Nein, die Burgeiserin kickt selbst leidenschaftlich und beherrscht das Fußballhandwerk seit jungen Jahren so gut, dass sie es bereits zum großen FC Bayern München geschafft hat. Die 19- Jährige ist drauf und dran sich das zu verwirklichen, wovon die meisten Sportlerinnen und Sportler träumen: die Profikarriere. Ihre Geschichte, die in einem kleinen Dorf im oberen Vinschgau begann, zeigt dass man für seine Ziele Opfer bringen muss, aber die harte Arbeit am Ende belohnt wird.
Von Burgeis über die Red Lions zu den Bayern
Schon sehr früh entdeckte „Melly“ die Liebe zum beliebtesten Mannschaftssport der Welt. Die ersten Ballkontakte und Fußballspiele absolvierte sie noch in der Bubenmannschaft vom ASV Burgeis. Wenig später erfolgte der Wechsel zu den Red Lions Tarsch, der einzigen Damenfußballmannschaft im Vinschgau. Dort erkannte ihre damalige Trainerin Karin Pohl schon bald, welch großes Talent in dem Mädchen steckte und förderte es fortan. Melanies Liebe zum Fußball wuchs von Tag zu Tag und schließlich fiel die Entscheidung, es im Ausland zu probieren. Unterstützung erhielt sie dabei von ihrer Familie, ihrer Trainerin und ihren Trainern sowie von den Freunden und Teamkameradinnen. Schon bald nach ihrem Entschluss wurde die die junge Kickerin zu Probetrainings beim FC Bayern München und dem SC Freiburg eingeladen. Dort musste sie ihr Talent einmal mehr unter Beweis stellen und im Anschluss hieß es warten, was als nächstes passiert.
Der Tag, der alles änderte
Es war im Jahr 2014, genauer gesagt am 1. April, als sich das Leben von Melanie von einem Tag auf den anderen änderte. Was viele wohl für einen Aprilscherz halten würden war keiner, sondern Mellys größter Wunsch sollte Wirklichkeit werden. An jenem Tag erhielt die damals 15-Jährige die Nachricht, es in die 1. Mannschaft der U17 Damen des FC Bayern München geschafft zu haben. „Vor einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, eines Tages bei einem der besten Vereine der Welt zu spielen!“, freute sich damals die Ballkünstlerin, die auch vom SC Freiburg eine Zusage erhalten hätte. Doch die Kickerin entschied sich schließlich für die Münchnerinnen. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Der Umzug wurde organisiert, eine passende Schule musste gefunden werden und der Abschied rückte immer näher. Am 1. September 2014 erfolgte dann der Umzug in die bayrische Hauptstadt. Plötzlich war Melanie weit weg von ihrer Heimat Burgeis, getrennt von ihren Freunden und Teamkameradinnen und es hieß, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen. Gleichzeitig jedoch stand ihr noch ein großes Hindernis im Weg.
In der Regelung des internationalen Fußball-Weltverbandes FIFA (Fédération Internationale de Football Association) gibt es einen Artikel (Nr.19) der besagt, dass der internationale Transfer von minderjährigen Spielerinnen und Spielern nur genehmigt wird, wenn sie mindestens 16 Jahre alt sind und neben einer fußballerischen Ausbildung auch eine akademische Ausbildung absolviert wird. Da Melanie zum Zeitpunkt ihres Wechsels nach München jedoch erst 15 Jahre alt war, musste sie auf eine Sondergenehmigung hoffen, welche jedoch höchst selten vergeben wird. Einer der bekanntesten Fußballer der Welt, der ebenfalls diese Sondergenehmigung vor vielen Jahren erhielt, war kein geringerer als der Argentinier Lionel Messi. Somit musste die Vinschgerin darauf hoffen, dass man auch in ihr das Potenzial erkennen würde und die FIFA für sie eine der wenigen Ausnahmen machen würde. Und tatsächlich. Fast zwei Monate nach ihrem Umzug nach München gab der Weltverband grünes Licht. Melly war nun offiziell spielberechtigt und konnte mit dem U17 Team der Bayern um die deutsche Meisterschaft kämpfen. Nur kurze Zeit später erfolgte ein weiterer wichtiger Schritt in der Karriere des Vinschger Fußballsterns. Melanie, die nach dem erfolgreichen Abschluss des Abiturs nun Sportbusiness Management an der IST-Hochschule studiert, erkämpfte sich einen fixen Platz in der 2. Mannschaft der Bayern-Damen und bestreitet aktuell mit dem Team die 2. Bundesliga-Süd, wo sie mit „ihren“ Bayern momentan auf dem zweiten Platz hinter Hoffenheim liegt. In der heurigen Spielzeit konnte Melly bereits sechs Treffer erzielen und befindet sich damit in der Torschützenliste auf dem zwölften Platz.
Die „Azzurine“ rufen
Welch großes Potenzial in Melanie steckt hat auch der italienische Fußballverband schon bald erkannt. Bereits vor zwei Jahren jagte Kuenrath im italienischen Nationaltrikot der U17 den Ball über den Rasen. Vor wenigen Wochen erlebte die mittlerweile 19-Jährige dann schließlich das bisher größte Highlight ihrer noch jungen Karriere. Sie wurde vom Auswahltrainer Enrico Sbardella in die italienische U19 -Auswahl berufen. “Ich war sehr glücklich und habe mich gefreut, dass man mich nicht aus den Augen verloren hat“, freute sich Melanie über ihre Nominierung. So durfte sie als eine von 20 italienischen Spielerinnen nach Schottland reisen und an den letzten drei Qualifikationsspielen für die Endrunde der U19 Europameisterschaft, die vom 18. bis 30. Juli in der Schweiz ausgetragen werden, teilnehmen. Nur die Gruppensieger qualifizierten sich für die Endrunde im Sommer. In diesem Vierer-Turnier trafen die Italienerinnen auf Schottland, Russland und Tschechien. Auf den klaren Auftaktsieg gegen Russland (7:1) folgte auch ein Sieg gegen Schottland (4:1). Dabei gelang Melanie der zwischenzeitliche wichtige Führungstreffer zum 2:1. Das entscheidende Match gegen Tschechien endete mit einem 2:2 Unentschieden. Aufgrund der besseren Tordifferenz qualifizierte sich Kuenrath mit ihren „Azzurrine“ für die Finalrunde in der Schweiz.
Melly hat viel geopfert, hat schon sehr früh ihre Heimat verlassen und wusste bereits vor vier Jahren, was es auf dem Weg zum Profi braucht: „Disziplin, keine Verletzungen und Glück“. Die Ballkünstlerin ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, für seine Träume „am Ball zu bleiben“.
Von wegen Männersport
In Südtirol boomt der Frauen-Fußball. Während es früher noch sehr wenig Damenmannschaften gab, so ist die Zahl der Teams in den letzten Jahren um einiges gestiegen. Was den Vinschgau betrifft, so ist die einzige Fußballadresse für Frauen jene vom ADFC Red Lions Raffeisen, die in der Saison 2017/18 eine Mannschaft für die Serie C, eine B-Jugend sowie eine U10-VSS stellen. Die Trainer sind Harald Pöhl, Hannes Pichler, Karin Pohl und Julia Horrer.
Neben den Red Lions gibt es noch zehn weitere Frauenteams in der Südtiroler Fußballlandschaft. Es sind dies Obermais Damen, Jugend Neugries, CF Südtirol Damen, Pfalzen Natz Damen, Klausen Damen, Sterzing, Riffian, Eggental, Brixen und Unterland Damen.
Sehenswertes Tor im Nationaltrikot
Beim Spiel gegen Schottland gelang Melanie der sehenswerte Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1. Unter der Adresse
http://prd.video.polymedia.it/figc/2018/Highlights_Italia_vs_Scozia_metadata.mp4
kann man sich Mellys Tor anschauen.
{jcomments on}