Mittwoch, 11 Juli 2012 00:00

Von der Ferdinandshöhe zu Tale

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

Wanderung vom Stilfserjoch nach Trafoi

von Renate Eberhöfer

s28sp1_Jochs28sp123_Wegesrand

Am besten benutzt man den eingerichteten Linienbus, um über die kurvenreiche Passstraße – 48 Serpentinen winden sich imposant den Berg empor - aufs Stilfser Joch inmitten des gleichnamigen Nationalparks zu gelangen, wo zumeist geschäftige Betriebsamkeit vorherrscht. Zur Erinnerung an diesen einmaligen Alpenpass kann man sich in einem Souvenirladen ein kleines Andenken besorgen oder sich vor der Wanderung bei einer auf dieser Höhe ungemein wohlschmeckenden Wurst angemessen laben und den herrlichen Ausblick genießen.


Von der Passhöhe (2.757m) gelangt man auf steilen Pfaden in ca. 15 Minuten Gehzeit weiter auf die 2843m hohe Dreisprachenspitze. Hier endlich kann man sich vom kunterbunten Joch-Trubel lösen und ein fantastisches Bergpanorama mit Rundumblick breitet sich imposant vor dem Besucher aus: Nahezu alle bekannten Erhebungen von Monte Scorluzzo, Bernina, Weißkugel, Similaun zu Tschengelser Hochwand, Angelus, Ortler, Königsspitze bis hin zur Trafoier Eiswand, den Madatschspitzen, Payer-, Tuckett und Geisterspitze lassen sich von hier aus bestens bewundern. Fast, so scheint es, hat man eine unsichtbare Pforte durchschritten und ist in einer faszinierenden Welt voll geheimnisvoller Schönheit - still und atemberaubend - angekommen. Inmitten dieses einmaligen Bergpanoramas folgt man nun dem uralten Höhenweg, welcher angenehm eben bzw. absinkend hoch über dem Talboden von Trafoi verläuft. Entlang dieser ehemaligen Frontlinie des Ersten Weltkrieges finden sich mehrere eiserne Hinweistafeln mit aufschlussreichen Hintergrundinformationen zum Kriegsalltag in Schnee und Eis. Immer wieder trifft man noch auf alte Mauerreste, betonierte Feldküchen und
rostige Konservendosen, aber auch auf wohlgenährte Murmeltiere, welche mit spitzen Pfiffen die idyllische Ruhe jäh durchbrechen. Trotz des rauen Klimas aber widersetzt sich die einzigartige Vegetation mit ungeahnter Artenvielfalt dem unwirtlichen, lebensverneinenden Höhendiktat: Alpen-Krachdistel, Enzian, stielloses Leimkraut, Rausch- und Preiselbeere, Bayrischer Zwerg-enzian, Arnika, Alpenrosen, Edelweiß… ein wahres Kräutersammelsurium, welches das Herz eines jeden Botanikers höher schlagen lässt; die Welt von Murmeltier, Gämse und Steinadler.
Nach dem in einer Mulde liegenden „Lempruchlager“ (benannt nach dem Kommandanten der k. u. k. 164. Infanteriebrigade Ing. Freiherr von Lempruch) beginnt sich der breite Bergpfad merklich zu verschmälern. Bei der darauffolgenden Geländerippe angekommen, sieht man unten im Schuttkessel bereits den Goldsee (2708m). Am nächs-ten Bergrücken, unterhalb der Korspitze, teilt sich der Hangpfad. Nach rechts geht eine markierte Spur vorbei an alten verfallenen Militärbaracken und führt über die Tartscher Alm nach Trafoi hinab.  Der andere Weg – beständig die Weißkugel vor Augen - führt gleichmäßig von Mulde zu Mulde weiter und mündet geradewegs ins Furkeltal, wo der Höhensteig dann etwas steil abfällt und man durch einen Schatten spendenden Zirbelkiefernwald wandernd, endlich die Furkelhütte (2153m) erreicht, wo man auf einer herrlichen Sonnenterrasse bei Speis und Trank vorzüglich entspannen und genießen kann: Vor sich die atemberaubende, hochalpine Bergwelt mit einzigartigem Panoramablick auf den gewaltigen und majestätischen König Ortler – der höchsten Erhebung Tirols. Mit etwas Glück kann man vielleicht auch eine der vielen abgehenden Gletscherabbrüche beobachten, welche von Zeit zu Zeit mit viel Getöse zu Tale donnern.
Wen der ca. 3 - 4stündige Marsch bereits zufriedengestellt hat, kann von der Furkelhütte aus gemütlich per Sessellift zu Tal nach Trafoi gleiten.
Ansonsten führt der Weg weiter zu den restaurierten Festungsanlagen am Kleinboden, welche vom Besucher begangen werden können - informative Bildtafeln zum Geschehen an der Gebirgsfront inklusive. Wiederum teilt sich hier der Weg: Rechts zweigt ein Waldpfad nach Trafoi ab, während es geradeaus zur Prader Alm weitergeht. Das Schellengeläute der Kühe auf den saftigen Bergweiden der Almwiesen ist meist schon von Weitem zu hören. Ganz beharrliche Wandersleut können vor der Alm noch links auf den alten Militärweg wechseln, und über Trada zur bewirtschafteten Stilfser Alm weitermarschieren, um dann weiter über die Stilfser Höfe nach Stilfs oder Prad zu gelangen.
Wichtig bei dieser schönen und unschwierigen Wanderung (Stilfserjoch-Trafoi) ist es, gutes Schuhwerk und ausreichend Trinken im Rucksack zu haben, da man bis zur Furkelhütte keine weitere Möglichkeit mehr vorfindet, Trinkwasservorräte aufzufüllen. Auch sollte man gut auf das Wetter achtgeben, da abrupte Wetterumstürze im Hochgebirge keine Seltenheit sind und im oberen Teil dieser Wanderung keine geeigneten Unterstellmöglichkeiten vorhanden sind.

s29_Panoramas29_Kleinbodens29_PraderAlm


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 3255 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 19 24

titel Vinschgerwind 18-24

titel vinschgerwind 17-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.