Das hat es in der Geschichte des jungen Südtirol noch nicht gegeben: Gegen einen amtierenden Landesrat wird Anklage erhoben und Landesrat Michl Laimer ist zurückgetreten. Der Staatsanwalt Guido Rispoli wirft Laimer unter anderem Amtsmissbrauch und Erpressung vor. Die Vorwürfe hängen mit dem Bereich Energie zusammen, mit der Vorgangsweise bei der Vergabe von Wasser-Konzessionen. Laimer wehrt sich damit, dass er in seinen Entscheidungen ausschließlich das Gemeinwohl im Auge hatte. Im Bozen-zentrierten medialen Alpini-Rausch ist Laimers Rücktritt beinahe zur Fußnote verkommen. Laimer als Bauernopfer eines Systems? Eines Durnwalder-Systems? Sicher nicht. Die Verhedderung in der Energiepolitik ist in der Ausrichtung der SEL vorgegeben. Das Land bzw. die Landesregierung als Konzessionsgeber und in Form der landeseigenen SEL als Konzessionsnehmer. Das konnte und kann nicht gut gehen. Im Grunde musste Laimer aufgrund dieses - politischen - Interessenskonfliktes gehen. Interessant ist die Verarbeitung von Laimers Rücktritt. Ein kurzes rückblickend aufmunterndes Statement von Durnwalder. A bissl Bedauern. Damit hat sich’s. Die Grundausrichtung der SEL steht nicht zur Debatte. Eine verstärkte Gemeinden-Beteiligung, so wie es das Bersani-Dekret von 1998 vorsieht und wie sie die Vinschger Gemeinden seitdem gefordert haben? Pustekuchen. Und schon geht’s zurück in den politschen Alltag. Wer soll Laimers Erbe werden? Durnwalder will Umwelt und Energie selbst übernehmen. Karl Zeller fordert, dass ein Burggräfler auf Laimer folgen soll. Arnold Schuler etwa. Der wär’ auch ein Vinschger. Würden dann die Forderungen aus dem Vinschgau in die SEL vermehrt Einzug halten?