Ich bin in Ungarn geboren und in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Die wirtschaftliche Lage in meiner Heimat war nicht besonders gut, doch meine Familie hat sich gut durchgeschlagen. In Ungarn habe ich eine Ausbildung in einer Fachschule für Gastronomie gemacht, wo ich die deutsche und englische Sprache lernen konnte. „Deutsche Sprache – schwere Sprache“ – eine Aussage, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Trotzdem gefiel mir die Sprache auf Anhieb. Während meiner Studienzeit lernte ich meine große Liebe kennen. Wir beide waren sehr jung, als wir uns in Ungarn das kirchliche „Ja-Wort“ gaben. Da wir beide ein gewisses Fernweh verspürten, entschieden wir uns, nicht länger in unserer Heimat zu bleiben. Wir waren mit einer Deutschsprachigen befreundet, die seit Jahren in Ungarn lebte, ihre Wurzeln aber in Südtirol hatte. Sie war es, die mir die Arbeitsstelle hier besorgte, denn sie ist die Kusine von Monika, der Chefin des Hotels „Goldener Löwe“. Kurz darauf haben wir auch eine kleine Wohnung gefunden. Im Jahr 2000 war es soweit: Mein Vater begleitete uns mit seinem Auto hierher nach Italien. Die ersten Tage waren etwas komisch... Ich verstand nicht viel, da ich nicht auf einen derartigen Dialekt gefasst war. Doch nette Leute haben mir geholfen und es mir erleichtert, mich gut an die neue Umgebung zu gewöhnen. Die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen hier in Südtirol haben mich sehr beeindruckt, ich fühlte mich bald wie zu Hause und fand schnell viele Freunde. Ich habe hier in Südtirol bestimmt mehr Freundschaften geknüpft, als ich es in meiner Heimat jemals tat. Es ist mir wichtig, mit den Menschen gut auszukommen. Das gelingt mir eigentlich sehr gut, ich habe kaum Probleme mit meinen Mitmenschen. Das wiederum zeigt mir, dass ich mich recht gut in die Gesellschaft integriert habe. Auch meiner Frau geht es hier gut in unserer neuen Heimat, wir haben vor zwei Jahren sogar noch einmal (dieses Mal standesamtlich) geheiratet. Wir beide sind Familienmenschen und möchten, dass unsere Kinder (wenn es bald soweit ist) hier aufwachsen, denn wir haben vor, in Südtirol zu bleiben. Und es ist aber auch sehr wichtig, dass wir den Kontakt zu unseren Familien in Ungarn aufrechterhalten. Deshalb besuchen wir sie oft und auch sie kommen häufig zu Besuch. Meinen Eltern fehle ich natürlich sehr, doch sie sind glücklich, dass es mir gut geht.
Meine Frau und ich sind sehr froh, diese Entscheidung, auszuwandern, getroffen zu haben. Wir werden nie vergessen, dass dieses Land uns Ungarn so nett aufgenommen hat!
Veronika Steck und Diana Tschenett
Dieses Portrait entstand im Rahmen des Projekts „Zuhause in der Ferne“ im Schuljahr 2011/12 in der 3B des Sprachengymnasiums Schlanders. Das Projekt begleitete die Fachlehrerin für Deutsch Helga Karner. Der Vinschgerwind bedankt sich bei den Schülerinnen, der Fachlehrerin und den Portraitierten, dass wir die Portraits – dieses und weitere - veröffentlichen dürfen.