Schlanders
Allein die Sitzordnung sprach Bände: Abseits von Landeshauptmann Luis Durnwalder und Parteiobmann Richard Theiner hat Klaus Stocker, der Landesjägermeister seinen Platz gefunden. Wider Erwarten ist Stocker zur offiziellen Eröffnung der Hegeschau in den Vinschgau gekommen. Willkommen war er nicht. Denn Stocker, so die Meinung vieler Vinschger Jäger, ist seit dem SEL-Skandal ein Imageproblem für die Jägerschaft. Eines, das man nicht brauchen kann, weil man als Jäger schon per se mit dem Image zu kämpfen habe. Weil Stocker nicht von selbst den Landesjägermeistersessel geräumt hat, wurde gegen ihn knapp zwei Wochen vor der Hegeschau in Schlanders ein Misstrauensantrag von den Vinschger und den Pusterer Vorstandsmitgliedern des Jagdverbandes eingereicht. Doch zur Abstimmung kam’s nicht. Weil man die Mehrheit – knapp – nicht zusammenbekommen hat, zog man den Antrag zähneknirschend zurück und einigte sich darauf, das noch verbleibende Jahr bis zu den Neuwahlen hinter Stocker zu stehen. Mit Kritik sparte man trotzdem nicht: Denn Widerstand hat sich schon vor dem SEL-Skandal gerührt. Stocker vertritt die Jägerschaft gegenüber der Land- und Forstwirtschaft nach Ansicht vieler Vinschger Jäger nur halbherzig. Die Abschusszahlen des Rotwildes wurden mit jedem Jahr nach oben geschraubt, so wie von den Bauern und Förstern gefordert. Die Jäger können die Abschusspläne mit über 1.100 Stück Rotwild trotz intensiver Bejagung seit Jahren nicht erfüllen. Klare Worte fand deshalb der Bezirksjägermeister Berthold Marx bei der Eröffnung der Hegeschau am 17. März: „Ich bin mir sicher, dass mehr Rotwildabschüsse nicht mehr möglich sind und die bisherigen Abschusszahlen nach unten korrigiert werden müssen.“ Stocker reagierte prompt: „Der Rotwildbestand darf nicht weiter anwachsen. Wir müssen das Gespräch und nicht die Kritik suchen. Wir müssen zusammen halten und brauchen Einhelligkeit.“ Damit dürfte er nicht nur die Abschusszahlen des Rotwilds gemeint haben. (ap)