen werden, um so ein fröhliches  und gutes Miteinander zu gestalten.
Man müsse einfühlsam sein, um andere verstehen zu lernen und  auch darüber nachdenken, bevor man urteilt. Niemand soll  alleine sein, denn nur für sich alleine sein zu wollen, bedeute  Spaltung , sinniert Lukas. Konflikte müsse  man sofort ausreden um hier auf dieser Welt miteinander gut leben zu können.
„Einfach a bissl mehr auf die Leute schauen,  mehr „Tun als Reden“ und nit einfach warten bis jemand anderer etwas tut… Denn irgendwann ist auch unser irdisches Leben zu Ende und wird in ein göttliches Leben umgewandelt“ , so die berührenden Worte von Lukas, bevor er sich fröhlich auf den Nachhauseweg nach Morter macht.

{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 3988 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.