Simon Stecher aus St.Valentin, Pistenraupenfahrer bei den Nauderer Bergbahnen, hat am Ostermontag im dortigen Skigebiet vermutlich diesen Bären gesichtet. Diese seltene Begegnung erzählte er dem Vinschgerwind.
„Ich habe in der Nacht vom Ostersonntag auf Ostermontag den Bären gesehen. Zu zweit sollten wir die sehr steile Tschyeggpiste präparieren. Ich fuhr zum unteren Anhängepunkt, mein Arbeitskollege fuhr zur oberen Hälfte der Skipiste. Ich klinkte die Seilwinde meines Fahrzeuges ein und fuhr in den Steilhang. Es lagen ca. 2 – 3 cm Neuschnee auf der harschen Piste. Plötzlich entdeckte ich seltsam große Spuren. Ich stieg aus und betrachtet diese. „Das ist tausendprozentig die Fährte eines Bären“, schoss es mir durch den Kopf. Ich habe den Pistenabschnitt fertig präpariert und bin dann zum höheren Anhängepunkt gefahren. Auch hier entdeckte ich die Bärenspur. Sie querte die ganze Piste bis zum Heustadel, den ich nun mit dem Suchscheinwerfer anleuchtete. Ich konnte einen schwarzen Fleck sehen, den Bären. Er blieb ruhig. Nach 10 – 15 Sekunden verschwand er hinter dem Stadel. Ich habe weiterpräpariert, den Stadel nochmals angeleuchtet und den zurückgekehrten Bären wieder in der gleichen Pose beim Stadel gesehen. Beim vierten Mal Anleuchten ist er dann eilig davongerannt. Das ist dann ein anderes Gefühl, wenn du einen 120 kg schweren Koloss siehst rennen, als ´zearsch lei bun gean´.
Angst hatte ich keine. Mein Vater ist Jäger. Ich konnte von klein auf mit ihm Wild beobachten. Am Pistenrand habe ich einige Meter Bärenspur nicht zugewalzt. Dorthin rief ich meinen Arbeitskollegen. „ Iaz kimm amoul aussi Kolleigi, i muastr eppas zoagn“, forderte ich ihn auf. Ich sagte nichts. „Ja ist das möglich, das sind ja Bärenspuren! Und hier soll ich kommenden Sommer hüten?“ Mit diesen Worten bestätigte auch mein Kollege, dass die Spur von einem Bären hinterlassen wurde.
Wir fuhren talwärts und entdeckten auf der eben erst präparierten Piste neue Spuren. Der Bär ist dort, wo er aufwärts gegangen ist, wieder hinunter und hat eine Hydrantenpolsterung und den Motorschlitten beschädigt.“
Soweit die Erzählung des Augenzeugen.
Wie „tierwelt.ch“ mitteilt, wurde der Bär „M13“ in der Nähe von Scuol-Schuls betäubt, um ihm erneut ein Senderhalsband anzulegen. Zuvor hatte das Wildtier in einem Gehege eine Ziege gerissen, wie die Bündner Jagdbehörden am Donnerstag mitteilten.
Als Problembären sieht Jagd-inspektor Brosi „M13“ nicht. Vielmehr bestünde im Unterengadin eine Problemsituation. Unten im Tal sei es grün, oben liege noch Schnee. Deshalb streife der Bär immer wieder auf dem Talboden und in der Nähe von Siedlungen herum. (aw)